Home » Herzgesundheit » Diabetes und Herzschwäche: Ein unterschätztes Risiko
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Beide Erkrankungen sind eng miteinander verbunden. Unerkannt kann eine Herzschwäche ernste Folgen haben. Im Interview erklärt Kardiologe Prof. Dr. Christian Schneider wieso besonders Diabetiker gefährdet sind und wie die Erkrankung früh erkannt und behandelt werden kann.

Prof. Dr. med. C.A. Schneider

Facharzt für innere Medizin-Kardiologie, Kardiologie an der PAN-Klinik / Ärztlicher Leiter Herz Netz Köln / Ärztlicher Direktor betriebliches Gesundheitsmanagement Herz Netz Center GmbH


Herr Prof. Schneider, was ist eine Herzschwäche?

Unter einer Herzschwäche wird eine Funktionsstörung des Herzens verstanden, die dazu führt, dass lebenswichtige Organe wie Herz und Nieren nicht ausreichend mit Blut versorgt werden. Das kann verschiedene Ursachen haben. Ein klassisches Beispiel: Bei einem Patienten ist durch einen Herzinfarkt ein Teil des Herzmuskels geschädigt. Das führt dazu, dass andere Teile im Herzen einspringen müssen, um die Pumpleistung aufrechtzuerhalten. Auf Dauer wird das Herz überlastet und Bereiche, die anfänglich nicht vom Herzinfarkt betroffen waren, sind nun geschädigt. So kommt es über Jahre zu einer schleichenden Abnahme der Pumpfunktion.

Auf welche Symptome sollte man achten?

Die Symptome einer Herzinsuffizienz sind je nach Art und Schwere der Krankheit verschieden und schwer zu diagnostizieren. Dazu zählen Atemnot, Schwächegefühl, Müdigkeit, Probleme beim Treppensteigen, Konzentrationsschwäche und geschwollene Beine, die durch Wassereinlagerungen in Gliedmaßen und Lunge verursacht werden. Problematisch ist, dass die Herzschwäche häufig gerade bei Frauen unentdeckt bleibt, da auch andere uncharakteristische Symptome haben als Männer. Bei vielen Betroffenen verschlechtert sich die körperliche Verfassung und damit die Lebensqualität schleichend.

Insgesamt haben Patienten mit einer Herzschwäche eine deutlich eingeschränkte Lebenserwartung. Laut Studien liegt die Jahressterblichkeit dieser Patienten bei ungefähr 7- 10% Jahressterblichkeit pro Jahr, das heißt von 100 Patienten in der Sprechstunde, die herzinsuffizient sind, sind nach einem Jahr sieben verstorben. Es ist eine dramatische Erkrankung, die häufig von Patienten und Ärzten falsch eingeschätzt wird.

Welche Verbindung gibt es zu Diabetes?

Menschen mit Diabetes Typ 2 erkranken häufiger an einer Herzschwäche, da Gefäße und Herz durch ihre Vorerkrankung zusätzlich belastet sind. Insgesamt haben Patienten mit einer Herzschwäche eine deutlich eingeschränkte Lebenserwartung. Rechtzeitig erkannt, gibt es heute sehr gute Therapiemaßnahmen.

Menschen mit Diabetes Typ 2 erkranken häufiger an einer Herzschwäche, da Gefäße und Herz durch ihre Vorerkrankung zusätzlich belastet sind

Wie kann eine Herzschwäche bei Diabetikern frühzeitig erkannt werden?

Mit Blutmarkern wie dem NT-proBNP ist es möglich, die Herzschwäche in einem frühen Stadium zu erkennen. Dieser Test kann bereits beim Hausarzt gemessen werden und der Patient muss nicht erst zum Spezialisten überwiesen werden. Wie beschrieben, haben Diabetiker durch ihre Vorerkrankung bereits ein erhöhtes Risiko, daher sollten sie bei Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder schlechter Belastbarkeit mit NT-proBNP getestet werden. Liegt das Ergebnis unter einem festgelegten Schwellenwert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Herzinsuffizienz vorliegt, zunächst sehr gering. Ist das Ergebnis positiv, sollte eine Abklärung beim Kardiologen erfolgen. Dort wird ein EKG und/oder eine Echokardiographie durchgeführt, um eine Herzschwäche auszuschließen oder zu bestätigen.

Mit Blutmarkern wie dem NT-proBNP ist es möglich, die Herzschwäche in einem frühen Stadium zu erkennen

Welche Chancen liegen in einer frühen Diagnose?

Durch eine frühe Diagnose kann mit exzellenten Therapieoptionen angesetzt werden, die die Prognosen für Patienten erheblich verbessern. Beispielsweise durch klassische Therapien in Kombination mit neuen exzellenten Therapieoptionen (SGLT-2 Inhibitoren). Diese Medikamente sind wirkliche Game Changer, die die Lebenserwartung und Lebensqualität für diese Patienten enorm verbessern. Die Belastbarkeit kann sich bereits nach vier Wochen erheblich steigern, das ist wirklich beeindruckend.

Was kann ich als Diabetiker tun, um mein Risiko für eine Herzschwäche zu reduzieren?

Wichtig ist eine gute Einstellung und regelmäßige Einnahme der Medikamente und vor allem des Blutdrucks. Wir wissen, dass eine optimale Einstellung des Blutdrucks das Risiko für eine Herzschwäche massiv reduzieren kann. Zusätzlich sollte auf einen gesunden Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung kombiniert mit Ausdauer- und Kraftsport geachtet werden. Es geht um die Vermeidung einer lebenslangen Behinderung durch eine Herzschwäche.

Eine Herzschwäche sollte stärker in den Blickpunkt der Diabetespatienten und Hausärzte rücken: Auch Symptome, die man nicht sofort mit einer Herzerkrankung verbindet, wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, allgemeine Müdigkeit, können durch eine Herzschwäche verursacht werden – auch wenn diese Symptome eher mild erscheinen.

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