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    Telemedizin in den Dienst des Patienten stellen- zwei Beispiele aus der Praxis

    Experten gehen davon aus, dass Telemedizin die nächsten Dekaden wesentlich prägen wird und Patienten durch die wachsende Vernetzung sowohl in ländlichen Regionen als auch in urbanen Zentren davon profitieren werden.

    In der modernen Kardiologie stellt die telemedizinische Nachsorge eine patientenfreundliche Betreuungsform dar, die es dem Arzt ermöglicht den Gesundheitszustand des Patienten auch zwischen den Arztbesuchen fortlaufend im Blick zu haben.
     
    Bei Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche werden Implantate wie Herzschrittmacher, Defibrillatoren oder eine Kombination aus beiden, sogenannte CRT-Systeme zur kardialen Synchronisationstherapie, eingesetzt. Diese Systeme ergänzen die Therapie, indem Sie relevante Daten aufzeichnen und an eine Datenbank weitergeben. Auf diese Weise hat der betreuende Arzt Zugriff und erhält einen raschen Überblick über die Dringlichkeit eines gemeldeten Ereignisses. Rhythmusstörungen oder Systemanomalien werden so nicht erst bei der nächsten Routineuntersuchung aufgedeckt und ermöglichen eine zeitnahe Reaktion und bei Bedarf aktiver Kontaktaufnahme zum Patienten.

    „Nicht selten lassen sich Rhythmusstörungen und Entgleisungen bestimmter Parameter korreliert unmittelbar vor einem schweren Ereignis oder einer Hospitalisierung feststellen“, erklärt Prof. Stefan Sack, Chefkardiologie im Klinikum München-Schwabing. Die tagesaktuelle und sichere Übertragung solcher Messwerte ermögliche eine sehr gute Früherkennung und Ferndiagnosen zur effektiven Prävention schwerwiegender Komplikationen.

    Als Leiter einer internationalen Studie konnte Prof. Sack nachweisen, dass „mit der telemedizinischen Funktion eine Verschlechterung der Herzfunktion einige Tage vor einer Notfalleinweisung erkannt werden konnte.“ Sicherheit und Vorteile der telemedizinischen Technologie wurden in zahlreichen Untersuchungen umfangreich belegt und selbst von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA sowie dem deutschen TÜV bestätigt.

    Auch im Bereich der Schlaganfallversorgung kommen telemedizinische Systeme den Patienten zugute: Rund 250.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall aufgrund einer Durchblutungsstörung des Gehirns. Sowohl die medizinische Behandlung als auch das richtige und schnelle Verhalten im Ernstfall spielen hier eine entscheidende Rolle.

    Da leistungsstarke Behandlungszentren nahezu ausschließlich in Ballungsräumen eingerichtet sind, haben in Deutschland nicht alle Schlaganfallpatienten einen direkten Zugang dazu. In Krankenhäusern ländlicher Gebiete fehlt oft das nötige Spezialwissen, um rasch geeignete Maßnahmen einzuleiten. Deshalb wurde 2003 im Klinikum München-Harlaching das erste telemedizinische Schlaganfallnetzwerk „TEMPiS“ gegründet. Es gehört inzwischen mit jährlich rund 7.000 Schlaganfallpatienten in 19 regionalen Partnerkliniken zu den größten Netzwerken in Europa.

    Ein rund um die Uhr verfügbarer Schlaganfallexperte wird sofort über eine Videokonferenz zugeschaltet, kann Patienten direkt befragen und neurologisch untersuchen. Gleichzeitig werden CT-Bilder innerhalb weniger Sekunden zur Beurteilung in das Zentrum überspielt. So ist eine schnelle  Ursachenklärung und Therapieempfehlung möglich. Insbesondere die prognosebestimmende Entscheidung zur neuartigen, gefäßwiedereröfffnenden Therapie über den Katheterweg  bei besonders schweren Schlaganfällen,  die sich anschließende Verlegung aus der jeweiligen Partnerklinik per Hubschrauber oder Krankenwagen  in das Zentrum, wird rasch von einem Team aus erfahrenen Neurologen und Neuroradiologen gebahnt.

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