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    Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie- kein Problem bei richtiger Vorbeugung

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    Interview mit Kerstin Paradies, Vorsitzende der KOK der Deutschen Krebsgesellschaft.

    Sind Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie heute noch ein Problem?

    Dank moderner Medikamente, die unsere Ärzte bereits vorbeugend einsetzen, kommt es eigentlich nicht mehr zum Erbrechen, oder nur ganz selten. Das akute Erbrechen, das früher die Regel war, wo sich Patienten in den ersten Stunden nach der Chemotherapie ununterbrochen übergeben haben, kennen wir so heute gar nicht mehr. Das Erbrechen hat überhaupt seinen Schrecken verloren.

    Aber die Übelkeit ist immer noch ein Problem. Sie kommt durch das Ausbleiben des Erbrechens sogar fast stärker zum Tragen. Wenn einem im wahrsten Sinne des Wortes „sterbensübel“ ist, hat man natürlich auch keine große Energie und Lebensfreude. Deshalb versuchen wir in unserem Team so gut wir können, Übelkeit und Erbrechen vollständig zu verhindern.

    Wie genau funktioniert das?

    Je nach dem sogenannten „emetogenen“ – also Erbrechen und Übelkeit auslösenden – Risiko, das in erster Linie von der Art der Chemotherapie bestimmt wird, werden bestimmte Medikamente („Antiemetika“) miteinander kombiniert. Diese verordnet der Arzt, und wir geben diesen „Cocktail“ entweder als Infusion oder als Tabletten, schon bevor die Chemotherapie gegeben wird. Mit einem neuen Medikament, das bald auf den Markt kommen wird, kommen wir sogar mit einer Kapsel aus, die zwei der wirksamen Stoffe enthält. Diese muss nur ein einziges Mal vor einer Chemotherapie geschluckt werden, und dann ist der gesamte Risikozeitraum von bis zu fünf Tagen nach der Chemotherapie gut gegen Übelkeit und Erbrechen geschützt.

    Das ist für die Patienten natürlich viel angenehmer, als immer daran zu denken, dass sie jeden Tag Medikamente gegen Übelkeit einnehmen müssen. Das ist manchmal problematisch, weil wir den Patienten zwar Medikamente gegen die verzögerte Übelkeit mit nach Hause geben, aber sie diese erst dann einnehmen, wenn ihnen schon schlecht ist. Und dann ist es meist zu spät und die Übelkeit bleibt bestehen.

    Welche Ratschläge geben Sie Ihren Patienten, damit es zu Hause möglichst nicht zu diesen unangenehmen Nebenwirkungen der Chemotherapie kommt?

    Wir geben ihnen aus pflegerischer Sicht praktische Tipps an die Hand – kleine Portionen essen, Speisen nicht zu heiß, nicht scharf gewürzt und nicht stark riechend verzehren. Mehrmals am Tag an die frische Luft gehen und nach dem Essen die Wohnung gut lüften, damit Essensgerüche verschwinden. Und noch einiges mehr. Da gibt es gute Infobroschüren für Patienten, zum Beispiel von der Firma Riemser. Kommt es trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen zu starker Übelkeit, so sollte man den Arzt konsultieren und sich ein weiteres Medikament verschreiben lassen.

    Gibt es Patientinnen oder Patienten, die besonders empfindlich reagieren?

    Eine ängstliche, jüngere Patientin, die möglicherweise auch in der Schwangerschaft oder auf Reisen unter Übelkeit leidet, ist besonders gefährdet. Hier muss man ganz besonders genau darauf achten, dass sie die bestmögliche Antiemese erhält.

    Was ist für Sie aus pflegerischer Sicht ganz wichtig, damit es möglichst nicht zu Erbrechen und Übelkeit kommt?

    Ich persönlich arbeite ja in einer gynäkologischen Praxis. Man muss die Patientin genau anschauen, das Risiko der Chemotherapie kennen und vom Arzt die richtigen Medikamente für sie bekommen. Dies besprechen wir im Team. In unserer Praxis haben wir standardisierte Protokolle, die je nach Chemotherapie und Patientin eingesetzt werden. Und man muss vor jedem Zyklus genau hinterfragen, wie es der Patientin nach der Chemotherapie zu Hause in den Therapiepausen ergangen ist.

    Ist es trotz der antiemetischen Prophylaxe zu Übelkeit und Erbrechen gekommen, muss man die Medikamente vor der nächsten Chemotherapiegabe anpassen. Wir haben mit dieser Vorgehensweise sehr gute Erfahrungen gemacht und ich traue mich zu sagen, dass wir in unserer Praxis das Problem Übelkeit und Erbrechen gut im Griff haben.

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