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    „Es war so etwas wie eine Lebensbeichte“

    Bereits seit Ende 2004 leiden Sie an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis Ulcerosa. Wie hat sich die Krankheit bei Ihnen bemerkbar gemacht?

    Ich musste, wie aus dem Nichts, ganz oft auf die Toilette. Und ich habe dann auch festgestellt, dass ich Blut verliere. Ich ging zu meinem Hausarzt und berichtete ihm darüber. Er glaubte mir nicht und wollte sichergehen, sodass ich einen Okkult-Test machen musste. Der Befund war positiv. Daraufhin musste ich im Januar 2005 zur Darmspiegelung und bei mir wurde Colitis Ulcerosa diagnostiziert.

    Wie haben Sie auf die Diagnose reagiert und inwiefern hat sich seitdem Ihr Leben geändert?

    Es war natürlich im ersten Moment ein Schock für mich. Ich wusste ja gar nicht, was das eigentlich für eine Krankheit ist. Es war einfach Neuland für mich. Ich war ja bis dahin topfit und war ganz selten krank. Mein Hausarzt hat mich dann ein wenig darüber aufgeklärt. In Folge dessen habe ich mich dann noch intensiver mit dieser Krankheit befasst. Ich habe in den Folgemonaten leider viel Blut verloren, ich konnte meinen Alltag nicht mehr bewältigen.

    Es war keine einfache Zeit.

    Es war sehr schwerwiegend, ich war nicht mehr leistungsfähig, konnte noch nicht einmal mehr normal duschen, ohne dass ich fast ohnmächtig geworden bin. Mein Alltag war nur noch von dieser Krankheit bestimmt. Mein Hausarzt hat mich dann ins Krankenhaus überwiesen. Ich lag fast einen ganzen Monat im Krankenhaus, vollgepumpt mit einer hohen Dosis Kortison. Das war im Jahr 2005.

    Im Laufe der Jahre war ich immer wieder Stammgast bei meinem Hausarzt und weitere Krankenhausaufenthalte kamen hinzu.

    Ich musste mich gezwungenermaßen nach der Krankheit richten. Die Krankheit hat sozusagen mein Leben kontrolliert. Es gab immer wieder Phasen, wo sich die Krankheit extrem unangenehm bemerkbar gemacht hat. Bis zum heutigen Tag war ich leider nie ganz beschwerdefrei. Die Krankheit hat mich teilweise isoliert.

    Ich konnte meine Wohnung in der Anfangszeit und bei akutem Schub nur ganz selten verlassen. Schlafstörungen kamen hinzu, da ich oft die ganze Nacht auf die Toilette musste. Stimmungsschwankungen und depressive Phasen waren das Resultat. Immer wieder musste ich Kortison einnehmen. Es war einfach ein Teufelskreislauf. Niemand kann dies nachvollziehen, der nicht selbst davon betroffen ist. Es ist auch schwierig es jemanden zu erklären, weil derjenige es nicht selbst miterlebt hat.

    Ich habe oft daran gedacht mein Leben zu beenden. Es war keine einfache Zeit. Aber irgendwie war die Hoffnung stärker, dass es mir irgendwann mal besser gehen wird. Durch diese Krankheit habe ich gelernt das Leben mehr zu schätzen und einfach dankbar zu sein. Ich habe dadurch auch mehr auf meine Ernährung geachtet. Nichts im Leben ist selbstverständlich. Das wichtigste im Leben ist: GESUNDHEIT!

    Seit Dezember 2014 ernähre ich mich ausschließlich vegan.

    Man sollte bitte aufhören, Leute, die auch von dieser Krankheit betroffen sind, untereinander zu vergleichen, da es meistens unterschiedlich Krankheitsverläufe gibt. Es gibt zum Beispiel Personen, die jahrelang beschwerdefrei sind. Jedoch gibt es auch Personen, bei denen genau das Gegenteil zutrifft. Es gibt Leute, die mit dieser Krankheit gut umgehen können, wiederum gibt es aber auch Leute, die in keinster Weise damit zurechtkommen.

    Ich habe ein wenig gelernt mit dieser Krankheit zu leben. Die Menschen, die davon nicht betroffen sind, können sich einfach nicht vorstellen, wie man sich fühlt mit so einer Krankheit. Es ist sehr belastend. Es zermürbt dich. Seit Dezember 2014 ernähre ich mich ausschließlich vegan. Ich habe festgestellt, dass es mir gut tut, nicht nur gesundheitlich, sondern auch seelisch. Es fühlt sich gut an.

    Während Ihres Aufenthalts im Dschungel-camp haben Sie Ihr Leiden zum ersten Mal öffentlich thematisiert und vielen Menschen damit  aus der Seele gesprochen. Warum haben Sie sich dazu entschieden?

    Ich habe ja lange genug geschwiegen, ich wollte mich eben öffnen und den Menschen mitteilen, was mich in meinem Leben am meisten belastet. Es war so was wie eine ‘’Lebensbeichte’’. Ich habe gehofft, dass die Leute Verständnis dafür haben und mich nicht verurteilen, was sie vorher ja ganz oft getan haben. So hatte ich die Chance mich selbst zu erklären. Gewisse Verhaltensweisen meinerseits resultieren aus dieser Krankheit, aber auch aus meiner Kindheit. Es hat sich eben vieles angestaut, es war einfach der richtige Zeitpunkt darüber zu sprechen.

    Was würden Sie Anderen raten, die ebenfalls unter schweren Magen-Darm-Beschwerden leiden?

    Es ist schwierig anderen Menschen etwas zu raten. Aber eins kann ich sagen: Lasst Euch bitte von dieser schwerwiegenden Krankheit nicht unterkriegen. Es gibt immer Hoffnung. NEVER GIVE UP!

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