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    Kinder müssen sehen lernen!

    Foto: Plusoptix

    Wie frühzeitige und regelmäßige Augenvorsorge die Entstehung von Amblyopie vermeiden kann.

    Haben Sie schon einmal an einem „Dinner in the Dark“ teilgenommen? Das Essen, ohne Teller oder das Gericht zu sehen, ist eine beeindruckende Erfahrung. Sie führt buchstäblich vor Augen, wie es sein muss, auf das wichtigste Sinnesorgan, die Augen, verzichten zu müssen. Man beginnt zu ahnen, vor welchen Herausforderungen Sehbehinderte beim Verrichten alltäglicher Aufgaben stehen.

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    Beim Erwachsenen ist es vor allem der grüne Star (Glaukom), der ab dem 40. Lebensjahr zu gravierenden Sehproblemen führen kann. Deshalb empfiehlt der Berufsverband für Augenärzte (BVA) allen ab 40 Jahren eine Glaukomfrüherkennung. Denn in der Regel bemerkt man selbst lange nichts von der Erkrankung, bis es zu spät ist und der Sehnerv bereits irreversiblen Schaden genommen hat.

    Bei Kindern dagegen ist es wichtig, eine bleibende Schwachsichtigkeit (Amblyopie) von vorneherein zu vermeiden. Weder Kinder noch deren Eltern können Sehstörungen erkennen. Es ist deshalb wichtig, dass Kinder so früh wie möglich an einer Augenvorsorge teilnehmen. Denn je früher eine Sehstörung entdeckt wird, desto besser kann eine Amblyopie vermieden werden. Ist das Kind nicht bereits in Behandlung beim Augenarzt oder bei einer Orthoptistin in der augenärztlichen Sehschule, empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) das sogenannte Amblyopiescreening zur Früherkennung von Sehstörungen.

    Kinder müssen das binokulare (beidäugige) Sehen lernen.

    Ein Kind kommt mit einem Sehvermögen von ungefähr zwei bis drei Prozent auf die Welt. Erst durch den Gebrauch der Augen in den ersten Lebensjahren entwickelt sich das volle Sehvermögen. Die Entwicklung ist vergleichbar mit dem Laufenlernen.

    Die Koordination beider Augen mit dem Gehirn muss genauso geübt werden wie die Koordination der Beine mit dem Gleichgewichtsorgan. Die Fortschritte beim Laufen erleben die Eltern mit. Wie sich das Sehvermögen entwickelt, bleibt ihnen dagegen verborgen.

    Amblyopievorsorge ist besser als Amblyopieerkennung

    Untersuchungen haben gezeigt, dass eines von fünf Kindern im Alter von zwei bis drei Jahren Sehstörungen hat, die ohne frühzeitige Erkennung und Behandlung zu einer Amblyopie führen können. Der BVA zitiert hierzu die Ergebnisse der Gutenberg-Gesundheitsstudie (Universitätsmedizin Mainz): 5,6 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland leiden an einer Amblyopie.

    Angesichts dieser Zahlen empfiehlt der BVKJ allen Eltern, bereits beim Kinderarzt ein sogenanntes Amblyopiescreening durchführen zu lassen. Es dient der frühzeitigen Erkennung von Sehstörungen und kann bereits ab dem fünften Lebensmonat ausgeführt werden. Dabei werden beide Augen gleichzeitig aus einem Meter Entfernung in weniger als einer Sekunde gemessen. Kinder mit einem auffälligen Messergebnis werden zur weiteren Untersuchung an einen Augenarzt überwiesen. In der Sehschule beim Augenarzt arbeiten oft Orthoptistinnen. Diese sind ausgebildete Spezialistinnen und begleiten die Entwicklung des kindlichen Sehens präventiv, diagnostisch und therapeutisch.

    Da sich die Augen mit dem Wachstum verändern, sollte das Amblyopiescreening regelmäßig wiederholt werden. Das Ziel ist es, Sehstörungen so früh zu entdecken, dass eine Amblyopie gar nicht erst entsteht.

    Amblyopiescreening

    Das Amblyopiescreening wird inzwischen von vielen Krankenkassen bezahlt. Übernimmt eine Krankenkasse nicht die Kosten, kann der Arzt die Messung als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) anbieten. In diesen Fällen empfiehlt der BVKJ, bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kostenerstattung zu stellen. Dies ist auch bei gesetzlichen Krankenkassen möglich. Wird ein Kind zum Augenarzt überwiesen, dann übernimmt die Krankenkasse automatisch alle weiteren Untersuchungs- und Behandlungskosten.

    In Zeiten von zunehmenden Sehstörungen sollte es unser Anliegen sein, unseren Kindern eine sichere und beschwerdefreie Zukunft zu bieten. Frühzeitige und regelmäßige Augenvorsorge schafft die Voraussetzung für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, bessere schulische Leistungen und Erfolge im Sport. War Ihr Kind beziehungsweise Enkel schon bei der Augenvorsorge? ′

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