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    Moderne Medizintechnik beim „grünen Star“: Mini-Stents aus Titan gegen den erhöhten Augeninnendruck

    Stattdessen lässt er sich mit zwei winzigen Titanstents behandeln und erfreut sich seitdem an einem gesenkten Augeninnendruck und weggefallener Tropfentherapie. Wir haben mit ihm und seinem Arzt Professor Michael Koss über die Behandlungsmethode gesprochen.

    Udo Stuckmann aus München ist offen, wissbegierig und humorvoll. Langeweile als Rentner? Fehlanzeige! Der 81-Jährige war früher in der Telekommunikation tätig und ist vielseitig interessiert: Er liest gerne, engagiert sich in einer Stiftung und fährt gerne Rad. Die Diagnose „grüner Star“ (Glaukom) trifft ihn vor Jahren unerwartet. Das Erschreckende: Zwar wird ihm der erhöhte Augeninnendruck (kurz: IOD; Intraokulardruck) von 29 mmHg mitgeteilt (die Grenze zwischen normalem und erhöhtem IOD liegt meist bei etwa 21 mmHg), was genau der Wert bedeutet, erklärt ihm jedoch niemand.

    Erst später in einer anderen Praxis erfährt er, dass in seinen Augen mehr Kammerwasser gebildet wird, als abfließen kann – dies verursacht den erhöhten IOD. Um die Schädigung von Sinneszellen zu verhindern, muss eine Drucksenkung erfolgen. Er erkennt: Wie seine Mutter vor ihm ist auch er nun einer der schätzungsweise rund 800.000 deutschen Glaukomerkrankten.

    Auf die Diagnose folgen zahlreiche Tropfentherapien für Herrn Stuckmann. Wenn er an die Zeit zurückdenkt, sagt er: „Tropfen waren ein Müdemacher.“
    Aus diesen Gründen entscheidet er sich nach eingehender Beratung mit seinem Münchner Arzt Professor Michael Koss vom Augenzentrum Nymphenburger Höfe für eine innovative Behandlungsmethode mit Mini-Stents aus Titan.

    „Es klappt nicht gut, sondern ausgezeichnet!“

    Angst vor dem ambulanten Eingriff hat Udo Stuckmann nicht, denn er vertraut seinem Arzt vollkommen. Die winzigen Stents (Durchmesser: 0,3 mm; Länge: 0,4 mm) sollen einen schnellen Durchstrom von Flüssigkeit bewirken. Das Implantat stellt eine Verbindung zwischen der vorderen Augenkammer und dem natürlichen Abflussweg des Kammerwassers her, was zur signifikanten Senkung des Augeninnendrucks führen kann.

    Bei Herrn Stuckmann werden beide Augen nacheinander operiert. Schmerzen hat er zu keinem Zeitpunkt. Praktisch: Da der Rentner auch an einem Katarakt („grauer Star“) leidet, konnten die Stents in Verbindung mit einer Kataraktoperation eingesetzt werden.

    Die operative Herausforderung beim Einsetzen der Stents bewertet Professor Koss als durchaus anspruchsvoll. Er erklärt: „Man muss sich eingehend damit beschäftigen. Es gibt definitiv eine Lernkurve. Ich denke aber, wenn man die Technik beherrscht und gut selektiert, dann ist es eine sehr schöne Sache für das entsprechende Patientenkollektiv.“ Einer, der hiervon profitiert hat, ist Herr Stuckmann. Auf die Frage, was er sich von den Stents erhofft hat, antwortet er: „Dass ich nicht mehr tropfen brauche, mein Augendruck wieder normal ist und ich keine Angst mehr vor einer Erblindung haben muss – alles ist eingetreten. Es klappt nicht gut, sondern ausgezeichnet.“

    „Am besten dokumentierte und publizierte Datenlage“

    Mit dem Behandlungsverlauf seines Patienten ist auch Professor Koss zufrieden: „Bei ihm haben wir wirklich eine außerordentlich schöne Drucksenkung erreicht.“ Seiner Einschätzung nach ist das Verfahren für Patienten geeignet, die eine anatomisch passende Kammerwinkelstruktur besitzen und ein mildes bis moderates Glaukom aufweisen.

    Einen Vorteil des Stents sieht er darin, dass die notwendige Therapietreue beim Tropfen wegfällt: „Wenn es uns gelingt, die Tropfengabe zu minimieren oder gar zu eliminieren, dann muss der Patient nicht mehr daran denken, ordentlich zu tropfen.“ Den Stent als solches bewertet er als sehr gut verträglich und führt an, dass es sich um ein sehr sicheres Verfahren handelt, wenn der Operateur es beherrscht. Besonders lobend hebt er hervor, dass der Stent „die am besten dokumentierte und publizierte Datenlage besitzt“.

    Eine Studie beispielsweise liefert überzeugende Daten zur Drucksenkung: 66 Prozent der Patienten hatten auch nach zwölf Monaten einen dauerhaft gesenkten Augeninnendruck von unter 18 mmHg ohne Medikamente.

    Das Glaukom bezeichnet er als „momentan spannendsten Bereich in der Augenchirurgie“, weil sich hier viele Entwicklungen hervortun. Für die Zukunft wünscht sich der Münchner Augenarzt, ebenso wie viele seiner Kollegen, ein implantierbares Produkt, welches mit Medikamenten bestückt ist. Zudem äußert er den Wunsch nach weiterer Forschung, um stammzellenbasiert oder gentherapeutisch Zellen im Auge wieder aufzubauen. Bis es so weit ist, wird er, wie bei Herrn Stuckmann, den Stent als eine Behandlungsoption einsetzen.

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