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    Brustkrebs: dem Tumor auf der Spur

    Neue Testverfahren ermitteln,ob eine Brustkrebspatientin von einer Chemotherapie tatsächlich profieren würde. Foto: lovelyday12 via Shutterstock

    Viele Patientinnen können durch Operation und anschließende Antihormontherapie geheilt werden.

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    Dr. med. Sherko Kümmel

    Direktor des Brustzentrums an den Kliniken Essen-Mitte

    Ein Gespräch mit Dr. med. Sherko Kümmel, Direktor des Brustzentrums an den Kliniken Essen-Mitte, über moderne Gendiagnosetests, die helfen können, diese Überbehandlungen zu minimieren.

    Welche Vorteile haben moderne Gendiagnosetests?

    Viele Frauen werden immer noch der belastenden Chemotherapie ausgesetzt, obwohl sie im konkreten Einzelfall oft gar nicht nötig wäre. Nicht selten hat eine Erkrankung nach der Operation eine gute Prognose und eine Antihormontherapie wäre völlig ausreichend.

    Mit der zusätzlichen Chemotherapie, die ja sehr belastend sein kann, gehen Ärzte jedoch oftmals bei der Behandlung auf Nummer sicher. Anhand der Werte eines Gentests, der die individuelle Biologie des Tumors erkennen lässt, kann man nun jedoch besser entscheiden, ob man auf eine Chemotherapie verzichten kann. Nach ersten Statistiken in unserem Hause werden in 20 Prozent der Fälle Chemotherapien eingespart. Andererseits kommt es auch vor, dass das Testergebnis anzeigt, dass bei einigen Patientinnen eine Chemotherapie notwendig ist, obwohl man sich vor dem Test dagegen entschieden hatte.

    Was bedeutet das für die Erkrankte?

    Die Patientin profitiert in der Folge von einer individuelleren und deshalb wirksameren Behandlung: Der Test zeigt an, wie hoch der zu erwartende Nutzen durch eine Chemotherapie bei der Patientin sein wird. Hat sie einen hohen Testwert, so ist der Zusatznutzen hoch, bei einem niedrigen Testwert gibt es keinen beziehungsweise einen minimalen Zusatznutzen durch eine Chemotherapie. Weil sich die Tumoren besser klassifizieren lassen, erhalten die Patientin und der Arzt ein besseres Instrument für eine fundierte Therapieentscheidung.

    Wie trifft man denn die Entscheidung bisher?

    In der Regel betrachtet man dafür beispielsweise Tumorgröße, Alter der Patientin, die axillären Lymphknoten, die Häufigkeit der Zellteilungen und den Hormonrezeptorstatus. Diese klassischen Prognosefaktoren bleiben natürlich weiter bestehen. Der Gentest ergänzt sie und liefert darüber hinaus die prädiktive und prognostische Aussage zum individuellen Nutzen einer Chemotherapie.

    Wie wird der Test genau durchgeführt?

    Aus dem schon entnommenen Gewebe des Tumors, das einem nach der OP im Labor zur Verfügung steht, werden Gewebeproben für die Analyse genutzt. Das Ergebnis des Tests liegt dann nach ein bis zwei Wochen vor. Für die Patientin bedeutet die Durchführung des Tests also keine weitere Belastung.

    Wo kommen die Tests bisher zum Einsatz?

    Der Einsatz des Tests ist inzwischen weltweit anerkannt und nach meiner Kenntnis auch in Deutschland in vielen Brustzentren immer verbreiteter. An unseren Kliniken führen wir seit zweieinhalb Jahren Studien damit bei Patientinnen aller Altersklassen durch und haben sehr gute Erfahrungen gemacht.

    Werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen?

    Die Kosten werden von vielen privaten, aber auch einigen gesetzlichen Krankenkassen nach einer Antragsstellung übernommen. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt es ein speziell eingerichtetes Patientenprogramm, sodass jede Patientin, die den Test benötigt, ihn bei uns auch bekommt. Bei einer ablehnenden Kostenübernahme durch die Krankenkasse zahlt die Patientin lediglich einen geringen Teil selbst.

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