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    Drei Säulen für ein besseres Leben mit CED

    Fotos: Privat

    Dominika Králová hat Morbus Crohn. Wie sie es geschafft hat, sich selbst aus nicht endenden Schüben herauszuholen, und warum sie heute anderen hilft, erzählt sie im Interview.

    Dominika Králová

    Ernährungswissenschaftlerin und Autorin

    Dominika, du bist studierte Ernährungswissenschaftlerin, Yogalehrerin und Buchautorin, dein Fachgebiet sind „sensible Bäuche“. Wie kam es zu dieser Spezialisierung?

    Ich habe mit 17 Jahren die Diagnose Morbus Crohn bekommen, hatte fünf Jahre durchgehend einen Schub, und keine Medikamente haben geholfen. Mein ganzes Leben drehte sich nur noch um die Erkrankung. Ich habe dann angefangen, selbst nach Möglichkeiten und Wegen zu suchen, wie ich aus meinem Schub rauskommen und wieder die Kontrolle über mein Leben übernehmen kann. Mir wurde sehr schnell bewusst, dass Ernährung beim Krankheitsmanagement eine zentrale Rolle spielt. Ich begann, mich sehr intensiv damit zu beschäftigen, habe schließlich die Entscheidung getroffen, Ernährungswissenschaften zu studieren, und habe den Bachelor und Master gemacht. Ich habe mich immer mehr spezialisiert, auch in die Richtung Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Auf Wunsch von Familie und Freunden habe ich dann angefangen, meinen Blog „Bauchgeschichten“ ins Leben zu rufen. Der Blog ist immer weiter gewachsen, ich habe außerdem die Möglichkeit bekommen ein Buch zu veröffentlichen, und war als Dozentin an der Hochschule Coburg tätig. Irgendwann wurde das neben meiner Vollzeitbeschäftigung zu viel und ich habe beschlossen, mich mit meiner ganzheitlichen Ernährungstherapie für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie CED selbstständig zu machen und ihnen damit zu helfen.

    Welche Rolle spielt die Ernährung bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel CED oder Lebensmittelunverträglichkeiten?

    Bei Darmerkrankungen kommt der Darm ausschließlich über die Ernährung in Kontakt mit der Außenwelt. Also spielt die Ernährung natürlich eine sehr wichtige Rolle. Die Ernährung hat Einfluss auf das Wohlbefinden, den Krankheitsverlauf und die damit verbundenen Darmbeschwerden. Es ist sehr schade, dass dieser Effekt in der klassischen Medizin immer noch belächelt wird. Häufig hören Betroffene „Iss das, was du verträgst“ oder „Iss wie gewohnt“. Aber das ist eben nicht so, weil die Ernährung den Verdauungstrakt passiert und dementsprechend einen Einfluss auf das Wohlbefinden hat. Ein Beispiel: CED-Patienten entwickeln durch die Entzündung im Verdauungstrakt häufig Unverträglichkeiten, dazu kann es zum einen durch die eingeschränkte physiologische Funktion des Darms und zum anderen durch die Abnahme der im Darm ansässigen Transporter und Enzyme kommen. Das Risiko kann zudem auch für Begleiterkrankungen wie Allergien, Rheuma, Neurodermitis oder Psoriasis steigen. Daraus ergeben sich verschiedene Empfehlungen im Hinblick auf die Ernährung: Bei Nahrungsmittelintoleranzen werden bestimmte Lebensmittelgruppen zwar vertragen, aber die Dosis macht das Gift. Bei Lebensmittelallergien sollten die Lebensmittel wiederum gänzlich gemieden werden. Diese Übeltäter finde ich mit meinen Patienten durch eine ausführliche Anamnese, Karenz- und Testphase heraus.

    Du sagtest bereits, dass die Dosis das Gift macht. Gerade bei CED denkt man direkt an lange Listen verbotener Lebensmittel. Ist der absolute Verzicht deiner Erfahrung nach notwendig?

    Die Rückmeldung meiner Patienten ist: „Ich wusste gar nicht, dass ich so viel essen darf.“ Und das ist der Punkt: Absoluter Verzicht ist nicht notwendig, solange es auch dafür keine Notwendigkeit gibt. Im Gegenteil: Abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ist für eine optimale Nährstoff- und Energiezufuhr sehr wichtig, da sie für viele Funktionen und auch Regenerationsprozesse im Körper verwendet und benötigt werden. Rutscht der Körper in einseitige Ernährung, zehrt er aus Energiereserven und Restreserven, man kommt in einen Teufelskreis mit Beschwerden und begünstigt das Risiko für Nährstoffmängel oder auch andere Begleiterkrankungen.

    Welche Bausteine gehören neben der Ernährung zu einer ganzheitlichen Therapie, um den Alltag mit einer chronischen Erkrankung besser bewältigen zu können?

    Über meine ganzheitliche Ernährungstherapie nutze ich zusätzlich drei Säulen (Achtsamkeitstraining, Yoga und  Meditationen) und versuche, darüber meinen Patienten den Stups in die richtige Richtung und ihnen verschiedene, hilfreiche Techniken zum Umgang mit der Erkrankung an die Hand zu geben. Das sind für mich die zentralen Bausteine in der Behandlung. Einige wertvolle Studien berichten bereits über den positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität der CED-Patienten genau bei dieser Kombination. Bewegung, Entspannung und Ernährung tragen dazu bei, die Lebensqualität der CED-Patienten zu erhöhen, und helfen im Umgang mit der Erkrankung. Das habe ich schließlich am eigenen Leib erfahren dürfen. Als Ernährungstherapeutin hatte und habe ich immer noch Respekt davor, ob und wie ich meinen Patienten helfen kann, denn schließlich ist jeder individuell. Aber mittlerweile habe ich so viele tolle Beweise dafür, dass die ganzheitliche Therapie aus Ernährung, Entspannung und Bewegung nicht unterschätzt werden sollte. Im Gegenteil: Früher oder später kommt man als CED-Patient nicht drumherum, sich mit diesen Säulen aktiv auseinanderzusetzen. Der wichtigste Baustein ist dennoch, dass Patienten sich selbst am besten kennen: Tu für dich das, was dir guttut und dich glücklich macht. Hör auf deinen Bauch.



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