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    „Für mich stand die Welt still“

    Mein sehr kompetenter und herzlicher Oberarzt im Brustzentrum in Borna teilte meinem Mann und mir mit, dass der von mir gefühlte Knoten in der Brust bösartig war. Auch mindestens zwei Lymphknoten waren befallen.

    Das Selbstwertgefühl und die Liebe zum eigenen Körper können während einer Krebserkrankung stark ins Wanken geraten. Wie war das bei Ihnen?

    Die Schockstarre, dass ich mich einer für mich unheimlichen Chemotherapie stellen muss, verursachte bei mir regelrechte Panikattacken. Bis zum Zeitpunkt meiner Diagnose verband ich mit einer solchen Therapie nur die fürchterliche Assoziation einer Glatze und tagelanger, komatöser Übelkeit.

    Wie kamen Sie auf die Idee an einem look good feel better Kosmetikseminar für krebskranke Frauen teilzunehmen?

    Die Schwestern in meiner Onkologie haben mich auf die Möglichkeit hingewiesen, an einem solchen kostenfreien Schminkseminar teilzunehmen. Diese Seminare werden ehrenamtlich von ausgebildeten Kosmetikerinnen geführt.

    Warum war das Seminar so wichtig für Sie?

    Das Seminar war toll. Ich kann es nur jedem empfehlen. Ein bisschen Make up und plötzlich strahlten die Gesichter aller Teilnehmerinnen wieder. Ein Gesicht wirkt ganz anders, wenn es wieder Augenbrauen und sowas wie Wimpern hat.

    Krebs ist kein Schnupfen, nicht einmal ein Männerschnupfen.

    Wir waren unter uns. Jede meiner Mitstreiterinnen hatte in ihrem Alltag ähnliche Ängste und kosmetische Probleme zu bewältigen. Gemeinsam schminkten wir den Krebs weg, auch wenn nur für zwei Stunden, aber immerhin.

    Was möchten Sie anderen krebskranken Frauen mit auf den Weg geben?

    Niemals aufgeben. Auch wenn alles ausweglos scheint. Versuchen, einen „Friedensvertrag“ mit den Medikamenten zu schließen. Wer sich über lästige Nebenwirkungen ärgern muss, merkt auch gleichzeitig, dass er lebt!

    Zwei Punkte sind mir noch wichtig. Zum einen, die richtigen Ärzte. Krebs ist kein Schnupfen, nicht einmal ein Männerschnupfen (lacht). Es geht um Leben und Tod. Sollte der Bauch dem Arzt das Vertrauen entziehen, dann verlassen Sie sich darauf. Suchen Sie sich den geeigneten Arzt, mit dem sie den medizinischen Weg in Richtung Heilung gemeinsam auf Augenhöhe gehen können.

    Und last, but not least – leben, lieben, lachen. Selbst wenn man keine starke Familie oder die tollsten Freunde im Hintergrund hat, hilft ein bisschen Humor wahre Wunder. Die dadurch ausgeschütteten Glücksgefühle tun – und das soll sogar wissenschaftlich erwiesen sein – jedem Immunsystem gut.

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