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Pingpong gegen Parkinson: Bewegung, Ernährung & Schlaf als Therapiebausteine

Foto: shutterstock 2558551979

Viel Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf: Was wie ein allgemeiner Gesundheitstipp klingt, ist für Menschen mit Parkinson ein zentraler Bestandteil der Therapie. Auch wenn Detailfragen in der Forschung zu diesem Thema offen sind, gilt bereits als gesichert: Diese Faktoren tragen in Ergänzung zur medikamentösen Behandlung wesentlich zur Lebensqualität von Betroffenen bei.

EIN AKTIVER LEBENSSTIL SENKT DAS PARKINSON-RISIKO DEUTLICH UND KANN NACH DER DIAGNOSE SYMPTOME LINDERN SOWIE DEN KRANKHEITSVERLAUF VERLANGSAMEN.

In Deutschland leben rund 400.000 Menschen mit Parkinson. Die neurologische Erkrankung lässt sich symptomatisch gut behandeln, aber nicht heilen. Forschende sind jedoch optimistisch, dass in naher Zukunft Therapien entwickelt werden, die das Fortschreiten neurodegenerativer Prozesse bremsen oder sogar stoppen. „Bis dahin sind Sport, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf die wichtigsten Strategien, sowohl zur Prävention als auch um den Verlauf von Parkinson positiv zu beeinflussen“, betont Prof. Brit Mollenhauer, Chefärztin an der Paracelsus-Elena Klinik in Kassel und Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V.. Die wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft fördert gemeinsam mit der Parkinson Stiftung den Fortschritt der Forschung für Prävention, Früherkennung und neue Therapien und unterstützt Betroffene und ihre Angehörigen. Beide Organisationen finanzieren ihre Arbeit überwiegend aus Spenden.

Bei Parkinson sterben im Gehirn Nervenzellen ab, die Dopamin produzieren. Durch den Mangel an diesem Botenstoff wird die Reizweitergabe zwischen Gehirn und Muskeln beeinträchtigt. Dadurch sind bestimmte Bewegungsabläufe gestört.

Es kommt zum typischen Zittern sowie einer fortschreitenden Verschlechterung der Mobilität mit Muskelverspannungen, Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Zudem können sich ausgeprägte Schlafstörungen zeigen. Die genaue Ursache von Parkinson ist noch nicht bekannt – neben genetischen und Umweltfaktoren spielt unter anderem auch der individuelle Lebensstil eine Rolle.

Bewegung als wirksamer Therapieansatz

Neben Medikamenten oder Tiefer Hirnstimulation kann regelmäßige Bewegung – etwa moderater Ausdauersport – Parkinson vorbeugen und die Motorik verbessern. Zwar fehlen noch große, placebokontrollierte Studien mit einheitlichem Design, doch zahlreiche bisherige Untersuchungen sprechen dafür: Ein aktiver Lebensstil senkt das Parkinson-Risiko deutlich und kann nach der Diagnose Symptome lindern sowie den Krankheitsverlauf verlangsamen.

Die jüngste Studie dazu vom September 2025 beschreibt einen Zusammenhang von körperlichem Training mit strukturellen Hirnveränderungen und kognitiven Variablen. „Bewegung wirkt antientzündlich und ist eigentlich das beste Medikament, das wir in uns tragen, kombiniert mit einer gesunden Ernährung mit frischen, wenig verarbeiteten Lebensmitteln“, betont Mollenhauer. Studien weisen auf eine Verbindung zwischen Darm und Gehirn und die positive Wirkung von Ballast- und Pflanzenstoffen hin.

Boxen und Pingpong gegen Parkinson

Welchen Sport man betreibt ist zweitrangig. Entscheidend sind die Regelmäßigkeit und der Spaß daran. Ideal sind Aktivitäten für Beweglichkeit, Gleichgewicht, Kraft und Koordination, wie Wandern, Schwimmen, Klettern, Tanzen oder Yoga. Selbsthilfeorganisationen bieten inzwischen spezifische Parkinson-Angebote, die Bewegung mit Spaß und sozialen Kontakten verbinden.

So trainieren etwa spezielle Boxgruppen unter professionellen Parkinson-Trainern gezielt und kontaktarm Koordination, Ausdauer und Kraft; die Parkinson Stiftung bietet hierfür Trainer-Workshops an. Auch Tischtennis ist als Sportart, die Gleichgewicht, Tempo und Koordination fördert, für Menschen mit Parkinson geeignet. Über den Verein PingPongParkinson e. V. spielen Betroffene deutschlandweit mit Gesunden, es finden sogar regelmäßig internationale Turniere statt.

Schlaf – Schlüssel zur Gehirngesundheit

Sport kann auch den Schlaf verbessern – ein wichtiger Aspekt, da viele Parkinson-Betroffene schon Jahre vor der Diagnose unter Schlafproblemen leiden. Studien zeigen, dass schlechter Schlaf das Fortschreiten der Symptome verstärken kann.

Erholsamer Schlaf unterstützt dagegen die Regeneration des Gehirns, insbesondere über das glymphatische System, das im Tiefschlaf Stoffwechselabbauprodukte aus dem zentralen Nervensystem „ausschwemmt“. Funktioniert es nicht richtig, können sich schädliche Eiweiße ansammeln, die an neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt sind. Bei Schlafstörungen helfen oft eine Anpassung der Medikation oder ein Schlaftagebuch. Tipps zur Schlafverbesserung bietet der Ratgeber „Endlich durchschlafen!“ der Parkinson Stiftung.

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