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    Das klebrige Eiweiß

    Foto: baibaz via shutterstock

    Ein Gespräch mit Diätassistentin und Medizinpädagogin Birgit Blumenschein über Glutenunverträglichkeit, erfolgreiche Therapien gegen Zöliakie und wie Spitzensportler mit der Krankheit umgehen.

    Glutenunverträglichkeit ist seit einigen Jahren ein dominierendes Thema – woran liegt das?

    Die Testverfahren haben sich deutlich verbessert. Deshalb wissen wir, dass deutlich mehr Menschen daran erkrankt sind.

    Gluten wird auch Klebereiweiß genannt.

    Vermutete man vor ein paar Jahren noch Ursachen zum Beispiel in einem Reizdarm oder der Psyche, ist heute belegt, dass der Patient an Zöliakie leidet.

    Außerdem ist Ernährung generell ein Trendthema unserer Zeit – da gibt es viele Berührungspunkte.

    Was ist Gluten überhaupt?

    Gluten wird auch Klebereiweiß genannt. Es ist in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen oder Gerste enthalten. Genutzt wird es dort wegen seiner guten Backeigenschaften. Allerdings gibt es eben Menschen, die auf Gluten mit einer Unverträglichkeit reagieren.

    Es existieren nach wie vor große Missverständnisse bei den Begriffen – können Sie aufklären?

    Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms. Patienten vertragen dann aufgrund genetischer Veranlagung das Gluten nicht, das in allen den eben genannten Getreidesorten enthalten ist. Gluten reagiert mit einer Entzündung, wirkt quasi wie ein „Gift“ auf die eigene Schleimhaut und provoziert damit eine Darmschädigung.

    Außerdem gibt es Betroffene, die unter einer Glutensensitivität leiden. Sie haben ähnliche Symptome. In der Regel sind die körperlichen Abwehrreaktionen bei ihnen jedoch nicht so heftig. Diese Unverträglichkeit kann sich zurückbilden.

    Spricht man von einer Weizenallergie, reagiert das Immunsystem des Betroffenen allergisch auf bestimmte Eiweißbausteine im Weizen, welche nicht Gluten sind

    Was passiert eigentlich im Körper, wenn man unter Zöliakie leidet?

    In einem gesunden Körper zerlegt der Dünndarm die Nahrung in seine Bestandteile und nimmt die Nährstoffe über die Zotten der Schleimhaut auf.

    Ideal ist, Gluten in der Nahrung tatsächlich zu vermeiden.

    Bei Betroffenen mit Zöliakie entzündet sich durch das Gluten die Schleimhaut, die Zotten der Darmschleimhaut bilden sich aufgrund der Darmschädigung zurück und der Darm nimmt in Folge zu wenig Nährstoffe auf – mit entsprechenden Defiziten im Körper.

    Welches ist die beste Therapie für Betroffene mit einer diagnostizierten Zöliakie?

    Ideal ist, Gluten in der Nahrung tatsächlich zu vermeiden. In naturbelassenem Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse oder Milchprodukten ist es überhaupt nicht enthalten. Zudem wählt man Produkte, die bewusst glutenfrei hergestellt sind.

    Viele Nahrungsmittel sind inzwischen gekennzeichnet – auf welche vertraut man am besten?

    Das Label „glutenfrei“ ist inzwischen geschützt. Dann gibt es die bekannte Bildmarke mit einer durchgestrichenen Ähre.

    Besonders osteuropäische Staaten hinken der Entwicklung oft noch hinterher.

    Allerdings finden sich inzwischen Abarten dieser Abbildung. Sehr gut klärt die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG e.V.) über diese Kennzeichen auf.

    Sie bringt außerdem jedes Jahr einen Band heraus, in dem alle Lebensmittel mit jeweiligen Deklarationen verzeichnet sind.

    Auch prominente Sportler wie Sabine Lisicki oder Andrea Burke leiden unter der Unverträglichkeit. Was kann man von ihrem Umgang damit lernen?

    Sie wissen, dass es Länder wie Skandinavien oder die USA gibt, in denen sich Lebensmittelhändler und Restaurants mit geschulten Mitarbeitern darauf eingestellt haben. Besonders osteuropäische Staaten hinken der Entwicklung oft noch hinterher.

    Die Einzelsportler machen es daher ähnlich wie der Koch der Deutschen Nationalmannschaft: Am besten glutenfreie Lebensmittel mit auf die Reise nehmen. Hilfreich sind inzwischen auch Apps für’s Handy. Sie zeigen weltweit die Adressen für glutenfreie Nahrung auf.

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