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    Künstliche Kniegelenke

    Immer häufiger werden künstliche Kniegelenke in Deutschland eingesetzt. Foto: Araleboy via Shutterstock

    Auf das Bewegungsmuster des Gelenks kommt es an.

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    Prof. Dr. Dipl.-Ing. Volkmar Jansson

    Direktor der Orthopädischen Klinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München Campus Großhadern

    Das Kniegelenk ist neben der Hüfte das am häufigsten von einer Arthrose betroffene Gelenk. Dabei kommt es zu einem fortschreitenden Verschleiß des Gelenkknorpels. Während im Frühstadium noch konservative Maßnahmen zu einer Schmerzlinderung führen können und in jedem Fall versucht werden sollten, ist bei einem fortgeschrittenen Gelenkverschleiß oft der Ersatz durch ein Kunstgelenk nicht vermeidbar.

    Mit über 150.000 jährlich in Deutschland eingebauten künstlichen Kniegelenken handelt es sich hierbei grundsätzlich um einen Routineeingriff. Im Gegensatz zum Hüftgelenksersatz sind nach der Implantation einer Knieprothese jedoch bis zu 20% der Patienten mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Verantwortlich hierfür ist das komplexe Bewegungsmuster des Kniegelenks.

    Während es sich bei dem Hüftgelenk um ein einfaches Kugelgelenk handelt, besteht das Kniegelenk aus 3 Anteilen (dem inneren und äußeren Kniegelenk sowie dem Gelenk an der Rückfläche der Kniescheibe).

    Bei der Kniebeugung kommt es zu einem komplexen Bewegungsablauf der 3 Gelenkbereiche. Dabei vollzieht der Oberschenkelknochen am inneren Kniegelenk hauptsächlich eine Drehbewegung auf dem inneren Schienbeinkopf, während es am äußeren Kniegelenk zu einer Kombination aus einer Drehbewegung und einer Gleitbewegungen des Oberschenkelknochens von vorne nach hinten kommt. Zugleich gleitet die Kniescheibe über den vorderen Anteil des Oberschenkelknochens in einer komplexen S-förmigen Bewegung.

    Moderne Prothesenmodelle gehen zwar immer mehr auf die besonderen Bewegungsabläufe des Kniegelenks ein, es ist aber bis heute nicht möglich, alle Aspekte des natürlichen Ablaufs zu rekonstruieren. So kommt es nach dem Kunstgelenkersatz gehäuft zu Schmerzen im Bereich der Kniescheibe und an den Ansätzen der Bänder und Sehnen.

    Deshalb ist es laut Prof. Jansson unerlässlich, das Kunstgelenk so einzubringen, dass die Seitenbänder und die knieübergreifenden Sehnen in Streckung sowie in Beugung auf der Innen- und Außenseite gleichmäßig gespannt sind (sog. „ligament balancing“). Gleichzeitig muss eine optimierte Führung der Kniescheibe im künstlichen Gleitlager erzielt werden.

    Mit Hilfe aufwendiger Computersimulation wurden im Labor für Biomechanik und Experimentelle Orthopädie der Ludwigs-Maximilians-Universität spezielle Operationstechniken entwickelt. Dies ist insbesondere bei Patienten mit einer Achsabweichung, einem O-Bein oder X-Bein, wichtig.

    Durch die Korrektur der Beinachse während der Prothesenimplantation kommt es zu erhöhten Anforderungen an die Operationstechnik. Eine zu geringe Spannung eines Seitenbandes führt dann zwangsläufig zu einer Instabilität des Gelenkes mit dauerhaften Beschwerden.

    Werden diese Operationstechniken konsequent angewandt, kann die Zahl der unzufriedenen Patienten reduziert werden. Deshalb begrüßt Prof. Jansson die Qualitätsinitiativen der letzten Jahre mit der Gründung einer Zertifizierung für Endoprothesen-Zentren (nach EndoCert) und der Initiierung eines deutschlandweiten Endoprothesen-Registers (EPRD). Diese Maßnahmen sollten in den nächsten Jahren zu einer weiteren Verbesserung der operativen Versorgung von Patienten mit Kniegelenksarthrose führen. 

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