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„KÖRPER, GEIST UND SEELE SIND EINE EINHEIT“

Foto: shutterstock 2583699113

Vielen ist der Mediziner Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer als Rückenexperte bekannt. Er vertritt eine ganzheitliche Sicht auf unsere Gesundheit. Wir sprachen mit ihm über die Bedeutung gesunder Gelenke für ein aktives, wohlbefindliches Leben bis ins hohe Alter und sein neues, sehr persönlich motiviertes Buch über die Herausforderungen im Alltag mit Demenzerkrankten.

DIE WESENTLICHEN URSACHEN VON RÜCKENSCHMERZEN SIND MANGELNDE ODER FEHLENDE BEWEGUNG, EINE GESCHWÄCHTE MUSKULATUR UND DADURCH AUSGELÖSTE FEHLHALTUNGEN IM ALLTAG.

Foto: Kirsten Nijhof

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer ist einer der bekanntesten Ärzte Deutschlands und emeritierter Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikrotherapie der Universität Witten/Herdecke. Er lebt und arbeitet in Bochum/Wattenscheid. Seit Jahrzehnten setzt er sich für Aufklärung und Vorsorge mit Blick auf ein langes und wohlbefindliches Leben ein. Er ist leidenschaftlicher Verfechter der Weltmedizin, einer Integration von Natur- und Schulmedizin inklusive der psychosomatisch-sozialen, der Hightech- und Umweltmedizin. 1997 gründete er das Grönemeyer Institut für Mikrotherapie in Bochum, später auch in Berlin, Köln und weiteren Städten. Grönemeyer ist nicht nur ein herausragender Arzt und Wissenschaftler, sondern auch Autor zahlreicher Bestseller. Seine Bücher wurden in rund 20 Sprachen übersetzt.

Herr Prof. Grönemeyer, Sie setzen sich seit vielen Jahren für eine ganzheitliche Medizin ein. Was treibt Sie persönlich an, Gesundheit anders zu denken?

Ich bin in meiner Familie in der sechsten Generation Arzt und aufgewachsen zwischen Schulmedizinern und Naturheilkundlern. Ich habe stets den Dogmatismus zwischen diesen beiden Seiten erlebt. Das hat mich sehr stark geprägt und mir gezeigt, dass man Körper, Geist und Seele nicht trennen kann, weil sie eine Einheit sind.

Als Radiologe, der sich intensiv mit den vielfältigen Ursachen von Rückenbeschwerden befasst hat, fiel mir auf, dass bei vielen Betroffenen psychische Probleme eine Rolle spielten, die sich auf deren Rücken auswirkten: Die Last liegt auf dem Nacken, der Gang ist gebeugt. Das zeigt deutlich, wie stark die Psychosomatik mit unseren kör – perlichen Leiden verknüpft ist.

Das hat mich bewogen, mich stärker für Vorsorge und eine neue Sicht auf die Medizin einzusetzen. Ich nenne das Weltmedizin bei der das Beste aus Schulmedizin, Naturheilkunde, Psychosomatik und Umweltmedizin zusammengeführt wird.

Rückenschmerzen zählen zu den Volkskrankheiten. Was sind die häufigsten Ursachen und wie kann man wirksam vorbeugen?

Die wesentlichen Ursachen sind mangelnde oder fehlende Bewegung, eine geschwächte Muskulatur und dadurch ausgelöste Fehlhaltungen im Alltag. Über – gewicht, Stress und andere psychosomatische Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle. In unserer derzei – tigen Weltsituation ist auch Angst ein großer Faktor: Angst vor Inflation, vor Armut oder davor, in einen Krieg hineingezogen zu werden. All das lastet auf uns, und unseren Gelenken. Daher ist es zur Prävention absolut notwendig, Entspannung zu finden. Dazu zählt auch, dem Körper genügend erholsamen Schlaf zu gönnen. In einer Studie der DAK wurde vor mehreren Jahren bereits aufgezeigt, dass 80% der Beschäftigten morgens übermüdet zur Arbeit kommen. Wir sind eine übermüdete Gesellschaft. Und nach der Corona-Pandemie sind es sicherlich noch mehr. All das sind Probleme, die auf unserem Kreuz lasten, und uns die Haltung im wahrsten Sinne verlieren lassen.

Wie lässt sich vorbeugen?

