Das Magdeburger Startup Neoscan Solutions baut innovative Mini-MRTs für die Kindermedizin. Sie sind extrem kompakt und können direkt auf Pädiatrie-Stationen installiert werden. Das erspart kleinsten Patienten quälende, riskante Transporte.

In einem alten Speicher im Magdeburger Wissenschaftshafen wird mit goldgelben Drähten an der Zukunft gebaut. Das Team des Startups Neoscan fertigt hier hochmoderne, extrem kompakte Magnetresonanztomographen, die auf dem besten Weg sind, die MRT-Technologie zu revolutionieren.
neo315 – das weltweit erste MRT-Geräte für die Kinderheilkunde
Die Scanner unter dem Namen „neo315“, die speziell für die Kinderheilkunde entwickelt und gebaut werden, sind wesentlich kompakter und leichter als konventionelle Geräte. Damit können MRTs direkt auf Kinderstationen installiert werden –statt kleinste Patienten bei Wind und Wetter erst in eine Radiologie zu transportieren oder zu röntgen und sie damit neuen Gesundheitsrisiken auszusetzen. „Unser medizinisches System kommt zum Patienten – nicht umgekehrt“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Stefan Röll. „Damit kann die MRT-Technologie viel besser in der pädiatrischen Versorgung eingesetzt werden.“ Dank einer innovativen Softwarelösung sind die Körperscanner zugleich leichter zu bedienen als herkömmliche Maschinen. Nicht ohne Grund wurde das Team im Frühjahr 2024 im Kanzleramt mit dem Wirtschaftspreis „Vorsprung“ der Initiative Deutschland – Land der Ideen ausgezeichnet.
14 Tesla, der stärkste MRT-Magnet, made in Magdeburg
Die Lösungen für die Kinderheilkunde sind dabei nur ein erster Schritt. Im Herbst 2023 erhielt Neoscan einen spektakulären Großauftrag aus den Niederlanden. Die Pioniere sollen den weltweit stärksten MRT-Magneten mit 14 Tesla Feldstärke bauen – aktueller Standard in Kliniken weltweit sind bis zu sieben Tesla. Dagegen bedeuten 14 Tesla eine Sprunginnovation. Die Weltneuheit erlaubt es, noch feinere Strukturen im Gehirn und dynamische Prozesse wie das Denken zeitaufgelöst darzustellen. „Mit unserem Gerät“, sagt Röll, „können wir dem Menschen beim Denken zusehen.“
Das Erfolgsgeheimnis – ein goldener Draht
Das Geheimnis des Erfolgs ist der goldgelbe Draht, der für die Magnetresonanztomographie eine grundlegend neue Technologie ermöglicht. Verwendet werden dafür Hochtemperatur-Supraleiter HTS, in deren Legierung seltene Erden wie Gadolinium sowie Barium und Kupferoxid enthalten sind. „Helium-gekühlte Magneten werden mit der Zeit verschwinden wie alte Röhrenfernseher“, sagt Röll. „Die Zukunft gehört den Hochtemperatur-Supraleitern.“

Bislang galt das Material als zu empfindlich und anfällig, um industriell und alltagstauglich verbaut zu werden. Zur besonderen Ingenieursleistung der Entwickler zählt es, die feinen Drähte für MRT-Magneten verfügbar gemacht zu haben.
HIER wird Zukunft geschaffen: der Wissenschaftshafen in Sachsen-Anhalt
Mit Getec-Gründer Karl Gerhold und RegioCom-Mitbegründer Klemens Gutmann hatten sich zwei potente Investoren aus der Region gefunden, die sich für Rölls Plan begeistern und Millionen in die Pionierarbeit investiert haben. „Ohne diese beiden Persönlichkeiten wäre die Entwicklung so nicht möglich gewesen“, sagt Röll. Zudem habe er mit dem Universitätsklinikum, der Otto-von- Guericke-Universität und dem Forschungscampus STIMULATE am Wissenschaftshafen ein ideales Umfeld und ein großes Potenzial an jungen Nachwuchstalenten vorgefunden. Und auch die Landesregierung von Sachsen-Anhalt und das Bundesforschungsministerium haben mitgezogen und ihre Unterstützung zugesagt.
