Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder Harndrang, der nicht mehr zu halten ist: Damit haben Millionen von Männern zu kämpfen. Wichtig ist dann eine ärztliche Abklärung. Meist heißt dann die Diagnose: gutartig vergrößerte Prostata. Zur Behandlung gibt es effektive Möglichkeiten.
Prof. Dr. Andreas Wiedemann
1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft und Chefarzt der Klinik für Urologie im Evangelischen Krankenhaus Witten
Auch Männer sind anfällig für Blasenprobleme. Bei manchen beginnen sie bereits kurz nach dem 40. Geburtstag. Ist die Blasenfunktion gestört, kann das den Alltag sehr belasten, vor allem wenn dies mit unkontrollierbarem Urinverlust verbunden ist. Das Risiko für Inkontinenz steigt mit dem Älterwerden. So sind hierzulande Männer und Frauen über 70 Jahren in gleicher Zahl betroffen, jeweils knapp die Hälfte von ihnen. Die positive Nachricht: Mit einem gesunden Lebensstil, ausgewogener Ernährung und regelmäßigem Sport lässt sich Inkontinenz in hohem Maß vorbeugen.
Bei Männern ist die Ursache für Kontinenzprobleme oder Störungen beim Wasserlassen meist eine gutartig vergrößerte Prostata, fachlich benignes Prostatasyndrom (BPS).
Das Wachstum der Drüse ist ein normaler Prozess, auch hormonelle Einflüsse und genetische Veranlagung spielen eine Rolle. In der Folge kann die Harnröhre, die mittig durch das kleine Organ läuft, verengt sein. Das kann zu belastenden Beschwerden führen. Typisch ist: Der Harnstrahl wird schlechter und trotz Harndrang dauert es, bis die erstenTropfen kommen. Bildet sich Restharn in der Blase, kann sich die Prostata entzünden, bei einer Infektion der Blasenschleimhaut sind Blutungen möglich. Eine weitere Störung entsteht vielfach, weil die Blase gegen das entstandene Hindernis arbeiten muss, um sich zu entleeren: Sie entwickelt sich zu einer Reizblase. Ein klassisches Symptom ist neben häufigem Wasserlassen auch unkontrollierbarer Harndrang. Er kommt so plötzlich auf, dass die Toilette dann kaum noch rechtzeitig zu erreichen ist – auch nachts. Auslöser dieser Dranginkontinenz können aber ebenso neurologische Erkrankungen sein, etwa Parkinson oder Schlaganfall.
Macht die Blase Beschwerden, sollte zeitnah eine Urologin/ein Urologe aufgesucht werden – um schwerwiegende Gründe auszuschließen.
Der Befund ist unkompliziert erstellt, etwa über eine Urinuntersuchung, Abtasten der Prostata, Ultraschalluntersuchung sowie einen Check des PSA-Werts im Blut. Bei nur leichten Beschwerden kann schon ein verändertes Trinkverhalten nutzen. Für die Behandlung einer vergrößerten Prostata gibt es verschiedene Medikamente. Im ersten Schritt kommen meist pflanzliche Präparate zum Einsatz, etwa aus Sägepalmextrakt, Brennnesselwurz oder Kürbiskernextrakt. Sie beruhigen die Blase und haben einen abschwellenden Effekt auf die Prostata. Das belegen Studien. Bei höherem Leidensdruck werden, individuell auf den Patienten abgestimmt, stärker wirkende, „chemische“ Arzneien verordnet. Helfen diese Maßnahmen nicht, kann an eine Operation gedacht werden: Heute gibt es verschiedene geprüfte Verfahren, die auf schonende Weise die Verengung der Harnröhre aufheben. Niemand muss sich mit Prostatastörungen abfinden. Eine frühzeitige Therapie kann viel Leid ersparen.
Hier gibt’s weitere Infos und Adressen
Auf der Website der Deutschen Kontinenz Gesellschaft finden Betroffene und Interessierte umfangreiche Informationen zu Harn- und Stuhlinkontinenz bei Frauen, Männern und Kindern. Plus: örtliche Adressen von anerkannten ärztlichen Beratungsstellen sowie zertifizierten Kontinenz- und Beckenboden-Zentren.