Home » Krankheitsbilder » Innere-Organe » Was hat die Psyche mit dem Herzen zu tun?
  • Innere-Organe

    Was hat die Psyche mit dem Herzen zu tun?

    Depressionen und Stress beeinflussen die Herzgesundheit. Foto: tiagno bandeira/unsplash

    Herzschmerz, ein gebrochenes Herz, Herzbluten, herzweichend – schon unsere Sprache zeigt, wie sehr wir das Herz und Gefühle miteinander verbinden. Wissenschaftlich seriös untersucht wurde das, was der Volksmund schon lange weiß, allerdings erst in den letzten Jahren.

    Mediziner haben durch große Studien herausfinden können, dass Depressionen und Stress unsere Herzgesundheit mehr beeinflussen als angenommen, und zwar auf fatale Weise: Depressive Patienten, vor allem wenn sie zudem noch unter Bluthochdruck leiden, haben beispielsweise ein deutlich höheres Risiko, eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zu entwickeln, als andere Menschen. Gleiches gilt auch andersherum: Herzinsuffizienzpatienten leiden häufiger an Depressionen als der Durchschnitt der Bevölkerung.

    Wo hier die Henne und wo das Ei liegt, ist häufig schwer herauszufinden. Doch mit diesem Zusammenhang noch nicht genug: Herzschwächepatienten mit einer Depression haben darüber hinaus eine deutlich schlechtere Überlebensprognose als nicht depressive Patienten mit dieser Herzerkrankung. Auch für die koronare Herzerkrankung zeigen sich ähnliche Zusammenhänge. Dass Depressionen zudem häufig nicht oder nur sehr spät diagnostiziert werden, tut ein Übriges, um die Situation zu verschlechtern.

    Das relativ junge Gebiet der Psychokardiologe erforscht diese Zusammenhänge und sucht nach Lösungswegen für die Patienten. Psychokardiologen schätzen, dass etwa die Hälfte aller Herzbeschwerden psychisch bedingt ist. Dabei wirken sich nicht nur Depressionen und Angststörungen auf die Gesundheit aus, sondern auch psychischer Stress im Allgemeinen, der inzwischen als eigenständiger Risikofaktor betrachtet wird.

    Er kann sogar direkter Auslöser für einen Herzinfarkt sein, weiß Prof. Dr. Christiane Waller, Sprecherin der Arbeitsgruppe „Psychosoziale Kardiologie“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. „Der übliche Alltagsstress wie eine verpasste Straßenbahn ist dabei lange nicht so relevant wie zwischenmenschlicher Stress, beispielsweise mit Arbeitskollegen, dem Partner oder der Familie“, sagt sie.

    Sie empfiehlt, bei durch Stress hervorgerufenen Herzinfarkten gezielte und vor allem individuelle Maßnahmen zum Stressabbau mit den Patienten zu erarbeiten. Inzwischen kommen die Ergebnisse der psychokardiologischen Forschung immer mehr im kardiologischen Alltag an. Auf Fortbildungen lernen Herzmediziner heute, die Signale der Seele bei ihren Patienten ernst zu nehmen.

    Depressiven Patienten raten Kardiologen – zusätzlich zur dringend notwendigen medikamentösen und gesprächstherapeutischen Behandlung dieser psychischen Erkrankung – zu engmaschigen Kontrolluntersuchungen, um bei diesen Risikopatienten die gesundheitlichen Perspektiven deutlich zu verbessern. Dies kann unter anderem durch die medikamentöse Reduktion des Blutdrucks und der Cholesterinwerte geschehen. Kardiologen und Patienten müssen zudem gleichermaßen für die Problematik sensibilisiert werden, um offener mit dem für viele Menschen noch immer schambesetzten Thema Depression umgehen zu können.

    Nächster Artikel