Home » Neurologie » Parkinson: Therapien für mehr Lebensqualität
Sponsored

Mit der optimalen Behandlung werden Begleiterscheinungen von Parkinson gemindert, die Lebensqualität wird erhöht

Frau PD Dr. med. Katja Odin, Parkinson-Expertin und Chefärztin an der Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim, berichtet über mögliche Behandlungsergänzungen im Verlauf der Erkrankung.

PD Dr. med. Katja Odin

Chefärztin Neurologie der Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim

Frau Dr. Odin, viele Parkinson-Patienten bemerken auch unter oraler Medikation im Laufe der Zeit Veränderungen. Welche Symptome beschreiben die Betroffenen?

Wenn die Wirkung der Medikamente nicht mehr bis zum nächsten Einnahmezeitpunkt reicht, spüren Patienten, dass die Erkrankung fortschreitet. Sie haben dann weniger Dopamin zur Verfügung. Die Bewegungen verlangsamen sich, der Gang wird unsicherer, die Feinmotorik leidet und auch der Tremor, sofern vorhanden, nimmt zu.

Neben motorischen Symptomen zeigen viele Patienten auch nicht-motorische Symptome. Hierzu gehören Beschwerden wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Probleme beim Stuhlgang oder dass sie das Wasser nicht mehr so gut halten können. All dies verstärkt sich, wenn die Erkrankung fortschreitet.

Wie helfen Fragebögen zur Erfassung von Symptomen und der Zeit ihres Auftretens bei der Optimierung der Medikation? Und welchen Mehrwert haben Bewegungssensoren?

Ein Besuch beim Arzt ist immer eine Momentaufnahme. Vielleicht haben Patienten gerade ihre Medikamente genommen und zeigen deswegen keine oder weniger Symptome. Über den Tag verteilt ergibt sich jedoch gegebenenfalls ein anderes Bild, das man im Rahmen der Untersuchung nicht erfassen kann. Gute Fragebögen können bei der Einschätzung des Zustands sehr hilfreich sein. Man setzt sie ein, wenn Patienten eine Wirkfluktuation spüren, das heißt, wenn die Wirksamkeit ihrer Medikation abnimmt. Patienten können diese Fragebögen selbst ausfüllen oder jemanden bitten, das für sie zu tun. Fragebögen sind auch hilfreich, um einen Überblick zu bekommen, welche nicht-motorischen Symptome vorhanden sind.

Auch handliche, tragbare Sensoren, die die tägliche Bewegung des Patienten dokumentieren, können hier helfen. Man sollte darauf achten, dass sie zertifiziert sind, damit man valide Werte bekommt. Die Sensoren erlauben eine Gesamtbeurteilung des Patienten, da sie wichtige motorische Parameter objektiv erfassen. Die Informationen können Ärzte unterstützen, die Medikation zu optimieren und so die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Wann ist über die Medikation hinaus eine Behandlungsergänzung wie z. B. eine Therapie mit einem Apomorphin-Pen erforderlich? Welchen Nutzen sehen Sie in dieser Bedarfstherapie?

Im Verlauf der Erkrankung lässt die Wirksamkeit der Medikamente häufig nach, sodass die Einnahmeintervalle verkürzt werden müssen. Das ist bei manchen Patienten später der Fall, bei anderen früher. Wir haben dann verschiedene Optionen. Zum einen gibt es bei Bedarf Levodopa in flüssiger oder inhalativer Form, der Apomorphin-Pen wiederum appliziert Apomorphin in die Haut. Alle Methoden haben ihre Vorteile. Bei der Applikation in die Haut wird die Magen-Darm-Passage umgangen; das bietet sich vor allem bei Patienten mit Beschwerden im Magen-Darm-Trakt an. Der Effekt ist auch schneller. Für andere Patienten kann die orale Form der Einnahme angenehmer sein, auch ist der Wirkstoff ein anderer.

Wann sollte die Therapieoption mit einer Medikamentenpumpe in Erwägung gezogen werden?

Der Vorteil der Pumpentherapie ist die kontinuierliche Gabe des Medikaments. Wenn der Patient trotz fünf Gaben Levodopa täglich wiederholte Perioden mit schlechtem Medikamenteneffekt hat, zieht man eine Pumpe in Betracht. Ein früher Einsatz kann empfehlenswert sein, um Lebensqualität zu erhalten. Die Apomorphin-Pumpe appliziert den Wirkstoff unter die Haut und kann kurzzeitig abgenommen werden, z.B. wenn man schwimmen oder in die Sauna gehen möchte. Eine andere Variante ist die Levodopa-Pumpe, die oft für ältere Patienten gut geeignet ist. Hier wird der Wirkstoff direkt in den Darm abgegeben, wofür ein minimaler Eingriff in kurzer Narkose nötig ist.

Welche Vorteile sehen Sie durch eine kontinuierliche Gabe des Medikaments?

Parkinson trifft nicht nur ältere Menschen, sondern auch viele Jüngere, die mitten im Leben stehen. Mit der kontinuierlichen Medikamentengabe hat der Patient einen kontinuierlichen Effekt der Medikation und weniger Zeit pro Tag mit entweder zu wenig oder zu viel Medikamentenwirkung. Das ist bestenfalls auch förderlich gegen Begleiterscheinungen wie Fehlbelastung von Gelenken, Arthrose, Bluthochdruck oder Diabetes. Auch die anfangs beschriebenen nicht-motorischen Symptome wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder Probleme beim Wasserlassen können eventuell verbessert werden. Die Patienten bleiben länger mobil, haben weniger Folgeerkrankungen und eine höhere Lebensqualität – was sehr wichtig ist.

Weitere Informationen unter:

Nächster Artikel