Home » Allergien und Atemwege » Adrenalin‑Autoinjektoren: Lebensretter für die Jackentasche von Allergiker:innen
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Adrenalin-Autoinjektoren können bei anaphylaktischem Schock vor schwerem Verlauf schützen

Rund 30 Prozent aller Erwachsenen und etwa 20 Prozent der Kinder in Deutschland sind von Allergien betroffen.1 Was sich beim einen durch Niesen äußert, nimmt beim anderen schwere Verläufe – bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock.

Wenn die Temperaturen steigen, markiert das nicht nur das langersehnte Ende des Winters, sondern für manche den Beginn der Qual: Pollen und Insekten machen vielen Allergiker:innen zu schaffen. Andere, die von Tierhaar-, Hausstaub-, Latex-, Lebensmittel- oder Arzneimittelallergien betroffen sind, kämpfen sogar ganzjährig gegen die überschießende Immunreaktion an. Unter dem Wort „Allergie“ versteht man eine erworbene spezifische Überempfindlichkeit des Körpers gegenüber körperfremden Stoffen, die das Abwehrsystem betrifft. Allergien können einen „milden“ Verlauf haben, der mit den Soforthilfemedikamenten Antihistaminika und Kortison gut eingedämmt werden kann. Im schlimmsten Fall kann es jedoch zur Anaphylaxie kommen – einem allergischen Schock. Und diese Reaktion ist akut lebensbedrohlich.

Sabine Schnadt

Diplom-Oecotrophologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB)

Prof. Dr. Margitta Worm

Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und Leiterin der Allergologie und Immunologie, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité Universitätsmedizin Berlin.

Maximale Reaktion einer Allergie: anaphylaktischer Schock

Eine Anaphylaxie ist die Maximalvariante der allergischen Sofortreaktion. Sie kann den gesamten Organismus erfassen und geht, je nach Schweregrad, mit unterschiedlichen Symptomen einher. Schätzungen zufolge erleiden jährlich sieben bis 50 von 100.000 Menschen eine lebensbedrohliche Anaphylaxie.2 Und längst nicht nur Erwachsene sind davon betroffen: Rund zehn Prozent der anaphylaktischen Reaktionen finden in der Schule oder im Kindergarten statt.3

Die häufigsten Auslöser für Anaphylaxien bei Erwachsenen sind Insektengifte von Wespe, Biene, Hummel oder Hornisse sowie Medikamente. Hier führen Schmerzmittel, Antibiotika, Narkose- und Röntgenkontrastmittel die Liste an. Auch Nahrungsmittel wie Nüsse, Erdnüsse, Fisch, Schalentiere, Sellerie, Soja, Hühnerei oder Weizen können schwere Reaktionen auslösen. Bei Kindern sind Nahrungsmittelallergien sogar häufiger als andere2 (s. Abbildung). „Die Symptome einer Allergie können sehr unterschiedlich ausfallen,“ so Sabine Schnadt, Diplom-Oecotrophologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). „Es gibt leichte Beschwerden wie Kribbeln, Kratzen im Mund, Hautausschlag, Juckreiz oder Fließschnupfen. Sie können jedoch auch schwere Symptome hervorrufen, die ggf. sogar lebensbedrohlich sind. Manchmal kann schon der Verzehr eines stecknadelkopfgroßen Nussstückes eine heftige allergische Reaktion auslösen.“

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Was tun im Notfall?

Hat die anaphylaktische Reaktion erst eingesetzt, beginnt der Wettlauf mit der Zeit. Dann sollten unverzüglich die Medikamente zur Soforthilfe aus dem Notfallset eingesetzt und gleich danach die Notärztin oder der Notarzt gerufen werden. Sabine Schnadt erläutert: „Eine schwere allergische Reaktion ist eine systemische Reaktion, d. h. eine Reaktion, die den gesamten Körper erfasst, z. B. die Atemwege oder das Herz-Kreislauf-System. Eine Symptomverschlechterung kann sich schnell entwickeln. Daher ist eine anaphylaktische Reaktion auch als Notfall einzustufen, der unmittelbar behandelt werden muss.“ „Das Notfallset muss Anaphylaxie-gefährdeten Patient:innen von der Ärztin bzw. dem Arzt verordnet werden. Entsprechend der medizinischen Leitlinien zur Anaphylaxie2 ist der Adrenalin-Autoinjektor (AAI), mit dem sich die Betroffenen selbst oder durch jemand anderes Adrenalin in den Oberschenkel verabreichen können, das wichtigste Medikament für den anaphylaktischen Notfall“, erklärt Prof. Dr. Margitta Worm, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und Leiterin der Allergologie und Immunologie, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité Universitätsmedizin Berlin.

