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    „Selbstmitleid bringt niemanden weiter“

    Sie sind Teil der Kampagne „Körperstolz“, die Patienten zeigt, die trotz chronischer Erkrankung im Leben stehen. Warum?

    Ich habe große Freude am Leben und möchte mit meiner Teilnahme anderen Betroffenen zeigen, dass es auch nach einer Kehlkopfoperation weitergeht. Spaß und Freude können ein Teil des Lebens bleiben.

    Ihr Kehlkopf wurde aufgrund von Krebserkrankungen entfernt?

    Ja, genau. Das fing 1981 mit der ersten Erkrankung an. Innerhalb eines Jahres entfernte man mir beide Stimmbänder. Bald konnte ich jedoch wieder sprechen, zwar mit heiserer Stimme, aber ansonsten ohne Einschränkungen. Meine Taschenbänder übernahmen dabei die Funktion meiner entfernten Stimmbänder. Taschenbänder liegen oberhalb davon und können auch einen Ton erzeugen. 25 Jahre später erhielt ich die zweite Diagnose: Kehlkopfkrebs. Daraufhin musste mein Kehlkopf entfernt werden.

    Wie können Sie jetzt sprechen?

    Ein Stimmventil, das zwischen Luft- und Speiseröhre liegt, ermöglicht mir problemloses Sprechen. Es ist ein Einwegventil, das die Luft vom Ausatmen über die Luftröhre in die Speiseröhre leitet und dabei schwingungsfähige Strukturen als Ersatz für die Stimmbänder nutzt. Das Stoma muss beim Sprechen verschlossen werden. Das mache ich mit dem Finger, es gibt aber auch freihändige Modelle.

    Warum bevorzugen Sie ein Modell, bei dem Sie das Stoma manuell verschließen müssen?

    Mir persönlich gefällt es besser als das Freisprechventil, da das dieses Atemgeräusche erzeugt. Das ist gerade in sehr leisen Umgebungen unangenehm.

    Ich habe in Kaiserslautern eine Selbsthilfegruppe für Kopf-Hals-Operierte gegründet, deren Sprecher ich bin.

    Auch benötigt das Freisprechventil zum Verschließen des Stomas einen Ansprechdruck, der von einem „Plopp-Geräusch“ gefolgt ist. Durch das manuelle Verschließen des Stomas kann ich das Geräusch elegant vermeiden.

    Trotzdem hat das Freisprechventil natürlich einen großen Vorteil: Ich kann gleichzeitig sprechen und beide Hände benutzen. Deswegen setze ich es in manchen Situationen auch gerne ein.

    Müssen Sie etwas im Umgang mit der Stimmprothese beachten?

    Ja, aber nicht viel. Ich reinige das Ventil täglich, da Flüssigkeit oder Essensreste hineingelangen. Als Hilfsmittel benutze ich dazu eine Pinzette, ein Absauggerät und Reinigungsbürsten. Auch tausche ich das Ventil regelmäßig aus, da es nach einigen Monaten undicht wird.

    Sie engagieren sich auch – wo genau?

    Ich habe in Kaiserslautern eine Selbsthilfegruppe für Kopf-Hals-Operierte gegründet, deren Sprecher ich bin. Wir nennen uns „Palatina“ und beraten Betroffene auf dem Weg zur Operation, durch die Zeit der Heilungsbewährung und danach. Die Arbeit mit Betroffenen bereichert mich sehr. Mir tut der Austausch gut, und es ist spannend zu erfahren, wie andere Menschen ihre individuellen Herausforderungen meistern.

    Andere aufzubauen, ist das so etwas wie Ihr Lebensmotto?

    Gewissermaßen ja. Ich hatte eine schöne, bewegte Kindheit. Mein Vater reiste als Musiker viel durch Europa – meine Mutter und mich immer dabei.

    Und seien wir mal ehrlich: Selbstmitleid bringt niemanden weiter.

    Dadurch begegneten mir schon als Kind viele interessante Menschen, die mir eine optimistische Grundeinstellung mitgaben.

    Und seien wir mal ehrlich: Selbstmitleid bringt niemanden weiter. Vielmehr sollten wir alle dankbar sein für das, was wir haben. Ich habe zwei Krebserkrankungen überlebt. Das ist doch ein wahres Wunder, oder?

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