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    Ich höre was, das du nicht hörst!

    Was ist Tinnitus?

    Tinnitus ist ein Symptom, das mit einem mehr oder weniger starken Klingeln, Pfeifen, Rauschen, Brummen, Piepsen oder Pochen in einem oder beiden Ohren beginnt. Dauert der Tinnitus länger als drei Monate, spricht man von „chronischem Tinnitus“. Dieser kann die gesamte Wahrnehmung beeinflussen und das Leben der Betroffenen unerträglich machen.

    Wie entsteht Tinnitus?

    Sehr häufig wird der Tinnitus durch das Hören überlauter Musik, Lärm, eine dauerhafte Belastung des Gehörs oder ein Knalltrauma verursacht. Und das geht schneller, als man denkt: Schon ab einem konstanten Lautstärkepegel von 85 Dezibel spricht man von einem Lärmarbeitsplatz, und Ärzte empfehlen, Hörschutz zu tragen. In Klubs sollte Musik idealerweise unter 100 Dezibel laufen. In der Realität sind es oft mehr als 120 Dezibel. Vermutet wird, dass auch starke psychische Belastungen wie Stress in der Schule oder im Beruf Auslöser für einen Tinnitus sein können.

    Die Ursachen für die Entstehung eines Tinnitus sind vielfältig.

    In all diesen Fällen kann es zu einer Schädigung der inneren und äußeren Haarzellen im Innenohr kommen, wodurch akustische Signale fehlerhaft im Gehirn weiterverarbeitet werden. Zu irgendeinem Zeitpunkt verselbstständigt sich dann der Tinnitus und es gelingt dem Gehirn nicht mehr – anders als üblicherweise bei anderen, unwichtigen Hintergrundgeräuschen –, akustische Informationen aus der Wahrnehmung auszublenden.

    Der Tinnitus kommt somit nicht „aus dem Ohr“, sondern er findet „zentral“ statt – nämlich in dem Teil des Gehirns, das unsere Gefühle verarbeitet, im Hörzentrum unseres Gehirns und im autonomen Nervensystem. Aus diesem Grund kann ein Tinnitus auch dann noch weiter bestehen, wenn der Hörnerv durchtrennt wurde und gar keine Schallsignale mehr vom Ohr zum Gehirn weitergeleitet werden können.

    Was tun, wenn es im Ohr pfeift?

    Die Ursachen für die Entstehung eines Tinnitus sind vielfältig. In jedem Fall ist eine genaue medizinische Untersuchung der Betroffenen notwendig, beispielsweise durch einen HNO-Spezialisten, Neurologen, Internisten und/oder Orthopäden. Nur sie können eine physische Erkrankung des Innenohrs, eine Verengung der großen Halsgefäße, eine Abnutzung der Halswirbelsäule, Kiefergelenkstörungen sowie eine Reihe von internistischen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck ausschließen.

    Wie lässt sich Tinnitus behandeln?

    Tinnitus lässt sich derzeit noch nicht heilen. Und da kein Tinnitus dem anderen gleicht, muss für jeden Betroffenen ein geeigneter Therapieweg gefunden werden. Ziel der Behandlung ist es, dass die Patienten lästige Geräusche gar nicht beziehungsweise nicht mehr so stark und störend wahrnehmen. Spezialisten sprechen in diesem Zusammenhang von der „Abkoppelung unerwünschter Signale“. Diese Abkoppelung kann im chronischen Stadium aber bislang nicht durch Medikamente herbeigeführt werden.

    Tinnitus und Lärmschwerhörigkeit zählen zu den am häufigsten auftretenden Berufskrankheiten der Gegenwart.

    Erforderlich ist vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz: Die sogenannte „Tinnitus-Retraining“-Therapie kann helfen, die Lebensqualität der Patienten entscheidend zu verbessern. Allerdings nur, wenn die Patienten kontinuierlich und aktiv mitarbeiten. Das erfordert neben großem Engagement vor allem viel Einsicht und noch mehr Geduld: Üblicherweise dauert eine Tinnitus-Retraining-Therapie zwölf bis 24 Monate. In jedem Fall ist der Erfolg eine Teamleistung, bei der Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Orthopäden, Neurologen und Hörgeräteakustiker interdisziplinär zusammenarbeiten – immer tatkräftig unterstützt durch den Betroffenen.

    Wie kannst du dich schützen?

    Tinnitus und Lärmschwerhörigkeit zählen zu den am häufigsten auftretenden Berufskrankheiten der Gegenwart. Ob in der Industrie, auf dem Bau, bei der Arbeit mit Maschinen, in der Freizeit beim Fußballspiel oder im Musikklub: Wer sich dauerhaft ungeschützt hohen Lärmpegeln aussetzt, schädigt sein Gehör. Außerdem reagiert der menschliche Körper, bevor es wirklich zur Schwerhörigkeit kommt, schon lange auf Lärm und Stress, beispielsweise mit Bluthochdruck, Nervosität, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Beschwerden. Das mindert nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Betroffenen in Alltag und Beruf ganz erheblich.

    Bevor es zu derartigen, dauerhaften Schädigungen kommt, sollte Vorsorge getroffen werden, um die Ohren effektiv zu schonen. Bereits einfache Gehörschutzstöpsel leisten im Alltag oder während eines lauten Konzerts gute Dienste dabei, die empfindlichen Sinneszellen im Innenohr vor Überlastungen zu schützen.

    Beim Musikhören über einen MP3-Spieler empfehlen Ärzte moderne Bügelkopfhörer, mit denen es keine Druckschäden wie bei den kleinen Stöpseln gibt und der Gehörgang nicht nach außen abgedichtet wird. Personen, die berufsbedingt großem und/oder dauerhaftem Lärm ausgesetzt sind, sollten ebenfalls auf professionelle Gehörschutzlösungen zurückgreifen.

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