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    Trainer Neururer – 10 Jahre nach dem Infarkt: Ich lebe gelassener!

    Foto: Zay Nyi Nyi via Shutterstock.com

    Peter Neururer ist seit fast 40 Jahren als Fußballtrainer in allen deutschen Ligen zu Hause. 2012 erlitt er einen Herzinfarkt. Im Interview erzählt der Sportler durch und durch, wie dieser Moment sein Leben nachhaltig veränderte.


    „Ich rege mich bewusst nicht mehr über Dinge auf, die ich nicht beeinflussen kann.“

    – Peter Neururer, Fußballtrainer

    Peter Neururer, Sie erlitten 2012 auf dem Golfplatz einen Herzinfarkt. Ist Ihnen die Ursache dafür bekannt?

    An mangelnder Fitness kann es nicht gelegen haben: Ich hatte am Vortag noch 90 Minuten Fußball gespielt und einen Gesundheitscheck hinter mir, der unauffällig gewesen war. Mein Arzt machte zwei Dinge für den Infarkt verantwortlich: Zum einen litt ich damals an dem Luxus „akuter Freizeitstress“. Ich war für zwei, drei Monate ohne Trainervertrag und machte aktiv Urlaub: Ich fuhr mit meiner Harley durch die USA, spielte Golf … was man so macht. Doch während andere zwei, drei Wochen lang ein spaßiges Event nach dem anderen erleben, waren es bei mir zwei, drei Monate. Das ging mir irgendwann sogar ziemlich auf den Geist. Zum anderen war ich bis dahin Raucher. Ich kam auf eine Schachtel pro Tag, an Spieltagen auch mal auf mehr.

    War und ist denn Ihr Leben als Fußballtrainer in den deutschen Ligen nicht auch purer Stress für Sie?

    Meine Arbeit als Trainer habe ich nie als Stress empfunden. Mein Trainerdasein hat mich immer komplett erfüllt – das tut es bis heute!

    Merkten Sie damals, dass Sie gerade einen Infarkt erlitten?

    Überhaupt nicht – der kam aus heiterem Himmel! Ich stand an jenem Tag im Juni an Loch 17 auf dem Golfplatz. Hatte den zweiten Ball schön im Bunker (eine mit Sand gefüllte Fläche auf dem Golfplatz, die als Hindernis dient – Anmerkung der Redaktion). Dann weiß ich nichts mehr … Ich soll noch den dritten Ball an die Fahne geschlagen haben, berichtete man mir, als ich vier Tage später auf der Intensivstation aus dem künstlichen Koma aufwachte.

    Als ich im Krankenhausbett aufwachte, sah ich verwundert auf die verheulten Gesichter meiner Frau und meiner beiden Kinder. Mein Freund und Arzt stand auch neben mir und hatte meiner Familie gerade erklärt, dass ich gleich aufwachen würde und man dann schauen müsste, ob ich gleich wieder der Alte sei … Ich schaute an mir herunter auf die Kabel und Schläuche, an die ich angeschlossen war, und fragte: „Was soll denn der Scheiß?“ Meine Frau lächelte unter Tränen und meinte: „Peter hat nichts, der ist schon wieder ganz er selbst!“

    Und was soll ich sagen, sie hatte recht: Dass man mir sogenannte Stents, also Gefäßstützen, die die Blutgefäße offen- halten, eingesetzt hatte, merkte ich nicht. Das Einzige, was schmerzte, waren die bei der Wiederbelebung zu Bruch gegangenen Rippen. Zu meinem großen Glück war in meinem Golf-Flight (Gruppe von Golfspielern, die gemeinsam von Loch zu Loch spielen – Anmerkung der Redaktion) ein Rettungssanitäter. Ohne dessen beherztes Ein-greifen wäre ich wohl nicht lebend vom Golfplatz gekommen. Ansonsten fühlte ich mich nach der Reha so gut wie vorher. Beim ersten Spiel kurz ‘ nach dem Infarkt saß ich auf der Trainerbank – voll verkabelt. Meine Befindlichkeit wurde live an die Ruhr-UniBochum übertragen. Ich hatte selbst in brenzligen Spielsituationen beste Werte und bekam die Freigabe, wieder uneingeschränkt zu arbeiten.

    Haben Sie nach dem Infarkt etwas an Ihrem Lifestyle geändert?

    Als mein Arzt mir riet, das Rauchen aufzugeben, tat ich genau das. Von heute auf morgen.

    Fiel Ihnen das schwer?

    Nein. Wenn ich einmal „Nein“ sage, dann bleibe ich dabei. Meine Frau raucht noch immer, die alltägliche Versuchung kann ich gut ignorieren. Ansonsten ließ ich fast alles beim Alten: Ich ernähre mich nach wie vor vernünftig und bewege mich. Ich spiele Fußball, fahre Ski, mache jeden Tag Sport.

    Fast alles …?

    Früher trank ich gern mal einen Whisky. Heute genieße ich ab und an mal ein Glas Wein, harter Alkohol kommt mir aber nicht mehr ins Glas.

    Dem Spiegel sagten Sie damals, dass Sie keinen Herzschlag mehr gehabt hätten und tot gewesen wären. Was macht dieses Wissen, noch mal Glück gehabt zu haben, mit Ihnen?

    Ich bin dankbar. Und lebe gelassener. Ich rege mich bewusst nicht mehr über Dinge auf, die ich nicht beeinflussen kann – technische Fehler meiner Spieler beispielsweise. Ich genieße jeden Tag, nehme mein Leben nicht als selbselbstverständlich hin, sondern als Geschenk.

    Lassen Sie sich regelmäßig vom Arzt checken?

    Ich lasse machen, was man machen muss. Aber ich mache jetzt keine extra Herzchecks oder so. Der Herzinfarkt kam ja damals aus dem Nix.

    Vielen Dank, Peter Neururer, für dieses Interview!

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