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    KREBS: Erfolge mit individuellen Therapiepfaden

    Foto: vfa

    Es ist einige Zeit her, dass es für jede Krebsart jeweils mehr oder weniger eine Standardtherapie gab. Mittlerweile haben Mediziner gelernt, die Erkrankung jedes Patienten und jeder Patientin als eigenen Fall zu betrachten und möglichst nach einem individuellen Plan zu behandeln. Zwei Entwicklungen haben maßgeblich dazu beigetragen.

    Dr. Siegfried Throm

    Geschäftsführer Forschung des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)

    Fünf Säulen der Krebstherapie

    Zum einen haben insbesondere Pharma-Unternehmen den Fundus an therapeutischen Möglichkeiten seit den 1990er-Jahren beträchtlich erweitert. Zu den klassischen drei Säulen der Krebsbehandlung – Operation, Bestrahlung und Chemotherapie – sind die zielgerichtete und die Immun-onkologische Therapie gekommen. Beide werden mit Medikamenten durchgeführt. Anders als Chemotherapeutika greifen diese nicht einfach alle Zellen an, die sich im Körper vermehren, sondern fokussieren auf Tumorzellen.

    Grundlage für die sogenannte zielgerichtete Therapie ist, dass alle Zellen des Körpers ein Steuerungssystem haben, das dafür sorgt, dass sie sich nicht öfter vermehren, als angebracht ist. Bei Krebszellen sind aufgrund von Genschäden einzelne Komponenten dieser Steuerung defekt, und die Zellen teilen sich viel zu oft. Zielgerichtete Krebsmedikamente greifen an einem dieser Defekte an – oder in seiner Umgebung.

    Immunonkologische Medikamente greifen die Tumorzellen nicht direkt an, sondern unterstützen stattdessen körpereigene Immunzellen dabei, die Tumorzellen zu zerstören. Denn eigentlich sind diese dazu in der Lage. Bei einer Krebserkrankung haben sie nur Schwierigkeiten, die Krebszellen zu erkennen, oder sie werden von diesen mittels Botenstoffen „in Schlaf“ versetzt. Immunonkologische Medikamente können die Immunzellen dann wieder wach rütteln.

    Keine Krebserkrankung ist wie die andere

    Der zweite Grund für immer mehr individuelle Therapieplanung liegt in der Unterschiedlichkeit der Fälle, die durch medizinische Erkenntnisfortschritte und eine immer ausgefeiltere Diagnostik immer deutlicher wird. Neben der Krebsart spielen für die Behandlung das Krankheitsstadium und die körperliche Verfassung eine wesentliche Rolle. Noch wichtiger ist aber in vielen Fällen, welche Genveränderungen (Mutationen) die Tumorzellen aufweisen. Denn das beeinflusst nicht nur den weiteren Verlauf der Krankheit, sondern auch, welche Mittel aus dem vorhandenen Repertoire wirksam sein könnten und welche nicht. Für mittlerweile 53 Krebsmedikamente ist vorgeschrieben oder wird empfohlen, sie erst nach einem Gentest am Tumorgewebe anzuwenden, wenn dieser ihre Eignung bestätigt hat. Dieses Vorgehen heißt personalisierte oder Präzisionsmedizin, und Krebserkrankungen sind der Vorreiter für diese Art zu therapieren.

    Prinzipiell ist die personalisierte Medizin nicht auf die Krebstherapie beschränkt. In diesem Gebiet hat sie allerdings bislang ihre größten Erfolge erzielt. 

    Individuelle Therapie

    Im Rahmen der personalisierten Medizin erhält jeder Betroffene einen individuellen, auf Genuntersuchungen des Tumors gestützten Therapieplan, der sich aus erprobten Therapiebausteinen (Medikamente, Bestrahlung etc.) zusammensetzt.

    Mittlerweile geht die Krebsmedizin manchmal noch darüber hinaus: Gegen bestimmte Formen von Blutkrebs (Leukämien oder Lymphome) können individuell für den Betroffenen hergestellte Medikamente zum Einsatz kommen. Diese beruhen auf Immunzellen des Patienten, die außerhalb des Körpers gentherapeutisch um Erkennungsmoleküle für bestimmte Tumorzellen ergänzt werden. Die so entstandenen sogenannten CAR-T-Zellen werden dann dem Patienten mit einer Infusion zurückgegeben. Im Körper machen sie daraufhin Jagd auf die Tumorzellen und können sich sogar dort vermehren. Im Idealfall können Patienten dann jahrelang tumorfrei leben. Diese revolutionäre Technik ist allerdings bisher nur für ganz wenige Patienten einsetzbar.

    Für forschende Pharma-Unternehmen hat es höchste Priorität, diese und viele weitere Behandlungsmethoden für immer mehr Tumorarten einsetzbar zu machen und die Dauer und Zuverlässigkeit ihrer Wirksamkeit weiter zu steigern. Denn sie wollen, dass immer mehr Patienten geheilt werden oder wenigstens mit ihrer Erkrankung lange überleben können. Das ist ihr Beitrag zur Anfang 2019 ausgerufenen „Nationalen Dekade gegen Krebs“.

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