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Herzschwäche ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Ein Gespräch mit Dr. Jens Placke, von der zertifizierten Spezialpraxis für Herzinsuffizienz in Rostock, über Ursachen und geeignete Therapien gegen diese Erkrankung.  

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Dr. Jens Placke

Kardiologe

Woran leidet ein Patient, bei dem Sie eine Herzinsuffizienz diagnostizieren?

Als Medizinstudent lernen Sie, dass ein Herz dann nicht mehr genug Sauerstoff in die Organe pumpen kann. Heute spricht man aber eher von einem Symptomkomplex. Ich bezeichne es gerne als den Schmelztiegel aller Herzerkrankungen. Oft hat der Patient nämlich noch viele weitere körperliche Probleme. Denn auch andere Organe wie Niere oder Leber können in Mitleidenschaft gezogen werden.

Symptome der Herzinsuffizienz wie Luftnot oder angeschwollene Beine müssen nicht zwingend auf die Krankheit hinweisen. Wie erkennen Sie sie dennoch?

Da haben Sie schon die klassischen Symptome benannt, die für einen ersten Verdacht reichen. Danach muss man genauer hinschauen. Hat der Patient Luftnot schon bei leichter Belastung? Schwellen die Beine an, wenn er flach liegt? Hatte der Patient allerdings einen Infarkt, ist die Diagnose meistens klar. Herzinsuffizienz ist komplex. Ich unterhalte mich in unserer Spezialpraxis mit den Patienten genau über Lebensstil und Vorerkrankungen. Ich nehme sie also im Sinne der „sprechenden“ Medizin ernst und gehe genau auf ihre Wünsche wie Beschwerden ein.

Wie kann man die Erkrankung behandeln?

Wir klären klassische Ursachen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenfehler oder Herzinfarkt. Danach suchen wir die jeweils passende Therapie.

Welche Folgen hat eine Herzinsuffizienz für den Patienten?

Seine Lebensqualität ist erheblich beeinträchtigt. Und er kann früher sterben.

Nach einem Herzinfarkt kommt es oft zu einer Vernarbung – was hat es damit auf sich?

Nach einem Herzinfarkt stirbt auch immer etwas Gewebe des Herzens ab. Seine Muskeln werden dabei geschädigt und es entsteht eine Narbe. Sie müssen sich ein Herz aber nicht als eine Art Sack vorstellen, der pumpt und sich zusammenzieht. Es ist eher wie ein hochkomplexes Organ, das dreidimensional funktioniert und sich über die eigene Achse dreht. Es ist wie ein kleines Wunderwerk. Und es ist dann logisch, dass schon kleine Narben seine Funktion und damit seine Auswurfleistung stören können. Sinkt Letztere unter circa 35 Prozent, droht der Herztod.

Wie kann man gegen die Vernarbung vorgehen?

Bei Patienten, die einen sogenannten Vorderwandinfarkt hatten, ist die Narbe an der Vorderwand nicht nur starr, sondern kann auch ausbeulen. Wird der Patient während einer Bypass-OP sowieso am offenen Herzen operiert, kann der Chirurg diese Vernarbung gleich mit ausschneiden. Ein Vorderwandinfarkt allein benötigt aber keinen chirurgischen Eingriff am offenen Herzen.

Welche Therapie empfehlen Sie dann?

Wir schauen zuerst, ob in der Behandlung sozusagen alles bereits „ausgereizt“ wurde. Gab es eine medikamentöse Therapie oder wurde die Lebenssituation verbessert? Hat der Patient dann immer noch Beschwerden, kommt ein minimalinvasiver Eingriff infrage.

Wie läuft dieser minimalinvasive Eingriff ab?

Vorher braucht es einen mehrmonatigen Prozess der Vorbereitung. Wir wollen zum Beispiel wissen, ob und wie sich der vernarbte Herzmuskel für den Eingriff überhaupt eignet. Ziel ist dann, die Vernarbung aus der Höhle der linken Herzkammer auszuschließen. Der Arzt operiert durch die kleine Öffnung nur mit einer kleinen Nadel.

Wie wirkt sich diese Behandlung auf die Patienten aus?

Wir hatten bei uns Betroffene, deren Pumpfunktion sich danach um zehn Prozent erhöht. Sie können besser atmen und der Prozess der Herzinsuffizienz bremst sich ab. Wir verbessern so ihre Lebensbedingungen. 

 

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