Aktiv bleiben – Lebensqualität gewinnen
Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Epilepsie beeinträchtigen das Nervensystem und wirken sich oft auf Beweglichkeit, Koordination und das allgemeine Wohlbefinden aus. Bewegungstherapie kann dabei helfen, Symptome zu lindern, die Selbstständigkeit zu fördern und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Auch bei Schlaganfällen, Polyneuropathie oder nach Schädel-Hirn-Traumata zeigt Bewegung einen positiven Effekt.
Was ist Bewegungstherapie?
Bewegungstherapie ist eine gezielte, therapeutisch begleitete Form körperlicher Aktivität. Sie wird individuell angepasst und verfolgt verschiedene Ziele: Bewegungsfähigkeit erhalten, Muskelkraft stärken, Gleichgewicht verbessern und Alltagstätigkeiten erleichtern. Dabei werden sowohl motorische als auch kognitive und soziale Fähigkeiten angesprochen.
Multiple Sklerose (MS)
MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Häufige Beschwerden sind Müdigkeit (Fatigue), Muskelschwäche und Koordinationsprobleme. Bewegungstherapie kann helfen, die Muskelkraft zu erhalten, die Ausdauer zu steigern und das Gleichgewicht zu verbessern. Auch Fatigue lässt sich durch regelmäßige, angepasste Bewegung oft mildern. Geeignet sind z. B. Schwimmen, Radfahren, Yoga oder spezielle Koordinationsübungen.
Morbus Parkinson
Bei Parkinson sterben Nervenzellen ab, die für die Steuerung von Bewegungen zuständig sind. Typische Symptome sind Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen. Bewegungstherapie ist ein fester Bestandteil der Behandlung. Sie hilft, Beweglichkeit und Körperhaltung zu verbessern, Gangunsicherheit zu reduzieren und das Sturzrisiko zu senken. Besonders wirksam sind rhythmische Übungen, Tanzen, Nordic Walking oder Krafttraining.
Epilepsie
Bei Epilepsie kommt es zu wiederholten Anfällen durch plötzliche elektrische Entladungen im Gehirn. Früher wurde Betroffenen häufig zur Schonung geraten, doch heute weiß man: Körperliche Aktivität ist nicht nur erlaubt, sondern auch sinnvoll – solange die Anfallsfrequenz und -art beachtet werden. Bewegung kann Stress abbauen, das Selbstvertrauen stärken und depressive Symptome lindern. Geeignet sind vor allem moderat belastende Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder Pilates – immer unter Beachtung individueller Risiken.
Weitere neurologische Erkrankungen
- Schlaganfall: Nach einem Schlaganfall ist Bewegungstherapie essenziell für die Rehabilitation. Ziel ist es, verlorene Funktionen wie Gehen, Greifen oder Sprechen teilweise zurückzugewinnen oder durch neue Strategien zu ersetzen.
- Polyneuropathie: Hierbei sind periphere Nerven geschädigt, was zu Taubheit, Schwäche oder Schmerzen führt. Bewegung kann helfen, die Muskelfunktion zu erhalten und das Gleichgewicht zu verbessern.
- Schädel-Hirn-Trauma: Nach Unfällen ist die Bewegungstherapie Teil der langfristigen Rehabilitation, um Bewegungsfähigkeit und Koordination neu zu erlernen.
Wirkung auf Körper und Psyche
Bewegung stärkt nicht nur Muskeln und Gleichgewicht, sondern wirkt sich auch positiv auf Stimmung und geistige Leistungsfähigkeit aus. Studien zeigen: Regelmäßige Bewegung kann Ängste, depressive Verstimmungen und kognitive Probleme lindern. Außerdem erleben viele Betroffene mehr Selbstvertrauen und Kontrolle über den eigenen Körper.
Individuell und sicher
Wichtig ist, dass die Bewegungstherapie an die persönliche Situation angepasst wird. Überforderung oder falsche Belastung sollten vermieden werden. Therapeutinnen und Therapeuten entwickeln gemeinsam mit den Betroffenen ein passendes Programm. Oft hilft auch eine Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie. Besonders motivierend sind Gruppenangebote, bei denen auch soziale Kontakte gefördert werden.