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    „Diabetes ist ein 24-Stunden-Job“

    Ihr wart beide noch Kinder, als die Diagnose Diabetes gestellt wurde. Könnt ihr euch noch genau daran erinnern?

    Finn:  Meine Erinnerung fängt an dem Tag an, als ich in der Kinderklinik Lübeck eingeliefert wurde. Hängengeblieben ist, dass meine Eltern in den ersten Stunden ziemlich viel geweint haben – und dass ab dem Tag Blutzucker-messen und Insulin-spritzen zu meinem Leben gehörte.

    Ilka: Noch bevor die Diagnose von meinem damaligen Hausarzt gestellt wurde, hatte meine Oma bereits den Verdacht, dass ich vielleicht Diabetes haben könnte. Die Symptome sprachen dafür. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nichts mit dem Begriff Diabetes anfangen, hatte aber irgendwo mal aufgeschnappt, dass man dann angeblich keinen Zucker mehr essen dürfe. Als Kind denkt man da natürlich gleich an die geliebten Süßigkeiten. Am Tag der Diagnose ging dann alles ziemlich schnell. Vom Hausarzt mit einem Zwischenstopp zu Haus direkt in die Kinderklinik. Die Tüte Gummibärchen, die ich damals noch in meinem Zimmer hatte, blieb ungeöffnet. Und das für ein paar Jahre.

    Diabetes Ilka weiß, das man sich als Patient jeden Tag mit Diabetes beschäftigen muss.

    Mittlerweile lebt ihr seit mehr als 25 Jahren mit der Krankheit. Wie hat sich das Leben mit Diabetes verändert?

    Finn: Zur Zeit der Diagnose war mein Alltag schon sehr durchgetaktet: Feste Essenszeiten, eine ganz exakte Anzahl Broteinheiten über den Tag verteilt. Über die Jahre hat sich das Leben mit Diabetes drastisch verändert. Heute könnte ich alles essen und bin durch die Pumpe und mein CGM („Continuous Glucose Monitoring“, kontinuierliche Blutzuckermessung) in jeder Sekunde genau über meine Werte informiert.

    Ilka: Die ersten Jahre mit Diabetes waren mit viel Disziplin verbunden. Die Therapiemöglichkeiten waren eingeschränkter als heute. Fester Spritzplan, feste Essenszeiten, feste Mengen an Kohlenhydraten, striktes Verbot von Zucker. Täglich mehrfaches Blutzuckermessen war da eher das geringste Problem. Aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar, aber ich muss auch zugeben, dass ich mich damals ziemlich schnell an die „Spielregeln“ gewöhnt habe. Aber auch wenn das heutige Diabetesmanagement um ein vielfaches einfacher und flexibler geworden ist, bedeutet dies nicht, dass man nicht auch noch etwas für eine gute Blutzuckereinstellung tun muss. Disziplin, die Bereitschaft sich täglich mit seiner Erkrankung zu beschäftigen und stetig dazu zu lernen, sind für ein gutes Diabetesmanagement unumgänglich.

    Was hat sich hinsichtlich moderner Medizin in eurem Alltag geändert?

    Finn:  Der Alltag mit GCM und Pumpe hat sich komplett geändert. Ich bin in jeder Sekunde genau über meine Werte informiert und kann ggf. eingreifen. Der nächste Schritt wird sein, dass ich z.B. meine Pumpe übers Smartphone steuern kann und das sämtliche Devices ihre Schnittstellen öffnen, damit dieses offene System von allen genutzt werden kann.

    Diabetes

    Ilka: Ich trage seit 17 Jahren eine Insulinpumpe und ebenfalls seit mehreren Jahren ein CGM. Beide ermöglichen mir, meinen Alltag flexibel zu gestalten und meine Therapie eigenständig situationsbedingt anzupassen. Ich bin heute als Diabetes-Patient viel besser in der Lage, meine Therapie eigenständig anzupassen – und zwar dann, wenn es nötig ist, und nicht erst beim nächsten Arzttermin. Was oft vergessen oder unterschätzt wird: Die eigentliche Diabetestherapie findet nicht am Quartalstermin statt, sondern jeden Tag.

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