Home » Luft und Lunge » Lungenkrebs im Fokus – Im Interview: Expertenteam des Lungenzentrums in Gauting
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Das interdisziplinäre Expertenteam des zertifizierten Lungenzentrums in Gauting im Interview über Fortschritte in der Früherkennung und Behandlung von Lungenkrebs

Welche Möglichkeiten zur Früherkennung von Lungenkrebs gibt es?

Dr. W. Gesierich

Ärztlicher Direktor und Chefarzt Pneumologie

Dr. Gesierich: Lungenkrebs verursacht im Frühstadium meistens keine Symptome und wird daher oft zu spät erkannt. Zur Früherkennung ist radiologische Diagnostik erforderlich. Große Studien in den USA und Europa haben gezeigt, dass regelmäßige Computertomographien in Niedrig-Dosis-Technik bei Risikopersonen Frühstadien erfassen und die Sterblichkeit an Lungenkrebs verringern können. Ein entsprechendes Früherkennungsprogramm wird momentan in Deutschland in Zusammenarbeit von medizinischen Fachgesellschaften und Institutionen des Gesundheitssystems etabliert.

Was lässt sich mit Hilfe der Bronchoskopie erkennen?

Dr. Gesierich: Ergeben sich in der Computertomographie tumorverdächtige Befunde, ist meistens eine Lungenspiegelung der nächste Schritt. Wir können Tumore in den großen Atemwegen direkt sichtbar machen und mit ultradünnen Geräten und Biopsie-Sonden tief in die Lungen hineinfahren und peripher gelegene Herde erreichen.

Mit Ultraschallbronchoskopen können wir außerdem die Lymphknoten punktieren, die an der Lungenwurzel und um die Luftröhre den großen Atemwegen anliegen.

Die Methode erlaubt so, einen Tumornachweis zu führen und gleichzeitig die Tumorausdehnung in den Organen des Brustkorbs zu erfassen

Welche Fortschritte hat die Medizin in der Behandlung von Lungenkrebs erreicht?

Prof. Dr. N. Reinmuth

Chefarzt Thorakale Onkologie

Prof. Dr. Reinmuth: Fortschritte sehen wir sowohl bei der Chemotherapie, der zielgerichteten Therapie als auch bei der Immuntherapie. Ziel ist es, nicht einfach allen Patienten eine Standardtherapie zu bieten, sondern sowohl den Tumor als auch die Patienten so gut wie möglich kennenzulernen. Entscheidend ist die frühe, umfassende Untersuchung des Tumors. Jeder Tumor weist ein eigenes genetisches Profil auf und auf dieser Grundlage können wir dann eine Therapie maßschneidern – mit oralen Medikamenten, Chemotherapie oder eine Immuntherapie.

Gibt es aktuelle oder künftige Therapien, die aus Ihrer Sicht besonders vielversprechend sind?

Prof. Dr. Reinmuth: Als besonders viel versprechend sehe ich die Weiterentwicklung der systemischen Therapie wie zielgerichtete Therapie als auch Immuntherapien.

Hier gibt es zahlreiche neue Therapieansätze, die aber unbedingt zunächst in klinischen Studien untersucht werden müssen

Gerade die Immuntherapie erlaubt die Möglichkeit, eine langfristige Therapiekontrolle zu erreichen und das vor allem bei Patienten, bei denen keine zielgerichtete Therapie möglich ist. Daher werden derzeit zahlreiche Maßnahmen entwickelt, um diesen Therapieansatz zu verbessern und mit anderen wie der zielgerichteten Therapie, zu kombinieren.

Wann ist ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung von Tumoren in der Lunge sinnvoll?

Prof. Dr. R. Hatz

Chefarzt Thoraxchirurgie

Prof. Dr. Hatz: Ein chirurgischer Eingriff ist immer dann sinnvoll, wenn der Tumor primär operabel ist, d.h. dass der Tumor komplett entfernt werden kann. Man unterscheidet zwischen „offenen“ und „minimal-invasiven“ Operationsverfahren an der Lunge. Ist der Tumor eher klein und ohne lokalen Befall der Lymphknoten der Lunge, wird minimal-invasiv operiert. Hierbei kommt meistens die Videothorakoskopie (VATS) zum Einsatz. Auch der Roboter wird als Operationstechnik eingesetzt.

Das „offene“ Operationsverfahren kommt bei allen anderen lokal begrenzten Lungentumoren zur Anwendung

Wie profitiert der Patient von einem ganzheitlichen und individuellen Ansatz in der Behandlung?

Prof. Dr. Hatz: Die Behandlung des Lungenkrebses hat auf Grund des enormen Erkenntnisgewinns und schnellen Fortschritts in den angewandten Therapiekonzepten in den letzten 10-15 Jahren stark an Komplexität gewonnen. Die Pneumoonkologie hat in den etablierten Lungenkrebszentren zu einem noch differenzierteren und explizit individuellen Ansatz in der Behandlung geführt. Hierbei wird auch der ganzheitliche Ansatz in den Mittelpunkt gerückt: die zertifizierten Lungenkrebszentren sind nicht nur der Behandlung, sondern auch der Nachsorge und jahrelangen Begleitung des Patienten mit seinen psychischen und sozialen Problemen verpflichtet.

Asklepios Lungenklinik Gauting

Robert-Koch-Allee 2
82131 Gauting
Tel.: 089 – 85791 – 0
[email protected]
www.asklepios.com/gauting

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