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Immunologie

Unser Immunsystem: Die biologische Intelligenz unseres Körpers

Foto: Trustreels

Wir reden erstaunlich selten über das Immunsystem, obwohl es uns jeden Tag begleitet. Es arbeitet still und heimlich, ohne sich zu beschweren und wenn es einmal streikt, merken wir dann doch relativ schnell, wie abhängig wir von seiner Geduld sind.

Viele wünschen sich, das Immunsystem ließe sich innerhalb weniger Wochen trainieren wie ein Bizeps

Schade, dass es nicht so einfach ist. Unser Immunsystem ist kein Muskel, sondern ein Netzwerk aus Milliarden Zellen, die miteinander kommunizieren, sich erinnern, voneinander lernen. Eine Art biologisches ChatGPT oder anders gesagt: die biologische Intelligenz unseres Körpers – quasi die BI in Zeiten von KI.

Damit dieses Netzwerk funktioniert, braucht es Schlaf, Bewegung, gute Ernährung, soziale Nähe und Ruhephasen. Das klingt nach den einfachsten Basics, ist aber auch laut Studien genau das, was am meisten Auswirkung hat. Der Körper reagiert auf das, was wir ihm zumuten, biochemisch, hormonell, immunologisch und sogar teilweise genetisch.

Doch manchmal gerät dieses System aus dem Gleichgewicht

Bei Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose, Hashimoto oder Psoriasis richtet sich die Abwehr plötzlich gegen das, was sie eigentlich schützen soll. Das Immunsystem wird zum verwirrten Mitspieler im eigenen Team. Diese Erkrankungen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck eines Systems, das die Orientierung verloren hat und quasi wild umherirrt.

Neben den oben beschriebenen Maßnahmen gab es in den letzten Jahrzehnten bahnbrechende neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sodass wir heutzutage durch moderne Medizin den „ver(w)irrten“ Teil des Immunsystems zumindest teilweise, manchmal aber auch fast gänzlich wieder auf Kurs bringen können.

Auch Menschen mit chronischen Leiden wie Asthma, COPD, Neurodermitis oder Psoriasis-Arthritis kennen den Streit um die Balance. Ihr Immunsystem ist nicht kaputt, sondern sensibel eingestellt und reagiert auf jede kleine Veränderung. Hier helfen Wissen, Geduld und eine realistische Erwartung mehr als jedes Wundermittel.

Auf der anderen Seite stehen Menschen mit geschwächter Abwehr, etwa durch (angeborene) Immundefekte. Für sie ist manchmal sogar eine leichte Erkältung keine Nebensache. Neue Therapien und gezielte Medikamente ermöglichen auch hier heute oftmals ein fast normales Leben, vorausgesetzt, Diagnose und Versorgung stimmen.

Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit

Was alle vereint, ist die Erkenntnis, dass das Immunsystem nicht nur kämpft, sondern lernt.

Es passt sich an, speichert Erfahrungen und braucht gute Pflege durch uns selbst. Prävention bleibt ein starker Hebel durch Bewegung, Schlaf, Ernährung, Impfungen, weniger Stress. Das ist zwar keine Rocket Science, wirkt aber sicher.

Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Bleiben Sie neugierig und freundlich zu Ihrem Immunsystem – es hört Ihnen zu, auch wenn Sie nicht mit ihm reden.

Sebastian Alsleben

Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin und Sportmedizin i.A.

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