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    Prophylaxe hilft ein Leben lang

    Foto: Monkey Business Images via Shutterstock

    Im Interview spricht Dr. Michael Dreyer darüber, warum wir schon bei den Kleinsten an die Mund- und Zahnhygiene denken sollten.

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    Dr. Michael Dreyer

    Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin

    Zahlen und Fakten: Wie sieht es mit der Zahngesundheit bei Kindern in Deutschland aus?

    Dr. Michael Dreyer: Deutschland ist in Sachen Kariesfreiheit von Kindern Weltspitze. Laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) 2016 hat sich insbesondere die Mundgesundheit von 12-Jährigen in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich verbessert. 28 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe sind kariesfrei. Die Studienzahlen belegen, dass frühe und regelmäßige Gruppen- und Individualprophylaxe helfen, Zahnerkrankungen vorzubeugen oder frühzeitig zu therapieren und dass Patienten in allen sozialen Schichten davon profitieren.

    Wie bringt man Kindern die Wichtigkeit der Zahngesundheit bei, und wann sollte man damit beginnen?

    Dr. Michael Dreyer: Von Anfang an! Mit dem Durchbruch des ersten Milchzahnes sollten die Eltern beginnen, die Zähne ihres Kindes täglich zu putzen. Nur durch eine regelmäßige Zahn- und Mundhygiene erlernen die Kinder das selbstverständliche Mundhygieneverhalten. Im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren, sobald erste motorische Fähigkeiten ausgebildet sind, sollte man sein Kind spielerisch an die selbstständige Zahnpflege herangeführt werden und nachputzen. Erst wenn ein Kind flüssig schreiben kann, ist es auch in der Lage, sich selbstständig die Zähne zu reinigen. Dennoch sollten Eltern weiterhin die Mundhygiene ihrer Kinder kontrollieren.

    Wann haben Kinder Anspruch auf die Leistungen der Individualprophylaxe?

    Dr. Michael Dreyer: Die Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung (FU) wird durch die gesetzlichen Krankenkassen vom 30. bis zum 72. Lebensmonat eines Kindes erstattet. Die zahnmedizinische Individualprophylaxe (IP), die sogenannten IP-Leistungen, werden für Versicherte von sechs bis siebzehn Jahren übernommen. Diese unterstützen die häuslichen Bemühungen der Eltern um die Mundhygiene ihres Kindes, indem sie auf dessen individuelle Besonderheiten eingehen. Eltern finden im kostenlosen Kinderzahnpass der Landeszahnärztekammern alle Untersuchungen geordnet nach Lebensalter. Ihr Zahnarzt kann sie dazu kompetent beraten.

    Was beinhalten diese Leistungen?

    Dr. Michael Dreyer: Die: Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen eines Kindes vom 30. bis zum 72. Lebensmonat beinhalten umfangreiche Leistungen: Neben einer Untersuchung zur Feststellung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten sind unter anderem auch Ernährungs- und Mundhygieneberatung der Eltern mit dem Ziel, den Konsum zuckerhaltiger Speisen und Getränke zu verringern und die Mundhygiene ihrer Kinder langfristig zu verbessern.

    Was zahlen die gesetzlichen Krankenkassen?

    Dr. Michael Dreyer: Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen alle Prophylaxeleistungen, die in den Richtlinien für Früherkennungsuntersuchungen und Individualprophylaxe benannt sind.

    Darüber hinausgehende Behandlungen müssen vorab mit den Patienten privat vereinbart werden. Ich kann allen Eltern nur empfehlen: Nutzen Sie diese Vorsorgemöglichkeiten für Ihr Kind, um dessen Milchzähne lange gesund zu erhalten und die bleibenden Zähne von Anfang an vor Karies und Zahnfleischerkrankungen zu schützen!

    Die neue „Volkskrankheit“ unter der Zahngesundheit bei Kindern sind die so genannten Kreidezähne. Was genau hat es damit auf sich und wie viele Kinder sind schätzungsweise betroffen?

    Dr. Michael Dreyer: Bei „Kreidezähnen“ handelt es sich um eine Mineralisationsstörung des Zahnschmelzes, die sog. Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Im Vergleich zu gesunden Zähnen ist der Gehalt an Kalzium und Phosphat im Zahnschmelz deutlich niedriger und es finden sich Eiweißrückstände aus der Zahnbildung. Der Schmelz ist daher weicher und anfälliger für Schäden. Die Flecken zeigen sich als weiß-cremige bis gelb-braune Verfärbungen und verlieren zum Teil Substanz. „Kreidezähne“ können äußerst schmerzempfindlich sein und sehr sensibel auf Hitze, Kälte und Zähneputzen reagieren. Betroffen sind einzelne oder mehrere Zähne der ersten bleibenden Backenzähne auch in unterschiedlicher Ausprägung.

    Kreidezähne stellen tatsächlich eine neue Volkskrankheit dar: In bestimmten Altersgruppen bei Kindern und Jugendlichen liegt ihr Auftreten höher als das von Karies. Ca. 28 Prozent der Kinder sind betroffen. Leider hat Karies bei Kindern mit MIH leichtes Spiel: Zum einen ist der schlecht mineralisierte Zahnschmelz nicht so widerstandsfähig. Zum anderen können die Zähne so empfindlich sein, dass bereits das Zähneputzen weh tut und damit das Putzen vermieden wird. Bei entsprechender Prophylaxe kann drohender Kariesbefall für solche Zähne dennoch verhindert und deren Erhalt gesichert werden. Daher ist es wichtig, dass Eltern auf eine gute Mundhygiene ihrer Kinder achten und den Empfehlungen ihres Zahnarztes folgen

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