Home » Augenblick, bitte! » Neurologie und Sehen
  • Augenblick, bitte!

    Neurologie und Sehen

    Foto: sruilk via Shutterstock

    Sehen findet im Gehirn statt!

    Das Auge nimmt Sehreize auf und leitet diese an das Gehirn weiter. Dort werden sie verarbeitet und die Wahrnehmung des Bildes entsteht. Dies bedeutet, dass nicht nur Erkrankungen des Auges zu Sehstörungen führen können, sondern auch neurologische Erkrankungen, die Schädigungen im Gehirn verursachen. Dazu gehören z. B. der Schlaganfall und die Multiple Sklerose, aber auch viele andere mehr.

    avatar

    Daniela Lemm

    Vorsitzende im Berufsverband Orthoptik Deutschland e. V. (BOD)

    Die Sehstörungen, die durch solch eine neurologische Erkrankung entstehen können, sind vielfältig. Sie bedürfen einer ausführlichen Untersuchung durch eine Orthoptistin, die durch ihre Kompetenz als Bindeglied zwischen den unterschiedlichen ärztlichen und nichtärztlichen Fachdisziplinen fungiert.

    Wie äußern sich solche Sehstörungen?  

    Die häufigsten Symptome sind:

    1. Doppeltsehen mit Schielen und eventuell zusätzlicher Lähmung der Augenbeweglichkeit
    2. Gesichtsfeldausfall
    3. verschwommenes oder wackeliges Sehen mit unkontrollierbarem Augenzittern (hierbei tritt zusätzlich oft Schwindel mit Übelkeit auf)
    4. selten auch Halluzinationen (man sieht etwas, was in Wirklichkeit nicht da ist)

    Und was kann man tun?

    1. Doppeltsehen
      Durch ihre Untersuchungen kann die Orthoptistin die Ursache des Doppeltsehens bestimmen. Bei neurologischen Erkrankungen sind dies meistens Augenbewegungsstörungen in Form einer Lähmung. Die Orthoptistin stellt eine Diagnose, zieht Rückschlüsse auf die Ursache und kann daraufhin die entsprechenden weiteren Schritte zur Abklärung einleiten.
      Zur Kompensation der Doppelbilder passt die Orthoptistin spezielle Brillengläser, entweder mattiert oder mit Prismen, an und zeigt ggf. auch Kompensationsmechanismen auf, wie z. B. bestimmte Kopfhaltungen.
      Je nach Ursache der Doppelbilder können sich die Symptome zurückbilden. In anderen Fällen kann die Orthoptistin zusammen mit dem Augenarzt nach einer gewissen Wartezeit operative Schritte vorbereiten, um das Doppeltsehen zu verbessern (Augenmuskel- / Schieloperation).
    2. Gesichtsfeldausfall
      Bei einem Gesichtsfeldausfall bieten Orthoptistinnen mit spezieller Weiterbildung ein Reha-Sehtraining an, bei dem Kompensationsmechanismen und Sehanwendungsstrategien vermittelt werden. Der Betroffene erlernt, die Augen vermehrt und aktiv in Richtung des ausgefallenen Bereichs zu bewegen. So ist es möglich, trotz des Ausfalls zu sehen und zu erfassen, was sich in diesem „blinden“ Bereich befindet.
      Ein erfolgreiches Training führt zu einer verbesserten Raumwahrnehmung und somit zu einer Verbesserung der Alltagsbewältigung.
    3. Verschwommenes Sehen mit Augenzittern
      Wie beim Doppeltsehen kann auch beim Augenzittern (Nystagmus) die Orthoptistin die genaue Art und Form des Augenzitterns in einer Diagnose präzisieren und Rückschlüsse auf die erkrankte Struktur im Gehirn ziehen. Sie überprüft, ob eine Veränderung der Kopfhaltung zu einer Beruhigung des Zitterns und somit Verbesserung des verschwommenen Sehens führt.
      Die Therapie erfolgt durch den Neurologen, der nach Abklärung der Ursache z. B. spezielle Medikamente verordnet, die das Augenzittern lindern sollen.

    *Der vereinfachten Lesbarkeit halber wird bei der Orthoptistin in der weiblichen Form gesprochen, da 98% der Berufsangehörigen weiblich sind.

    INFORMATION

    Erfahren Sie mehr über die Arbeit des Berufsverband Orthoptik Deutschland e. V. unter www.orthoptik.de !

    Nächster Artikel