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    Leben mit oder nach Krebs: eine Herausforderung für die Betroffenen

    Die steigenden Inzidenzzahlen sind neben der höheren Lebenserwartung durch die verbesserte Früherkennung und die für viele Tumorarten deutlich verbesserten Behandlungsmöglichkeiten bedingt. Neben der Verbesserung der klassischen Krebstherapien (Operation, Chemotherapie und Bestrahlung) hat insbesondere die rasante Entwicklung der individualisierten molekularbiologischen Behandlungsansätze zu deutlich verbesserten Behandlungserfolgen geführt.

    Auch bei Tumorerkrankungen, die nicht geheilt werden können, ermöglichen palliativmedizinische Behandlungsstrategien, das Tumorgeschehen über viele Jahre zu kontrollieren. Entsprechend hat die Zahl der Langzeitüberlebenden nach einer Tumorerkrankung im Vergleich zu den Neuerkrankungen noch stärker zugenommen. Wir gehen in Deutschland derzeit von circa vier Millionen Menschen aus, die jemals in ihrem Leben an Krebs erkrankt sind.  

    Die zahlreichen Fortschritte in der Behandlung von Krebs sollen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Krebserkrankung ein schwerwiegender Einschnitt in das Leben eines Menschen bedeutet und andauernde körperliche und seelische Belastungen beziehungsweise Folgeprobleme nach sich ziehen kann. Die Erkrankung und die Therapie führen zu Einschränkungen der körperlichen, psychischen, kognitiven und sozialen Funktionsbereiche mit entsprechenden Auswirkungen auf Partnerschaft und Familie sowie die berufliche Situation.

    Die Langzeitfolgen sind komplex und können interindividuell sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

    Die körperlichen Folgeprobleme der Erkrankung und Behandlung können zahlreiche Organe oder Funktionssysteme des Körpers betreffen. Neurologische und kognitive Funktionsstörungen, Erschöpfung (tumorassoziierte Fatigue), Schmerzen und Schlafstörungen sind hierbei häufige Langzeitfolgen. Psychische Belastungen zeigen sich vor allem in Sorgen, Progressions- oder Rezidivängsten, depressiven Verstimmungen und Unsicherheit über die weitere Zukunft. Soziale Probleme zeigen sich in Fragen der schulischen oder beruflichen Ausbildung, Reintegration in Beruf und Arbeit, in finanziellen Nachteilen infolge der Erkrankung oder allgemeinen Einschränkungen der sozialen Teilhabe.   

    Die Patienten müssen lernen, mit diesen mehr oder weniger stark ausgeprägten Veränderungen ihrer Lebenssituation umzugehen und sich langfristig daran anzupassen. Unter dem Begriff „Krebsüberlebende“ oder „Cancer Survivorship“ wurden diese Probleme erst in den letzten Jahren verstärkt thematisiert und erste wissenschaftliche Studien hierzu begonnen. Die Langzeitfolgen sind komplex und können interindividuell sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Da für Langzeitüberlebende strukturierte Versorgungs- und Betreuungsprogramme fehlen, fühlen sich viele Langzeitüberlebende mit ihren Problemen oft alleingelassen.

    Wir brauchen daher gezielte Bedarfsanalysen und eine auf die Folgeprobleme ausgerichtete Diagnostik, um die speziellen Gesundheitsbedürfnisse dieser Zielgruppe identifizieren zu können und den medizinischen und psychosozialen Versorgungsbedarf genauer bestimmen zu können. Hierbei ist zu bedenken, dass nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen einzubeziehen sind. Auf der Basis dieser Bedarfsanalysen können gezielte psychosoziale, medizinische, sekundärpräventive und rehabilitative Maßnahmen entwickelt werden, um den betroffenen Menschen zu helfen.

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