Von Alkohol- bis Onlinesucht: Wie Abhängigkeit entsteht und wie das Suchthilfesystem unterstützt
Was ist Sucht?
Sucht ist eine Erkrankung, bei der das Verlangen nach einem bestimmten Stoff oder Verhalten so stark wird, dass Betroffene die Kontrolle verlieren. Dabei steht nicht mehr der Genuss, sondern die zwanghafte Wiederholung im Vordergrund. Typisch sind ein starkes Craving (Verlangen), Kontrollverlust, Toleranzentwicklung und negative Folgen im Alltag.
Besonders häufig sind Abhängigkeiten von Alkohol, Nikotin oder Cannabis. Aber auch andere Drogen, Medikamente und bestimmte Verhaltensweisen wie Glücksspiel oder Internetnutzung können abhängig machen.
Sucht erkennen
Es gibt sechs Merkmale von Suchterkrankungen. Wenn drei davon erfüllt sind, sprechen Fachkräfte von Sucht:
- Starkes Verlangen: „Ich brauche das jetzt!“
- Kontrollverlust: „Eigentlich wollte ich doch gar nicht…“
- Vernachlässigung anderer Interessen: „So viel Zeit geht dafür drauf.“
- Toleranzbildung: „Früher brauchte ich halb so viel.“
- Entzugserscheinungen: „Mir geht’s schlecht ohne.“
- Konsum trotz Konsequenzen: „Ich setze so viel aufs Spiel.“
Bei Alkohol gibt es zudem Richtwerte für geringes, moderates oder hohes Suchtrisiko:

500.000 Menschen lassen sich jährlich beraten
In Deutschland gibt es viele Hilfsangebote, die Menschen darin unterstützen, einen Weg aus der Sucht zu finden. Zu den Angeboten gehören beispielsweise Selbsthilfegruppen, Therapien, Entwöhnungs- und Entgiftungsbehandlungen und eben auch die Suchtberatung.
Die Suchtberatung ist die erste Anlaufstelle des Suchthilfesystems. Deutschlandweit werden jährlich rund 500.000 Betroffene von über 1.300 Beratungsstellen beraten. Sie bieten Unterstützung, Begleitung, Antworten auf Fragen und können, wenn gewünscht, in Therapie- und Reha-Einrichtungen weitervermitteln. Fast zwei Drittel der Menschen, die eine Suchtberatung genutzt haben, berichten anschließend von einer Verbesserung ihrer Situation. Ergänzend zur klassischen Suchtberatung vor Ort ist der Zugang zu professioneller Unterstützung inzwischen auch digital möglich: Über die Plattform DigiSucht können über 500 Suchtberatungsstellen online erreicht werden.
Fazit
Sucht kann jeden betreffen, direkt oder indirekt als Angehörige. Frühzeitige Prävention, Aufklärung und Hilfsangebote sind entscheidend, um Abhängigkeiten zu verhindern oder zu überwinden.

Quellen
- Richter M, Tauer J, Conrad J, Heil E, Kroke A, Virmani K, et al. Alcoholconsumption in Germany, health and social consequences and derivation of recommendations for action – Position statement of the German Nutrition Society (DGE). Ernahrungs Umschau 2024; 71(10):125–39.
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS). (2019). Die Versorgung von Menschen mit Suchtproblemen in Deutschland – Analyse der Hilfen und Angebote & Zukunftsperspektiven. Update 2019. https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/suchthilfe/Versorgungssystem/Die_Versorgung_Suchtkranker_in_Deutschland_Update_2019.pdf
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS). (2024). DHS Jahrbuch Sucht 2024. Lengerich. https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Jahrbuch_Sucht/DHS_Jahrbuch_Sucht_2024.pdf
- Weltgesundheitsorganisation (1993). Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Bern: Huber.