Neben mehr Bewegung und Entspannung gehören, wie schon erwähnt, ausreichend Schlaf aber auch eine gute Matratze oder moderne Schlafsysteme dazu, sowie eine gesunde Ernährung. Wir essen zu viel weißes Mehl und Fleisch, trinken zu viel Alkohol. Die Umstellung auf eine vollwertige Ernährung mit mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist ein wichtiger Punkt, um Schäden von den Bandscheiben und den Gelenken fernzuhalten.

Gelenkerkrankungen wie Arthrose schränken viele Menschen besonders im höheren Alter stark ein. Welche gezielten Behandlungsansätze stehen heute zur Verfügung, um die Beweglichkeit zu erhalten und Schmerzen zu reduzieren?

Eine Arthrose ist eine Gelenkverschleißerkrankung, die in erster Linie Bewegung braucht. Aber auch hier spielt die richtige Ernährung eine wesentliche Rolle. Hier können z. B. Kurkuma, Ingwer, Beerenfrüchte, Blumenkohl und Brokkoli in die Kost integriert werden, da sie nachweislich einen positiven Einfluss auf die Gelenkgesundheit haben. Mit dem behandelnden Arzt kann man auch besprechen, ob die Einnahme von Mikronährstoffen wie Zink, Vitamin D und Vitamin K sinnvoll sein könnte.

Bei akuten Schmerzen kann man erst einmal mit Kälte oder Wärme an den betroffenen Gelenken arbeiten. Zudem können leichte Schmerzmittel oder spezielle Schmerzsalben zum Einsatz kommen. Auch lokale Injektionen, CT- oder Kernspin-gesteuert, können Linderung bringen. Aber auch hier gehe ich immer integrativ an die Behandlung heran: naturheilkundlich, schulmedizinisch, ernährungstherapeutisch und unter psychologischer Begleitung.

Neben körperlicher Fitness spielt auch die geistige Gesundheit im Alter eine große Rolle. Was können wir aktiv tun, um unser Gehirn bis ins hohe Alter leistungsfähig zu halten?

In einer Lancet-Studie zur Demenzprävention wurde festgestellt, dass sich zirka 45 Prozent der Demenzerkrankungen vermeiden ließen. U. a. durch bessere Ernährung, Nikotin- und Alkoholverzicht, Bluthochdruckvermeidung, einer optimalen Diabetes-Behandlung und Cholesterinregulierung sowie Übergewichtsreduzierung. All das kann Demenz verhindern helfen und unser Gehirn fit halten.

Man muss also die Risikofaktoren kennen und sich entsprechend verhalten. Dazu gehört übrigens auch, das gute Hören und Sehen im Fokus zu behalten. Zudem sollte man sich nicht isolieren, da soziale Teilhabe bei der mentalen Fitness eine enorme Rolle spielt.

In Ihrem neuen Buch „Demenz – gezielt vorbeugen, ganzheitlich verstehen, liebevoll begleiten“ widmen Sie sich diesem sensiblen Thema sehr umfassend. Was war Ihr Antrieb, sich mit diesem Thema zu beschäftigen?

In meiner Familie waren zum Beispiel mein Vater sowie meine Tante davon betroffen. Ich habe mich im Alltag also bereits lange Zeit als Arzt, als Sohn und Angehöriger um demenzerkrankte Menschen gekümmert. Diese Erfahrung zeigte mir, dass viel zu wenig über diese Erkrankung bekannt ist und die wenigsten wissen, wie mit Erkrankten umzugehen ist.

Wir haben keine demenzorientierte Gesellschaft, eher werden Betroffene „aussortiert“, anstatt ihnen liebevoll und mit Geduld zur Seite zu stehen und dabei Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn es nötig ist. Demenzkranke leben in einer Art isolierter Schneekugel, die bei jedem Erkrankten anders aussieht. Sie brauchten also jeweils eine völlig andere Art der Begleitung und Fürsorge. Diese Erfahrung hat mich motiviert, diesem Thema die Aufmerksamkeit zu geben, die es benötigt. Denn wir müssen unbedingt eine demenz-freundlichere Kultur entwickeln.

BUCHTIPP
Dietrich Grönemeyer:
„Demenz – Gezielt vorbeugen, ganzheitlich verstehen, liebevoll begleiten“


Sprache: Deutsch | Umfang: 272 Seiten
ISBN/EAN: 9783453281691

Bestellen Sie sich ein Exemplar, oder werfen Sie erstmal einen kurzen Blick als Leseprobe in das Buch:
www.penguin.de/buecher/dietrich-groenemeyer-demenz/

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