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    Diagnose: Lungenkrebs

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    Christian Schmitt-Plank erhielt 2007 die Diagnose Lungenkrebs. Im Interview spricht er über die Zeit der Diagnose, wie er und seine Familie damit umgegangen sind und wie sich sein Leben seitdem verändert hat.

    Christian Schmitt-Plank

    Vorsitzender des Bundesverband Selbsthilfe Lungenkrebs e.V.

    An einem warmen, sonnigen Frühlingstag ging ich zu einem Lungenspezialisten. Als ich die Praxis verließ, war der sonnige Tag noch derselbe, aber meine Welt war zusammengebrochen.

    Herr Schmitt-Plank, wie wurde Ihnen die Diagnose gestellt und gab es vorherige Symptome?

    Im Frühjahr 2007, mit 39 Jahren, hatten meine Frau und ich gerade ein Haus gebaut, unsere Tochter sollte im Sommer eingeschult werden und wir waren gesund. Nach einem Bluthusten, der nach einer Erkältung zu Ostern auftrat, durchsuchte ich das Internet nach möglichen Ursachen und stieß auf Verbindungen zu Lungenkrebs. Ich dachte, dass eine so schwere Erkrankung erst am Ende vieler Symptome des Rauchens steht und sah mich nach zehn Jahren Rauchen nicht gefährdet. Trotzdem ging es mir nicht aus dem Kopf und ich wollte mir von einem Arzt bestätigen lassen, dass alles in Ordnung ist. An einem warmen, sonnigen Frühlingstag ging ich zu einem Lungenspezialisten in die Praxis. Die Röntgenbilder, die er mir zeigte, bewiesen das Gegenteil.

    Lungenkrebs im dritten Stadium. Als ich die Praxis verließ, war der sonnige Tag noch derselbe, aber meine Welt war zusammengebrochen und ich fühlte mich nicht mehr zugehörig.

    Wie reagierte Ihr Umfeld auf die Diagnose, insbesondere Ihre Familie?

    Mein erster Gedanke war, wie meine Familie reagieren würde – sind sie wütend oder machen mir Vorwürfe? Das Gegenteil war der Fall. Aber mein erster Gedanke beruhte auf der Selbstschuld, da ich ja geraucht hatte. Als Berater erlebe ich oft ähnliches Verhalten bei Lungenkrebspatienten aufgrund der hohen Belastung und Selbststigmatisierung des Rauchens. Viele Betroffene fühlen sich nicht berechtigt, Hilfe zu suchen oder zu erhoffen. Meine Familie unterstützte mich jedoch sehr. Sowohl meine Freunde als auch Kollegen waren unsicher im Umgang mit mir. Ehrlich gesagt, wusste ich selbst nicht, wie ich am besten reagieren sollte, da ich auch nicht wusste, wie mit der Situation umzugehen war. Zu viele Fragen waren schwierig, aber zu wenige Fragen fand ich ebenfalls unangenehm.

    In dieser schweren Zeit finden Menschen oft Kraftquellen. Welche haben Ihnen geholfen?

    Erstens meine Familie, für deren Unterstützung ich unendlich dankbar bin. Die starken Nebenwirkungen der Chemotherapie hätten mich allein vielleicht aufgeben lassen, aber ich wollte noch so viele Momente mit meiner Familie erleben, wie zum Beispiel die Einschulung meiner Tochter. Diese Gedanken gaben mir Kraft, aber es belastete mich auch, die Angst in den Augen meiner Familie zu sehen.

    Der Austausch mit anderen Betroffenen gab mir auch viel Kraft. Von ihnen konnte ich lernen, wie sie mit ähnlichen Situationen umgehen, und wertvolle Tipps erhalten. Jeder geht anders damit um, und ich habe viele eindrucksvolle Ratschläge bekommen, die ich erfolgreich umsetzte. Dadurch fand ich einen Weg, mit meiner Situation umzugehen.

    Wie geht es Ihnen heute?

    Nach meiner onkologischen Nachsorgeuntersuchung im Herbst letzten Jahres wurde zum ersten Mal seit 15 Jahren kein fester Folgetermin vereinbart. Seither sehe ich mich nicht mehr als „Betroffener“, sondern als „ehemals Betroffener“. Im Alltag habe ich keinerlei Einschränkungen durch die Erkrankung und gehe zum Beispiel wie früher jedes Jahr Skifahren. In den Bergen merke ich ab 2.000 m Meereshöhe, dass die Luft langsam dünner wird – das habe ich früher nicht bewusst wahrgenommen. Das ist alles. Wäre ich nicht nach Feierabend in der Selbsthilfe aktiv, wäre „Lungenkrebs“ wahrscheinlich kein Thema mehr in meinem Leben.

    Aber auch wenn meine Krebserkrankung wahrlich nicht die schönste Erfahrung war, so hat sie mir doch auch sehr deutlich vor Augen geführt, welchen unschätzbaren Wert das Leben hat. Und deshalb soll diese Erfahrung Teil meines Lebens bleiben. Das ist unter anderem ein Grund, warum ich mich in der Selbsthilfe engagiere.

    Haben Sie Ratschläge für anderen Betroffenen in einer ähnlichen Situation?

    Es ist wichtig, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, da Forschung und Therapiemöglichkeiten stetig verbessert werden. Sich selbst einzubringen und gemeinsam mit dem Arzt nach der besten individuellen Therapiemöglichkeit zu suchen, lindert die Ungewissheit und das schreckliche Gefühl der Hilflosigkeit.

    Jeder Betroffene sollte seinen eigenen Weg finden und gehen! Jeder sollte versuchen, sich mit seiner Krankheit auseinanderzusetzen.

    5 FAKTEN ZU LUNGENKREBS

    1 Lungenkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten weltweit: In Deutschland erkranken jährlich knapp 60.000 Menschen an Lungenkrebs. Es ist für eine erhebliche Anzahl von Krebstodesfällen verantwortlich.

    2 Rauchen ist der Hauptrisikofaktor: Der Großteil der Lungenkrebsfälle (rund 90%) wird durch das Rauchen von Tabakprodukten verursacht. Passivrauchen kann ebenfalls das Risiko erhöhenU+002e2 Rauchen ist der Hauptrisikofaktor: Der Großteil der Lungenkrebsfälle (rund 90%) wird durch das Rauchen von Tabakprodukten verursacht. Passivrauchen kann ebenfalls das Risiko erhöhen.

    3 Unterscheidung zwischen kleinzelligem und nichtkleinzelligem Lungenkarzinom: wobei letzterer die häufigere Form ist. Die beiden Typen haben unterschiedliche Verlaufsmuster und Behandlungsoptionen.

    4 Symptome treten oft erst spät auf: Frühe Symptome von Lungenkrebs sind oft unspezifisch oder treten erst in fortgeschrittenen Stadien auf, was die Diagnose erschwert. Zu den Symptomen gehören anhaltender Husten, Atembeschwerden, Brustschmerzen und Gewichtsverlust.

    5 Früherkennung kann die Überlebensrate verbessern: Die Entdeckung von Lungenkrebs in einem frühen Stadium erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung erheblich. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere für Raucher oder ehemalige Raucher, können lebensrettend sein.

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