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    Aktuelle Diagnostikmöglichkeiten beim kindlichen Asthma

    Foto: megaflopp via Shutterstock.com

    Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter, fast jedes 10. Kind ist davon betroffen. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung der Atemwege, bei der sich die Bronchien anfallsweise verengen und es zu Episoden von erschwerter Atmung und Atemnot kommt. Diese sind oft begleitet von trockenem Reizhusten und einer „pfeifenden“ Ausatmung. 

    Prof. Dr. med. Christiane Lex

    Leiterin des Bereiches Kinderpneumologie/-allergologie, Universitätsmedizin Göttingen

    Viele Eltern fragen sich, ob ihr Kind bei wiederkehrendem Husten an einem Asthma bronchiale leidet. Leider ist diese Frage oft nicht einfach zu beantworten: Es gibt nämlich kein diagnostisches Kriterium, das allein ausreicht, um eine Asthmadiagnose bestätigen oder widerlegen zu können. Zentral für die Diagnosestellung sind das Vorhandensein typischer subjektiver Beschwerden und der Nachweis einer variablen Atemwegsverengung mithilfe von objektiven Lungenfunktionstests. Der optimale Zeitpunkt für eine Lungenfunktionsuntersuchung ist allerdings recht schwierig zu finden: Im beschwerdefreien Intervall sind die Befunde im Kindes- und Jugendalter meist normal. Im akuten symptomatischen Zustand hingegen steht oft kein Lungenfunktionstest zur Verfügung oder die Kinder sind manchmal zu krank, um überhaupt eine entsprechende Diagnostik durchführen zu können. Aufgrund dieser Problematik fällt die Diagnosestellung eines Asthmas bronchiale oft falsch negativ oder falsch positiv aus.  

    Vor Kurzem wurde erstmals von einem Gremium europäischer Experten ein komplexer Algorithmus zur Diagnosestellung eines kindlichen Asthmas bronchiale veröffentlicht. Dieser enthält die Durchführung mehrerer objektiver Tests, von denen zwei für eine korrekte Asthmadiagnose positiv sein sollen. Basistests sind hierbei die „Spirometrie“, der „Reversibilitätstest“ und der „FENO-Test“. Bei der Spirometrie soll das Kind tief einatmen und dann so fest und so viel wie möglich ausatmen. Das Gerät misst dann, wie viel Luft insgesamt und wie viel davon in der ersten Sekunde dieses Tests ausgeatmet werden kann. Wenn die Spirometrie auf ein Asthma hindeutet, ist ein „Reversibilitätstest“ der nächste Schritt zur Diagnosestellung. Bei diesem Test wird ein Asthmamedikament, zum Beispiel Salbutamol, verabreicht, um zu bewirken, dass die Atemwege wieder „aufgehen“ und die Atmung wieder einfacher ist. Nach der Inhalation wird die Lungenfunktionsmessung wiederholt. Wenn das Kind diesmal deutlich bessere Werte hat, ist das ein Beweis dafür, dass die Medikation die Atemwege geöffnet hat und ein Asthma bronchiale vorliegt. Sollte dieser Beweis nicht gelingen, kann der „FENO-Test“ eingesetzt werden. Mittels eines Messgerätes wird die Menge des Stickstoffmonoxids (FENO) in der ausgeatmeten Luft des Kindes gemessen. Dieser Wert steigt bei Entzündungsprozessen in den Bronchien an. 

    Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Kinder in der Lage sind, diese Tests technisch einwandfrei und richtig durchzuführen. Sollten die Ergebnisse dieser Tests nicht schlüssig sein, ist eine Reihe weiterer Tests möglich, um Kinder mit dauerhaften Beschwerden zu untersuchen. Besonders häufig werden dann Provokationstests, zum Beispiel unter Belastung, angewandt. Wichtig ist es auch, die Tests bei unsicherer Diagnose zu wiederholen, da die Symptome und natürlich auch die Tests zu verschiedenen Zeitpunkten sehr unterschiedlich sind. Als mögliche Hilfsmittel können hier die neuen Smartphonespirometer dienen, die zu Hause, zum Beispiel auch unter Belastung, von den Kindern selbstständig angewendet werden können. Ob diese technischen Neuheiten tatsächlich sinnvoll sind, muss allerdings noch in Studien untersucht werden.

    Wenn die Diagnose schließlich richtig gestellt wird, bedeutet dies, dass wirkungsvolle Asthmamedikamente Kindern nicht unnötig vorenthalten werden. Im Umkehrschluss können Kindern so auch unnötige Medikamente mit potenziellen Nebenwirkungen erspart bleiben.

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