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    Auf die Technik kommt es an

    Frau Dr. Peters, das Thema Zahnpflege ist zum Tag der Zahngesundheit buchstäblich in aller Munde. Was gehört zur richtigen Prophylaxe?

    Das fängt bei der Wahl der richtigen Zahnbürste an. Es gibt teilweise noch abenteuerliche Modelle auf dem Markt, mit Naturborsten und großem Bürstenkopf. Damit wird die häusliche gründliche Pflege nicht gerade erleichtert.

    Was macht eine gute Zahnbürste aus?

    Heute weiß man, die ideale Zahnbürste sollte einen guten Griff und einen kleinen Kopf mit vielen dicht stehenden abgerundeten und nicht zu harten Nylonborsten aufweisen.

    Handzahnbürste oder elektrische Zahnbürste?

    Neben der Handzahnbürste gibt es elektrische Zahnbürsten, die rotierende Köpfe haben, es gibt Schallzahnbürsten und Ultraschallzahnbürsten. Welche davon die beste ist, kann man nicht pauschalisieren. Jeder sollte sich von seinem Zahnarzt individuell beraten lassen. Doch gerade für Putzmuffel sind elektrische und Schallzahnbürsten besser geeignet, weil festgestellt wurde, dass damit einfach länger geputzt wird.

    Menschen mit extrem empfindlichem Zahnfleisch sollten zu einer Schall- oder noch besser Ultraschallzahnbürste greifen, weil man mit diesen nicht so fest aufdrückt. Im Fall der Ultraschallzahnbürste wird gar nicht mehr mechanisch gereinigt, stattdessen bilden sich während des Putzens durch die Schwingungen der Bürste kleine Blasen, die daraufhin platzen und somit den Schmutz von den Zähnen katapultieren. Bei den Handzahnbürsten und auch den elektrischen ist die Gefahr größer, mit zu viel Druck zu arbeiten.

    Wie wichtig ist der richtige Druck?

    Sehr wichtig. Eigentlich sollte nur mit einem Druck von 150 bis 200 Gramm geputzt werden. Wie wenig das ist, kann man am besten ausprobieren, indem man mit dem Finger auf die Haushalts- oder Briefwaage tippt.

    Werden die Zähne bei so wenig Druck überhaupt sauber?

    Es ist ein Denkfehler, dass viel Druck beim Putzen viel bewirkt. Es kommt nur auf die richtige Technik an.

    Und die wäre?

    Kindern erklären wir das so: Stellt euch vor, ihr wollt den Zahn komplett ausmalen. Dann kreisen sie beim Putzen automatisch. Bei Erwachsenen ist das nicht zu empfehlen, denn die kreisende Bewegung der Bürste schiebt Bakterien und Zahnbeläge unter den Zahnfleischrand, und das kann wiederum zu Entzündungen führen.

    Ab dem Alter von zehn Jahren ist man manuell so geschickt, dass die heute bevorzugte Bass- oder Fegetechnik angewendet werden kann – bis ins hohe Alter. Dabei wird die Zahnbürste leicht schräg am Übergang vom Zahnfleisch zum Zahn angesetzt und die Zahnbeläge werden mit einer Art Wischbewegung weggefegt – immer von Rot nach Weiß, also vom Zahnfleisch zum Zahn. Bei der ähnlichen Basstechnik soll mit zusätzlichen rüttelnden Bewegungen Zahnbelag noch besser entfernt werden. Die Fegetechnik hat sich allerdings besser bewährt.

    Viel Druck beim Putzen bewirkt nicht viel.

    Was halten Sie von der Fluorid-Diskussion?

    Ehrlich gesagt, ärgere ich mich jedes Mal über die ewig wiederkehrenden Hetzkampagnen. Es ist durch diverse Studien belegt, dass Fluorid in therapeutischen Mengen für die Zahngesundheit essenziell notwendig ist. Ins Schmelzgitter des Zahnes eingebaut, macht es den Zahn widerstandsfähiger gegen all die Einflüsse, die auf ihn einwirken. Das Fluorid in der Zahnpasta senkt drastisch das Kariesrisiko und birgt keinerlei gesundheitliche Risiken. Wie bei allem im Leben: Die Dosis macht das Gift!

    Was gehört noch zur richtigen Prophylaxe?

    Die Dauer und Häufigkeit. Dreimal am Tag putzen ist optimal, zweimal gründlich reicht aber auch aus. Dabei sollte man sich konzentrieren und in den Spiegel schauen. Nicht putzen und dabei den „Tatort“ verfolgen, das kann nichts werden. Am besten überlegt man sich eine Systematik, die man täglich wiederholt und bei der man jeden Zahn säubert.

    Was wird bei der professionellen Prophylaxe beim Zahnarzt gemacht?

    Jeder Zahn wird von allen Seiten gepflegt, auch die Beläge in den Zahnzwischenräumen werden sehr gründlich entfernt. Dabei gelingt es zusätzlich, Bereiche am Zahnfleischrand zu säubern, die man selber nicht erreichen kann. Am Schluss bekommen die Zähne eine „Fluoridkur“, die wie eine Schutzhülle wirkt. Außerdem gibt es immer wertvolle Tipps, wie die häusliche Pflege optimiert werden kann.

    Wie kann man die professionelle Prophylaxe zu Hause sinnvoll ergänzen?

    Mit der Zahnzwischenraumpflege. Im Erwachsenenalter bekommen wir Karies hauptsächlich zwischen den Zähnen, denn die Zahnbürste kommt dort nicht hinein. Eigentlich sollte die Zahnzwischenraumreinigung jeden Tag dazu gehören. Ob mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen sollte am besten mit dem Zahnarzt besprochen werden. Auch Mundspüllösungen und Zungenschaber ergänzen die Mundhygiene sehr sinnvoll und beugen außerdem Mundgeruch vor.

    Gesunde Zähne sind eine wichtige Voraussetzung für einen guten Allgemeinzustand. Welche Gefahren bergen Erkrankungen der Zähne denn für den Rest des Körpers?

    Zahnfleischentzündungen und Parodontitis, sind bakteriell bedingte Erkrankungen. Diese Bakterien und deren Zerfallsprodukte, Endotoxine genannt, können auch in die Blutbahn gelangen. Das kann sehr gefährlich werden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Frühgeburten begünstigen. Wir wissen heute, dass Zahngesundheit und eine gute Mundhygiene das Leben verlängert.

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