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    Wie gut ist die Luft, die wir atmen?

    Foto: petrmalinak via Shutterstock.com

    Ohne Luft um uns herum können wir nicht leben. Wir atmen sie ständig und mit ihr auch darin enthaltene Schadstoffe. Die bekanntesten und für die Gesundheit am relevantesten sind Feinstaubpartikel (PM10, PM2.5, ultrafeine Partikel), Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3). Die Hauptquellen von Luftschadstoffen sind der Verkehr, die Industrie, die Energieerzeugung und der Hausbrand.

    Dr. Myriam Tobollik

    Gesundheitswissenschaftlerin beim Umweltbundesamt

    Feinstaubpartikel lösen Entzündungen und Stress in menschlichen Zellen aus, die zu akuten und chronischen Gesundheitsschäden führen können. Die Weltgesundheitsorganisation hat festgestellt, dass derzeit keine Feinstaubkonzentration benennbar ist, unterhalb derer eine schädigende Wirkung ausgeschlossen werden kann. Akute, über Stunden oder wenige Tage anhaltende Belastungen können zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und zu vermehrten Krankenhauseinweisungen, meist aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, führen. Chronische Belastungen über einen Zeitraum von Monaten und Jahren können sich auf die Atemwege, das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und das Nervensystem auswirken. Damit kann Feinstaub mitverantwortlich sein für Erkrankungen wie zum Beispiel Asthma bronchiale, Arteriosklerose, Diabetes mellitus Typ 2 oder Demenz, und eine erhöhte chronische Feinstaubbelastung führt zu einer erhöhten Gesamtsterblichkeit. Insbesondere für Menschen mit vorgeschädigten Atemwegen und für ältere Personen, aber auch für Kinder mit ihren in der Entwicklung befindlichen Atemwegen ist das Risiko gesundheitlicher Schäden durch Feinstaub erhöht. 

    Stickstoffdioxid als Reizgas kann bei hohen Konzentrationen insbesondere zu obstruktiven, das heißt die Atemwege verengenden Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale führen oder bestehende Atemwegserkrankungen verschlimmern. So kann Stickstoffdioxid die Wirkung von Allergenen auf allergisches Asthma verstärken. Hohe Stickstoffdioxidkonzentrationen führen zu vermehrten Krankenhauseinweisungen. Eine längerfristige Belastung kann zu einer erhöhten Gesamtsterblichkeit führen. Menschen mit Asthma sowie Kinder und ältere Menschen sind im Allgemeinen einem größeren Risiko für die gesundheitlichen Auswirkungen von Stickstoffdioxid ausgesetzt. Die gesundheitlichen Wirkungen von Ozon bestehen in einer verminderten Lungenfunktion, Atemwegsbeschwerden und der Gefahr der Ausbildung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Bei körperlicher Anstrengung unter erhöhten Ozonkonzentrationen können sich diese Wirkungen verstärken. Empfindliche oder Personen mit vorgeschädigten Atemwegen wie zum Beispiel Personen, die an Asthma bronchiale leiden, sind besonders anfällig.

    Belastungssituation in Deutschland

    Die Konzentrationen von Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon sind in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich zurückgegangen. Dennoch liegen die derzeitigen Konzentrationen größtenteils über den aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Diese hat im Jahr 2021 ihre Richtwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit aktualisiert. So soll der Jahresmittelwert für Feinstaub (PM2.5) 5 µg/m³ nicht überschreiten. Dies war jedoch bei 99 Prozent der Messstationen in Deutschland im Jahr 2020 der Fall. Gleiches gilt für den Tagesmittelrichtwert von 15 µg/m³. Im Fall von Stickstoffdioxid überschritten im Jahr 2020 83 Prozent der Messstationen den aktuellen Jahresmittelrichtwert von 10 µg/m³. Den Tagesmittelrichtwert von 25 µg/m³ überschritten 76 Prozent der Stationen. Bei Ozon lagen im Jahr 2020 fast alle Messwerte über den aktuellen lang- und kurzfristigen Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation.

    Wie gut ist also die Luft, die wir atmen?

    Fazit: Die Luft, die wir in Deutschland atmen, ist in den letzten Jahren wesentlich besser geworden im Hinblick auf die Belastung mit Luftschadstoffen. Im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes sollte die Belastung weiter reduziert werden.

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