Ich bin der Meinung, dass wir zurück müssen zu einem solchen Gemeinschaftsverständnis, in dem alle Generationen mitgedacht werden.
Maren Gilzer
Schauspielerin und Fotomodel
@marengilzer
Viele kennen Maren Gilzer (65) noch als die Buchstabenfee vom Glücksrad. Doch die gelernte Bauzeichnerin hat so viel mehr auf dem Kasten! Wir sprachen mit ihr über ihr Leben im Rampenlicht, auf der Baustelle und als pflegende Tochter.
Frau Gilzer, Sie haben im Laufe Ihrer Karriere schon viele spannende Dinge gemacht – vom Modeln übers Schauspielern bis zu verschiedensten TV-Formaten. Welche dieser Erfahrungen prägt Sie heute noch am meisten, und was reizt Sie an neuen Projekten?
Natürlich war die Zeit beim Glücksrad eine ganz besondere Zeit, an die ich mich immer gerne zurückerinnere. Klar hatte auch das Modelleben seine tollen Seiten, aber das Glücksrad war mein Sprungbrett in die TV-Welt, in der ich mich sofort wohlgefühlt habe. Ich wurde damals auch mehrfach in die USA eingeladen, zum Beispiel zum Jubiläum der Show, zu dem dann Glücksrad-Moderatoren und ihre Assistentinnen aus der ganzen Welt eingeladen wurden. Das waren ganz tolle Erfahrungen! Generell bin ich ein sehr experimentierfreudiger Mensch und habe immer schon gerne neue Dinge ausprobiert.
Wenn jemand mit einer Idee auf mich zukommt und ich denke, dass die Idee toll klingt, dann mache ich so einiges mit!
Klar denkt man bei der ein oder anderen Sache hinterher vielleicht, dass man sie auch hätte bleiben lassen können, aber jede Erfahrung macht einen reicher!
Das gilt auch für meine Ausbildung, die ich nach der Schule absolviert habe. Denn eigentlich bin ich gelernte Bauzeichnerin.
Zu Beginn meiner Model- und Fernsehkarriere habe ich manchmal überlegt, ob ich mit der Ausbildung nicht meine Zeit verplempert hätte und es nicht sinnvoll gewesen wäre, gleich in die TV-Welt einzutauchen. Aber mittlerweile weiß ich genau, dass alles, was man einmal gelernt hat, zu etwas nütze ist!
Sie werden als Stil-Ikone wahrgenommen und stehen gelegentlich noch immer vor der Kamera. Gibt es persönliche „Geheimtipps“ zu Mode und Beauty, die Sie gern an andere Frauen weitergeben möchten?
Ich bin der festen Überzeugung, dass Mode kein Alter kennt. Nur, weil man ein gewisses Alter erreicht hat, bedeutet das ja nicht, dass die Langeweile in den Kleiderschrank einziehen muss. Klar ist es leichter, einfach eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt anzuziehen und dann in die bequemen Sneaker zu schlüpfen. Aber irgendwann sehen dann alle gleich aus, und das kann ja wirklich nicht das Ziel sein!
Ich finde es extrem wichtig, in jeder Lebensphase Freude an Mode und Beauty zu haben – ganz ohne Altersgrenze. Auch mit über 100 kann man sich noch stilvoll kleiden und “zurecht machen“, wie es viele Frauen im Pflegeheim meiner Mutter eindrucksvoll zeigen und die eigene Weiblichkeit feiern: Man könnte zum Beispiel das schwarze Oberteil durch eine schicke Bluse ersetzen, das macht gleich viel mehr her! Ein schickes, stilvolles Kleid ebenso. Wichtig finde ich dabei nur eines: Die Kleidung muss gut sitzen. Auch Mut zur Farbe finde ich wichtig, denn der Alltag ist ja nun wirklich oft grau und eintönig genug. Ich war kürzlich mit meinem Mann zu einem Firmenjubiläum eingeladen, auf dem alle schwarz oder dunkelblau gekleidet waren. Ich dachte mir, Mensch, wir treffen uns hier zu einem feierlichen Anlass, nicht zu einer Beerdigung! Ich war der einzige Farbtupfer auf dem Gruppenfoto.
Welche Hobbys und Interessen bereichern Ihren Alltag neben Ihren beruflichen Projekten? Stimmt es, dass Sie gerne Cabrio fahren und viel Zeit mit Ihren Hunden verbringen?
Das stimmt! Ich versuche einfach immer, die notwendigen Dinge mit dem angenehmen zu verbinden. Ein Auto brauche ich sowieso, also warum nicht eines, das mir Spaß macht? Es ist so toll, in den sonnigen Monaten mit offenem Verdeck unterwegs zu sein und den Wind in den Haaren zu spüren! Und meine Hunde sind da natürlich mit dabei und genießen den frischen Wind um die Nase genauso sehr wie ich. Generell ist es für mich toll, mit den Hunden bei Wind und Wetter draußen zu sein. Es macht mir einen Riesenspaß, die beiden draußen herumtollen zu sehen. Und für die eigene Gesundheit ist die regelmäßige Bewegung an der frischen Luft natürlich auch ein großes Plus.
Und dann habe ich seit vielen Jahren großen Spaß an der Planung und Einrichtung von Häusern. Im Laufe meines Lebens habe ich so einige Wohnungen und Häuser bewohnt und eingerichtet. Als ich das erste mit Gewinn verkauft hatte, habe ich für mich entdeckt, dass das eine tolle Beschäftigung ist, aus der ich ein eigenes kleines Business entwickeln kann. Mittlerweile habe ich mir damit ein zweites Standbein aufgebaut. Hier spielt mir meine Ausbildung als Bauzeichnerin natürlich sehr in die Karten. Wie gesagt, nichts, was man lernt, ist umsonst (lacht). Gerade bauen wir unser neues zu Hause um, diesmal mit dem Ziel, darin alt werden zu können.
Sie sind im letzten Jahr näher ans Pflegeheim ihrer Mutter gezogen. Welche Erfahrungen haben Sie dabei am meisten geprägt und was wünschen Sie sich von der Gesellschaft, damit pflegende Familien besser unterstützt werden?
Wenn man über diese Thematik spricht, muss man erst einmal verstehen, was die jetzige ältere Generation geprägt hat und wie wir als Kinder dieser Generation aufgewachsen sind. In den 60er und 70er Jahren fand ein grundlegender Umschwung statt: Weg von der Abhängigkeit vom Elternhaus und vom Establishment, hin zu mehr Freiraum, Freiheit und Eigenständigkeit. Diese Freiheit und Unabhängigkeit hat man sich hart erkämpft, aber im Alter kann das einem auf die Füße fallen.
Die ältere Generation muss sich also mit dem Gedanken anfreunden, wieder vermehrt Hilfe anzunehmen und Dinge nicht allein schaffen zu müssen. Ich sehe das bei meiner Mutter: Es ist doch toll, dass sie Unterstützung im Haushalt und bei den alltäglichen Dingen des Lebens hat und zum Beispiel ihre Wohnung nicht mehr selber putzen muss! Aber diese Hilfe anzunehmen, fällt dieser Generation sehr schwer. Die jüngere Generation wiederum muss lernen, dass ihre älter werdenden Angehörigen sie brauchen und es keine Lösung sein kann, Menschen einfach „abzuschieben“. In südlichen Ländern wird das Leben im Familienverband noch viel stärker praktiziert als hierzulande. Ich bin der Meinung, dass wir zurück müssen zu einem solchen Gemeinschaftsverständnis, in dem alle Generationen mitgedacht werden. Das ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, die es dringend anzugehen gilt.
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