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    Zucker: Weniger ist mehr

    Das ist die dreifache Menge, die die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt. Doch über welche Nahrungsmittel nehmen wir diese Mengen an Zucker zu uns? Und welche Folgen hat überhöhter Zuckerkonsum für unsere Gesundheit und unsere Gesundheitssysteme?

    Nicht überraschend ist, dass Zucker in Süßigkeiten steckt. Weniger bekannt ist, wie hoch der Anteil an Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln wie herzhaften Fertiggerichten, Sauerkrautsalat oder Fruchtjoghurts ist. Die Hinweise zu Zucker und Zuckerzusatzstoffen sind nur im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackungen zu lesen und schwer zu verstehen. Grillsoßen beispielsweise bestehen oftmals zu 40 Prozent aus Zucker, Frühstücksflocken für Kinder enthalten 30 Prozent Zucker.

    Besonders viel Zucker nehmen die Menschen aber auch über Säfte oder Softdrinks mit circa 10 Prozent Zuckeranteil auf. Die Lebensmittelindustrie trimmt schon den Geschmack der Kleinsten mit stark gesüßten „Kinderprodukten“. Daher sollten Eltern besonders darauf achten, dass diese Getränke eine Ausnahme und wie eine Süßigkeit zu behandeln sind.

    Aufklärung allein reicht nicht aus.

    Fettige, stark gesüßte Ernährung fördert Übergewicht und Adipositas. Über die Hälfte der Erwachsenen und 15 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen sind mittlerweile übergewichtig, ein knappes Viertel der Erwachsenen und sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen sind sogar adipös. Fehlernährung ist einer der größten Risikofaktoren für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Gelenkerkrankungen und einige Krebsarten. Neben dem persönlichen Leid der Betroffenen verursachen die steigenden Erkrankungszahlen auch erhöhte Gesundheitskosten.

    Bisher sind alle Versuche, diesen Trend zu stoppen, gescheitert. Die Appelle an das Verhalten des Einzelnen, sich gesünder zu ernähren und sich mehr zu bewegen, haben nicht gewirkt. Aufklärung allein reicht nicht aus.

    Die Deutsche Diabetes Gesellschaft plädiert daher für ein gestaffeltes System der Mehrwertsteuer für Lebensmittel, das die Zunahme des Übergewichts in Deutschland stoppen kann. Zu diesem Ergebnis kommt auch die neue Studie der Universität Hamburg. Berechnet wurden Ernährungsverhalten und Gewichtsentwicklung der Bevölkerung, wenn Obst und Gemüse gar nicht, ungesunde Lebensmittel aber höher als bisher besteuert werden. Ergebnis: Der Anteil stark übergewichtiger Menschen würde nicht weiter ansteigen, sondern sogar um zehn Prozent sinken.

    Steueranreize haben sich in der Vergangenheit beispielsweise bei der Tabakprävention als sehr wirksam erwiesen. Die Alkopops sind nach Einführung einer entsprechenden Steuer praktisch vom Markt verschwunden. Mit den veränderten Lebensmittelpreisen würden für die gesamte Bevölkerung Anreize geschaffen werden, sich gesünder zu ernähren. Dass mit dieser Maßnahme besonders die sozial schwächeren Verbraucher für eine bewusstere Ernährungsweise sensibilisiert werden, ist gewollt. Denn in diesen Bevölkerungsteilen tritt beispielsweise Adipositas und Diabetes Typ 2 überproportional häufig auf. Wegen dieser sozialen Asymmetrie ist es wichtig, dass gesunde Lebensmittel steuerlich begünstigt werden, um einen sozialen Ausgleich zu schaffen.

    Zudem würde die veränderte Besteuerung ungesunder Lebensmittel die Lebensmittelindustrie motivieren, gesündere Produkte zu entwickeln und ihre Rezepturen zu verändern. Insbesondere bei Lebensmitteln, die an Kinder vermarktet werden, ist wichtig, da die Gewöhnung an stark gesüßte Produkte im Erwachsenenalter bestehen bleibt.

    Süßstoffe sind in diesem Zusammenhang keine gute Alternative. Eine neue kanadische Analyse zeigte zum Einsatz von Süßstoffen Ernüchterndes: In randomisiert-kontrollierten Interventionsstudien (RCTs) führten Süßstoffe nicht zu einer Abnahme des Body-Mass-Index (BMI). Süßstoffgebrauch ging in Beobachtungsstudien hingegen langfristig mit einem höheren Gewicht, höherem Risiken für Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Schlaganfall und kardiovaskulären Ereignissen einher.

    Natürlich soll und muss jeder selbst entscheiden, was er kauft. Doch günstige Preise und eine transparente Lebensmittelkennzeichnung erleichtern es dem Verbraucher, eine gesunde Wahl zu treffen. Dies haben viele Länder bereits erkannt und die Steuern für ungesunde Produkte, insbesondere für Softdrinks erhöht, mit gutem Erfolg.

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