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    Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration und neue Forschungsansätze

    Foto: AMD-Netz e.V.

    Die altersabhängige Makuladegeneration, AMD, ist eine Erkrankung der Stelle des schärfsten Sehens im hinteren Augenbereich (Makula). Sie ist in den westlichen Industrieländern eine der häufigsten Ursachen für gravierende Sehverluste und betrifft in Deutschland ca. 7,5 Millionen Menschen (davon ca. 500.000 Menschen mit einer späten AMD).

    Professor Pauleikhoff

    Augenarzt und Vorstandsmitglied des AMD-Netz

    Frühe und intermediäre AMD

    Grundlegend ist die AMD eine Erkrankung, die sich aus den altersabhängigen Veränderungen der zentralen Netzhaut entwickelt. Es kommt bei jedem Menschen im Laufe des Lebens zu Ablagerungen von Abfallprodukten unter der zentralen Netzhaut. Diese gelblichen Ablagerungen, sogenannte Drusen, sind das Kennzeichen
    der frühen und intermediären AMD. In diesem Stadium ist das Sehen oft noch wenig beeinträchtigt. Die Zusammensetzung und Lage der Drusen ist in hohem Maße genetisch vorherbestimmt.

    „Trockene“ Spätform der AMD

    Im weiteren Verlauf kann es zum Untergang der zentralen Netzhautzellen und zu einem langsamen Verlust des zentralen Seh- und Lesevermögens kommen (geografische Atrophie, „trockene“ Spätform der AMD). Bisher war diese Spätform der AMD nicht zu behandeln. Zurzeit werden jedoch zwei prospektive klinische Studien mit Medikamenten durchgeführt, die den Verlust der zentralen Netzhautzellen verlangsamen können. Die Vorergebnisse waren vielversprechend, im Jahr 2022 sind erste Daten der Zulassungsstudien zu erwarten. Für die Behandlung der trockenen AMD gibt es damit erste Hoffnungsstreifen am Horizont. 

    „Feuchte“ Spätform

    Neben dem Zelluntergang kann durch die Ablagerungen (Drusen) aber auch eine Abwehrreaktion des Körpers angeregt werden. Hierbei werden Botenstoffe („VEGF“) von den Netzhautzellen gebildet, die irreguläre Blutgefäße aus der Aderhaut unter die zentrale Netzhaut einsprießen lassen. Durch den Austritt von Flüssigkeit und die Entwicklung von Blutungen ergeben sich Verzerrungen und ein mehr oder weniger rascher Zell- und Sehverlust. Seit ca. zehn Jahren gibt es Eiweiße zum Binden der VEGF-Botenstoffe, die in das Auge eingegeben werden (Injektions- oder IVOM-Therapie). Die Effekte dieser Therapie können mittels
    Schichtbildaufnahmen, der Optischen Kohärenztomografie (OCT), morphologisch gut dargestellt werden. Da die bisherigen Medikamente (Lucentis®, Eylea®, Avastin®) meist nur ca. vier Wochen im Auge verbleiben, sind nahezu monatliche Injektionen bzw. Kontrollen über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte das derzeitige Behandlungsprinzip. Das Ziel ist es daher, Medikamente mit längerer Wirkungsdauer zu entwickeln, die größere Abstände der Injektionen möglich machen. Neue Wirkstoffe wie Brolucizumab (bereits zugelassen) und Faricimab sowie operativ eingebrachte Slow-release Systeme (jeweils Zulassung in 2022 erwartet), lassen in der nahen Zukunft neue Therapieoptionen am Horizont erscheinen.

    Unterstützende Maßnahmen bei der späten AMD

    Die Therapie der feuchten AMD muss langfristig erfolgen und erfordert regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt. Die Therapietreue der Patienten ist dabei zentral, da eine konsequente Behandlung nahezu immer zu einer Stabilisierung der Sehkraft führt. In der Praxis kommt es leider häufig zu Unterbrechungen oder Abbrüchen der IVOM-Therapie. „Hier muss eine konsequente Information und Aufklärung der Patienten erfolgen, damit die notwendigen regelmäßigen Kontrollen und Injektionen auch tatsächlich durchgeführt werden“, sagt Professor Pauleikhoff, Vorstandsmitglied des AMD-Netz. Der gemeinnützige Verein stellt Informationen für Patienten und deren unterstützende Angehörige sowie Module für die Augenärzte bereit, um verständliche und umfassende Aufklärung zu ermöglichen. 

    Sie möchten mehr erfahren?

    Weitere Informationen finden Sie unter www.amd-netz.de.

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