Home » Krankheitsbilder » Orthopädie und Sportmedizin » „Wer nicht laufen kann, kann im Sitzen üben!“
  • Krankheitsbilder

    „Wer nicht laufen kann, kann im Sitzen üben!“

    Gisela Schwarz im Gespräch über ihre erfolgreiche Hüft-Op. Foto: Privat

    Nach einer erfolgreichen Hüft-OP sprechen wir mit Gisela Schwarz vom Lübecker SchmerzLOS e. V. über die Suche nach dem richtigen Arzt, die richtige Entscheidung – und die richtige Einstellung.

    Sie wurden an der Hüfte operiert – was war „das Problem“? Wie hat es sich zuerst geäußert?

    Das war etwa 2015, da fing die linke Hüfte an wehzutun. Bei längerer Belastung, auf Spaziergängen, irgendwann dann eigentlich immer beim Laufen. Nach einer Weile musste ich einfach sagen: „Oh, das geht gar nicht!“ Ich bin dann zum Orthopäden gegangen, hatte Physiotherapie, habe auch spezielle Übungen dafür gemacht; ich mache ja schon seit 35 Jahren Gymnastik und Yoga …  

    Waren die Schmerzen vor diesem Hintergrund besonders „überraschend“? Nach dem Motto: „Ich mache doch Yoga, wieso sollte mir was wehtun?“

    Ach (lacht)! So kleine Problemchen kommen eben mit der Zeit! Also in dem Sinne war ich nicht überrascht. Eher neugierig, was denn da jetzt los ist. Denn die Schmerzen wurden, wie gesagt, immer schlimmer. Irgendwann rafft man sich ja gar nicht mehr auf, was zu unternehmen, weil es einfach beschwerlich ist. Man ist nur noch damit beschäftigt, irgendwo hinzukommen – anstatt wirklich zu erleben, was man gerade macht.  

    Wie ging es dann weiter? „Ärztemarathon“?

    Kann man so sagen. Also, erst mal bin ich zum Orthopäden, da wurde geröntgt – aber das Einzige, was man da machen wollte, war Hyaluron spritzen. Das soll die Schmerzen lindern und auch ein bisschen die Gelenke schützen, also den Verschleiß verlangsamen, allerdings sind diese Spritzen nicht gerade billig – und man muss sie selbst bezahlen.

    Natürlich.

    Das habe ich also nicht gemacht. In einer Schmerztherapie, die ich eigentlich aus anderen Gründen gemacht habe, wurde schließlich festgestellt, dass ich im Lendenwirbelbereich eine Verengung und einen Bandscheibenvorfall habe, da hieß es: „Aha, das kann auch davon kommen.“

    Lassen Sie mich raten: Da kam es aber nicht von.

    Richtig. Dann war ich bei einem anderen Orthopäden, der hat auch noch mal geröntgt – und mir gleich einen Kostenvoranschlag gemacht über ein ganzes Paket Hyaluronspritzen. Vielleicht kurz zur Erklärung: Auf dem Röntgenbild ist ein Gelenkspalt zu sehen. Die Idee ist, dass man da „was reinspritzt“, und dann „hält das“. Aber ich habe schon so oft gehört, dass das gar nichts bringt, da bin ich also auch nicht wieder hin. Dafür war ich wegen der Bandscheibe noch mal bei einem Neurochirurgen,  und …

    … der wollte etwas spritzen?

    Diesmal sogar mit computergesteuerten Spritzen (lacht)! Da hätte eine so viel gekostet wie sonst das ganze Paket. Okay, nach einem weiteren Gespräch mit meiner Schmerztherapeutin bin ich dann bei einem Spezialisten für Hüft- und Kniegelenke gelandet, und der meinte schließlich, das müsste man operieren. Die Indikation: dekompensierte Coxarthrose. Da hätte keine Spritze viel geholfen, da mussten massive Osteophyten und ausgeprägte Zysten entfernt werden. Also habe ich mich operieren lassen.

    Das klingt jetzt fast, als ob das auf einmal sehr schnell ging.

    Na ja! Die OP war im November 2016, das waren also schon eineinhalb Jahre, in denen es immer schlimmer wurde. Ich konnte ja inzwischen fast gar nichts mehr, hatte erst einen Gehstock, dann einen Rollator – also da musste einfach was passieren. Und mir war auch wichtig, dass ich den Arzt kannte, der mich operiert, und dass das nicht in irgendeiner großen Klinik war, wo alles so anonym ist.

    Und die Operation selbst verlief dann reibungslos?

    Ja, das muss ich wirklich sagen. Und auch danach ging es doch sehr schnell, ich konnte schon am nächsten Tag aufstehen und belasten – ganz vorsichtig natürlich –,  aber das ging schon wunderbar. Na, und dann fing gleich die Physiotherapie an, man hat so ein Gerät am Bett, dann vorsichtig weiter mit Gehhilfen, eben eins nach dem anderen. Natürlich gibt’s noch eine Weile den Wundschmerz, es ächzt ein bisschen im Gebälk, aber im Vergleich zu vorher war das ja die reinste Freude (lacht)!

    Jetzt ist also „alles wieder gut“?

    Alles wieder gut!

    Da können wir ja nur gratulieren, super! Was würden Sie sagen war – oder ist – am Wichtigsten im Umgang mit Schmerzen?

    Dass man in Bewegung bleibt! Man muss „dranbleiben“. Wenn man nichts macht, wird alles schon nach ein paar Tagen schlimmer. Ich habe da ein bisschen die Zähne zusammengebissen – und bin zehn Tage nach der OP gleich in die Reha gekommen für drei Wochen. Nach sechs Wochen konnte ich mich wieder prima bewegen, wieder Auto fahren und alles. Das ist mir ganz wichtig: Keine Ausreden suchen, da macht man sich nur selbst das Leben schwer. Selbst wenn man nicht laufen kann – dann macht man eben Übungen im Sitzen!

    INFORMATION

    Informationen zu den Selbsthilfegruppen der SchmerzLOS e.V. finden Sie hier unter: www.schmerzlos-ev.de.

    Nächster Artikel