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    PCOS – Hormonstörung bei Frauen 

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    Hormone spielen bei vielen Vorgängen im Körper eine wichtige Rolle. Doch was passiert, wenn das Gleichgewicht der weiblichen und männlichen Hormone aus den Fugen gerät? Das erklärt Prof. Dr. med. Onno E. Janßen im Interview.

    Prof. Dr. med. Onno E. Janßen

    Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie Hamburg

    Was ist PCOS?

    Unter PCOS (Polyzystisches Ovar-Syndrom) versteht man eine Hormonstörung bei Frauen. Um diese Erkrankung zu diagnostizieren, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein, von denen mindestens zwei von drei zutreffen. Das wichtigste Kriterium ist der Überschuss an männlichen Hormonen (Hyperandrogenämie), welcher entweder durch die Messung von Testosteron im Blut oder durch eine erhöhte Wirkung männlicher Hormone im weiblichen Körper festgestellt werden kann. Symptome hierfür sind männliche Behaarung (Hirsutismus), Haarausfall im Kopfbereich und unreine Haut (vor allem Akne).

    Das zweite Symptom ist eine Zyklusstörung, bei der die Menstruation höchstens neunmal im Jahr auftritt. Dadurch kommt es seltener zu einem Follikelsprung und es ist schwieriger, Kinder zu bekommen. Die nicht gesprungenen Follikel führen zur Bildung von Zysten. Dies ist das dritte und letzte PCOS-Kriterium.

    Ein weiteres Kriterium, das nicht in der Definition inkludiert ist, dass einige Betroffene zum metabolischen Syndrom, das heißt Übergewicht, Adipositas, und einem erhöhten Risiko für Gefäßerkrankungen sowie Bluthochdruck und Zucker- bzw. Fettstoffwechselstörungen neigen. Je nach Testosteronspiegel sind diese unterschiedlich stark ausgeprägt. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass bei der Abklärung eines PCOS Differenzialdiagnosen, d.h. andere Ursachen für erhöhte männliche Hormone, wie z. B. das Adrenogenitale Syndrom (AGS), ausgeschlossen werden müssen.

    Welche Symptome sind typisch für das PCOS?

    Typisch ist der Hyperandrogenismus, d.h. eine starke Wirkung männlicher Hormone im weiblichen Körper. Dies äußert sich mit Symptomen wie oben beschrieben. Darüber hinaus erkranken Frauen mit dieser Erkrankung dreimal häufiger an der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis.

    Wie wird PCOS behandelt?

    Fast alle Symptome des PCOS lassen sich gut behandeln. Dies geschieht in der Regel durch die Einnahme einer Pille, die eine antiandrogene Komponente enthält, welche das Testosteron hemmt und die Symptome lindert.

    Die Anwendung erfolgt als Langzeittherapie, deren Wirkung bis zu einem Jahr andauern kann. Reicht die Therapie mit der Pille nicht aus, können zusätzlich antiandrogene Medikamente, z. B. Spironolacton, eingesetzt werden. Antiandrogene dürfen nur bei sicherer Verhütung eingesetzt werden, um einem männlichen Fötus nicht zu schaden. Prinzipiell können auch andere Medikamente wie etwa Metformin eingesetzt werden, um z.B. übergewichtigen PCOS-Patientinnen bei der Gewichtsabnahme und auch bei unerfülltem Kinderwunsch zu helfen.

    Führt PCOS zwangsläufig zu Unfruchtbarkeit?

    Nein, ein erheblicher Anteil an PCOS-Patientinnen wird spontan schwanger. Bei anderen Patientinnen kann mit verschiedenen Methoden, von Lebensstiländerungen bis Gewichtsabnahme, Stimulationsverfahren oder assistierte Reproduktion wie etwa In-vitro-Fertilisation (IVF) der Kinderwunsch häufig erfüllt werden.

    Welche Begleiterkrankungen treten auf?

    Eine der häufigsten Begleiterscheinungen ist das metabolische Syndrom, also Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Auch junge Patientinnen erkranken an Diabetes und vor allem das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist erhöht. Viele Frauen leiden durch die Veränderungen ihres Körpers unter hohen psychischen Belastungen, Unzufriedenheit mit dem Aussehen, einer verminderten Lebensqualität und damit einhergehenden Depressionen.

    Dieser Begleiterscheinung kann durch Aufklärung über die Erkrankung, z. B. auch durch die PCOS-Selbsthilfe, entgegengewirkt werden.

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