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    Harmloses Sodbrennen oder krankhafter Reflux?

    Foto: Emily frost via shutterstock

    Saures Aufstoßen, ein unangenehmes Brennen hinter dem Brustbein, das vom Magen bis zum Hals strahlt, kennen viele Menschen. Dazu im Interview PD Dr. med. Johannes Heimbucher.

    Eine Refluxerkrankung ist im Volksmund auch unter Sodbrennen bekannt. Was versteht man unter dieser Erkrankung?

    Bei der Refluxkrankheit kommt es zu vermehrtem Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Es handelt sich hierbei um eine Erscheinung, die bei vielen Menschen dann und wann, zum Beispiel nach reichhaltigen Mahlzeiten, auftritt. Geschieht dies in einem Ausmaß, dass stärkere und andauernde Beschwerden vorhanden sind, spricht man von der Refluxkrankheit.

    Welche Symptome treten typischerweise auf?

    Neben Sodbrennen spüren viele Betroffene auch das Hochsteigen von Mageninhalt, mitunter bis in den Hals. Oft geschieht dies beim Bücken oder im Liegen. Im Schlaf vorkommender Reflux kann besonders gefährlich sein, weil der Mageninhalt in die Lunge gerät. Deshalb können auch Beschwerden im Kehlkopfbereich und Affektionen der Lunge refluxbedingt sein. 

    Wie können Betroffene unterscheiden, ob es sich hier um eine Erkrankung handelt, die behandelt werden muss?

    Wenn die Beschwerden längere Zeit anhalten und auch bei zurückhaltender Ernährungsweise auftreten, sollten entsprechende Untersuchungen vorgenommen werden.

    Wie viele Menschen gibt es schätzungsweise, die unter der Refluxerkrankung leiden, und wie viele sind deshalb in Behandlung?

    In der westlichen Welt geht man von circa 15 Prozent der Bevölkerung aus, mit steigender Tendenz. Allerdings werden auch viele Menschen wegen vermeintlich vorhandenem Reflux mit stark wirksamen Medikamenten behandelt, obwohl die Krankheit nie objektiv nachgewiesen wurde. Da diese Medikamente auch schaden können, sollten sie nicht ohne eindeutige Diagnose eingenommen werden.

    GERD (gastroesophageal reflux disease).
    Die Symptome können ganz unterschiedlich sein.

    Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

    Die Therapie beginnt fast immer mit einem Medikament, das die Säurebildung im Magen stark herabsetzt. Auf diese Weise werden schnell die Symptome, aber leider nur selten die Ursachen diagnostiziert. Diese sind anfangs immer im Bereich der Ernährung zu suchen. Auch mentaler Stress kann eine Rolle spielen. Darüber hinaus gibt es Medikamente gegen andere Krankheiten, zum Beispiel Asthma, die Reflux begünstigen.

    Leider gelingt es nur wenigen Menschen, notwendige Modifikationen der Ernährung kontinuierlich aufrechtzuerhalten. Die symptomatische Wirkung der Medikamente führt oft zu einer gewissen Bequemlichkeit. Allerdings haben sich in den letzten Jahren Erkenntnisse über die vielfältigen Nebenwirkungen dieser Substanzen im Langzeitgebrauch bestätigt.

    Von Osteoporose über Muskelschmerzen, Haarausfall oder Sehstörungen bis hin zu Gefäß-, Nieren- und Leberschädigungen und vermehrter Anfälligkeit für schwere Infektionen reicht das Spektrum. Deshalb werden auch chirurgische Eingriffe erwogen, wenn die Krankheit längere Zeit besteht. Neben der nicht mehr erforderlichen medikamentösen Therapie sieht man einen wichtigen Vorteil der chirurgischen Therapie darin, dass man wesentliche Ursachen für das Refluxgeschehen beseitigt: Der defekte Ventilmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen wird wiederhergestellt.

    Bei dieser minimalinvasiven Operation wird das Zwerchfell mit Nähten eingeengt und eine Manschette aus dem oberen Bereich des Magens um das untere Ende der Speiseröhre gelegt. Die Wirkung dieser Manschette wird seit einigen Jahren auch mit einem Magnetimplantat erreicht. Dieser Eingriff hat den Vorteil, dass nur sehr geringe Veränderungen der ursprünglichen Strukturen vorgenommen werden müssen, um den Schließmuskel am Mageneingang zu rekonstruieren. Die bisherigen Erfahrungen mit dieser Methode sind sehr ermutigend.

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