Die Leitlinien empfehlen sogar, dass bestimmte Patient:innen zur Sicherheit zwei AAIs erhalten sollten – z. B. bei hohem Körpergewicht, wenn eine Adrenalin-Injektion womöglich nicht ausreicht, oder bei besonders hohem Anaphylaxie-Risiko.2 Erfolgt die Gabe von Adrenalin zügig, kann dies nicht nur das Risiko für den Bedarf an intensivmedizinischen Maßnahmen senken, sondern auch das für einen drastischen Verlauf.

Jede:r Patient:in sollte neben den Medikamenten einen Anaphylaxie-Notfallplan erhalten, in welchem Symptome zum Erkennen des Schweregrads einer Reaktion aufgeführt sind sowie die entsprechenden Maßnahmen, die im Notfall durchgeführt werden müssen. Der Anaphylaxie-Notfallplan steht auf der Website des DAAB kostenfrei zum Download bereit.4

AAI (Adrenalin-Autoinjektor) immer griffbereit haben

„Um im Notfall einer Anaphylaxie richtig und sicher handeln zu können, ist es wichtig, dass die Patient:innen den AAI immer bei sich tragen und mit dem Umgang des Gerätes vertraut sind, um die lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktion so schnell wie möglich zu stoppen“, so Worm. „Insbesondere bei Kindern sollten auch Betreuungs- und Bezugspersonen über die Allergie bzw. die Möglichkeit einer Anaphylaxie und nötige Schritte informiert sein“, ergänzt Schnadt. Es ist sinnvoll, für Anaphylaxie-gefährdete Kinder auch einen AAI in der Kita oder Schule griffbereit zu hinterlegen, um im Falle einer Anaphylaxie sofort handeln zu können.

Wichtig ist auch, dass Betreuungspersonen die Handhabung beherrschen. Die Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Training und Edukation e.V. (AGATE) bietet zertifizierte Schulungen und der DAAB Online-Seminare für den richtigen Umgang mit dem jeweiligen AAI.5

AAI auch in öffentlichen Einrichtungen?

Nicht alle Betroffenen wissen, dass sie eine Neigung zur Anaphylaxie haben. Häufig wird dies erst beim Auftreten einer akuten Reaktion geklärt. Auch wird, selbst bei vorliegender Indikation für die Verordnung eines AAIs, nicht immer ein AAI verschrieben. Um diesen Menschen im Fall eines Anaphylaxie-Notfalls helfen zu können, wäre es sinnvoll, AAIs in öffentlichen Einrichtungen wie beispielweise Kindergärten, Schulen oder Schwimmbädern zu hinterlegen. Dies ist in Deutschland bislang noch nicht gegeben.3 Allerdings haben tragische Ereignisse mit Todesfällen, auch junger Menschen, in anderen europäischen Staaten bereits dazu geführt, dass öffentliche Einrichtungen bestimmte verschreibungspflichtige Notfallmedikamente beschaffen, bereithalten und diese ggf. auch verabreicht werden können.

Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB)

Der DAAB bietet umfassende Informationen, Online-Seminare und Beratung zum Thema Allergie an:
www.daab.de

Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie – Training und Edukation e. V. (AGATE)

Der Dachverband für Anaphylaxieschulung in Deutschland bietet Betroffenen und ihrem Umfeld umfassende Informations- und Vorbereitungsmöglichkeiten für den Notfall.
www.anaphylaxieschulung.de

Quellen

1 Robert Koch-Institut. Gesundheitsmonitoring. Allergien und atopische Erkrankungen. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Chronische_Erkrankungen/Allergien/Allergien_node.html (Zugriff: März 2024)

2 Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie – Update 2021. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), des Ärzteverbands Deutscher Allergologen (AeDA), der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA), der Deutschen Akademie für Allergologie und Umweltmedizin (DAAU), des Berufsverbands der Kinderund Jugendärzte (BVKJ), der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI), der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI), der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie (DGP), der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Patientenorganisation Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB) und der Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie – Training und Edukation (AGATE) Allergo Journal International 2021;30:1–25. Konsensbasierte Leitlinie („k“).

3 ECARF. INSEKTENGIFTALLERGIE: WENN STICHE LEBENSGEFÄHRLICH WERDEN. https://www.ecarf.org/presse/insektengiftallergie-wenn-stiche-lebensgefaehrlich-werden/. (Zugriff: März 2024)

4 AnaphylaxieNotfallplan des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) https://www.daab.de/fileadmin/images/Anaphylaxie/Im_Alltag/Anaphylaxie-Notfallplan-2018.pdf (Zugriff: März 2024).

5 Zertifizierte Schulungen für den richtigen Umgang mit jeweiligen AAI bietet die Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Training und Edukation (AGATE) unter: www.anaphylaxieschulung.de (Zugriff: März 2024).

FAS-2024-0015

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