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    Kurzsichtigkeit ausbremsen, geht das?

    Foto: George Rudy via Shutterstock.com

    Und ob! Myopie-Management kann das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern verlangsamen und sie später vor schweren Augenerkrankungen schützen. 

    Kerstin Kruschinski

    Stellvertretende Geschäftsführerin Kuratorium Gutes Sehen e. V.

    Die Zahlen sprechen für sich. Jedes zehnte Kind in Deutschland sieht schlecht. Und weit über ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind kurzsichtig. Sie sehen nur Nahes scharf. Das ist an sich kein Problem, denn dafür gibt es Brillen und Kontaktlinsen. Liegt die Kurzsichtigkeit allerdings später bei –6,00 Dioptrien und mehr, steigt im Alter, ab etwa 50 Jahren, das Risiko schwerer Augenerkrankungen wie Netzhautablösung, Degeneration oder Grüner Star, welche schlimmstenfalls zur Erblindung führen können.

    Rückgängig machen kann man die Fehlsichtigkeit leider nicht. Aber es gibt eine gute Nachricht: Per Myopie-Management lässt sich bei Schulkindern das übermäßige Längenwachstum des Augapfels – meist verantwortlich für die Kurzsichtigkeit – verlangsamen. Das Fortschreiten der Myopie wird gebremst, und ihr Endwert kann teilweise sogar um die Hälfte verringert werden.

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    Optionen der Myopie-Kontrolle

    Bei Kindern werden leider 60 Prozent der Sehfehler zu spät erkannt. Dabei gilt: Je früher Kinderaugen getestet werden, desto besser. Welche präventiven Maßnahmen zur Myopie-Kontrolle zum Einsatz kommen, ist individuell verschieden und darf nur in Abstimmung mit spezialisierten AugenoptikerInnen, OptometristInnen und AugenärztInnen erfolgen – regelmäßige Kontrolle inklusive. Die Optionen reichen dabei von der optischen Korrektion mit speziellen Brillengläsern und Kontaktlinsen bis zu Medikamenten – begleitet von der Empfehlung, sich täglich im Freien aufzuhalten.

    Brillengläser:

    Neu auf dem Markt sind speziell entwickelte Brillengläser, welche einerseits die Kurzsichtigkeit korrigieren. Um einen neun Millimeter großen zentralen Bereich herum enthalten sie viele kleine Zusatzlinsen mit höherer Stärke. Mit ihnen wird eine zweite Bildebene im Auge gebildet, die auch das Längenwachstum des Augapfels eindämmen kann.

    Weiche Kontaktlinsen:

    Myopie-Management-Linsen:

    Mit einem besonderen optischen Design korrigieren diese, eigens für die Myopie-Kontrolle bei Kindern entwickelten und zugelassenen Kontaktlinsen die Kurzsichtigkeit – und verringern zugleich das Längenwachstum des Auges.

    Klassische Mehrstärkenlinsen:

    Ursprünglich wurden sie für das scharfe Sehen von Alterssichtigen konzipiert. Mit der Fernwirkung im Zentrum der Linse und der Nahwirkung außerhalb des Zentrums können sie aber auch das Fortschreiten der Myopie bei Kindern reduzieren.

    Orthokeratologie: 

    Seit Langem bekannt sind formstabile, hoch sauerstoffdurchlässige Nachtlinsen. Sie werden nur während des Schlafens getragen und verändern dabei sanft die Hornhautform. Die dadurch erzielte spezielle Optik der Hornhaut reduziert das Fortschreiten der Myopie. Am Tag sehen die Kleinen so gestochen scharf – ohne Brille und Linsen.

    Atropin-Augentropfen: 

    Der stark verdünnte Wirkstoff der giftigen Tollkirsche verringert das Fortschreiten der Myopie um bis zu 50 Prozent.

    Aufenthalt im Freien:

    Zu viel Indoorzeiten und zu langes Sehen auf nahgelegene digitale Geräte können die Kurzsichtigkeit fördern. Also zur Vorbeugung: Bei Tageslicht raus ins Freie! Zwei Stunden am Tag sollten es sein. Einen einfacheren Weg, die Welt lange Zeit scharf, bunt und gesund zu sehen, gibt es nicht.

    Anmerkung: Häufig ist eine Kombination aus den verschiedenen Maßnahmen am erfolgreichsten.

    Weitere Informationen finden Sie auf:

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