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Magen und Darm

Mein Leben mit Colitis ulcerosa

Seit über zehn Jahren lebe ich mit Colitis ulcerosa – einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, die mein Leben unberechenbar macht. Ich bin 28 Jahre alt, Biologin, Autorin und Expertin für CED-Patienten. Doch vor allem bin ich jemand, der gelernt hat, mit dieser Krankheit zu leben, anstatt sich von ihr beherrschen zu lassen.

Mila Quirin

Biologin, Autorin, Expertin für Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)

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Als ich die Diagnose bekam, litt ich unter massiven Symptomen: häufige, dringende Stuhlgänge – oft mit Blut und Schleim, starke Bauchkrämpfe, die sich anfühlten, als würde jemand meinen Darm mit einem Eislöffel auskratzen. Ich war erschöpft, hatte Kreislaufprobleme, Brainfog und das Gefühl, in einem Körper zu leben, der nicht mehr meiner war. Heute weiß ich, dass Colitis ulcerosa weit mehr ist als eine Erkrankung des Darms. Sie beeinflusst den gesamten Organismus – Stoffwechsel, Psyche und Energie.

Mein Alltag ist bis heute von dieser Unberechenbarkeit geprägt. In akuten Schüben brauche ich ständig eine Toilette in der Nähe, weil der Stuhldrang so plötzlich kommt, dass manchmal keine zehn Sekunden bleiben. Gassi gehen, einkaufen, Freunde treffen – all das wird dann zur Herausforderung. Doch auch in beschwerdeärmeren Phasen begleitet mich eine tiefe, lähmende Erschöpfung. Die sogenannte Fatigue ist für mich oft belastender als die Darmsymptome selbst. An manchen Tagen kann ich kaum aufrecht sitzen, Zähneputzen oder Staubsaugen fühlt sich an wie ein Krafttraining. Und auch wenn ich seit über vier Jahren in Remission bin, bleibt die Angst, dass es jederzeit wieder losgehen kann.

Ich habe gelernt, meinen Alltag akribisch zu planen – nicht nur, was ich esse, sondern auch, wo die nächste Toilette ist.

Es gibt keinen Aspekt meines Lebens, der nicht auf irgendeine Weise von der CED beeinflusst wäre – von Schlaf und Psyche über Arbeit und Körperbild bis hin zu Finanzen und Beziehungen. Eine große Rolle spielt für mich die Ernährung. Früher konnte ich kaum etwas vertragen und ernährte mich fast ausschließlich von Weißmehl und Süßem – Hauptsache, mein Darm blieb ruhig. Alles, was als „gesund“ gilt, war für mich Gift.

Erst als sich mein Darm beruhigte und ich auch mental wieder Vertrauen ins Essen fand, konnte ich mich langsam an ballaststoffreichere Lebensmittel herantasten. Heute beginne ich den Tag mit einem Müsli aus Samen, Nüssen und Beeren, achte auf eine mediterrane Ernährung – und darauf, dass sie mir guttut. Ich esse aber auch gerne Kuchen oder Eis.

Für mich geht es nicht darum, etwas zu verbieten, sondern um Balance und Wohlbefinden.

Mit meinem neuen Buch „Darmtastisch – Von Durchfall bis Durchblick“ erfülle ich mir einen Herzenswunsch. Es ist ein Sachbuch, das so persönlich ist wie kaum etwas zuvor.

„Darmtastisch“ verbindet meine wissenschaftliche Neugier mit meiner kreativen Seite – und zeigt, wie faszinierend, witzig und lebendig Biologie sein kann. Dieses Buch ist mein Weg, anderen zu zeigen: Auch mit einer chronischen Erkrankung kann man leben, lachen und lernen – und den eigenen Darm ein bisschen feiern.

Wir sind CHRONISCH GLÜCKLICH

CHRONISCH GLÜCKLICH e.V. ist eine gemeinnützige Patientenorganisation für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.


Gegründet von Betroffenen, setzen wir uns dafür ein, dass niemand mit der Diagnose CED allein bleiben muss. Wir möchten Menschen ermutigen, ihren eigenen Weg mit der Erkrankung zu finden – mit Wissen, Akzeptanz und Gemeinschaft.

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