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    Neuer Therapieansatz bei Reizdarm: Probiotika mit Myrrhe-Arznei kombinieren

    Foto: Madeleine Steinbach via Shutterstock

    Im Rahmen der modernen ganzheitlichen Therapie chronischer Darmerkrankungen wie Reizdarm erfreuen sich nicht nur pflanzliche Arzneimittel wachsender Beliebtheit – auch werden zunehmend Probiotika eingesetzt: Das sind „gute“ Bakterien, die geschluckt werden, sich im Darm ansiedeln und für mehr Gesundheit sorgen sollen. Ihre Effekte hängen dabei unter anderem von der Stabilität der Darmbarriere ab. Denn: Eine intakte Darmbarriere ist essenziell für eine erfolgreiche Ansiedlung der Probiotika und eine gesunde Mikrobiota (früher „Darmflora“, die Mikroorganismen im Verdauungstrakt). Zur Stabilisierung der Darmbarriere haben sich pflanzliche Arzneimittel bewährt, die die Arzneipflanze Myrrhe enthalten. Vor der Einnahme probiotischer Kulturen sollte daher sichergestellt sein, dass die Darmbarriere stabil und dicht ist.

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    Wir sprachen mit dem Magen-Darm-Facharzt Prof. Dr. med. Martin Storr, Zentrum für Endoskopie, Starnberg, über Bedeutung und Zusammenhänge von Darmbarriere, Probiotika und pflanzlichen Mitteln.

    Prof. Dr. med. Martin Storr

    Magen-Darm-Facharzt
    Zentrum für Endoskopie, Starnberg

    Welche Bedeutung hat die Darmbarriere bei Darmerkrankungen wie Reizdarm oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)?

    Die Darmbarriere hält das Gleichgewicht im Verdauungstrakt aufrecht, indem sie unter anderem die „Darmflora“ und die menschlichen Immunzellen voneinander trennt. Ihre Funktionsstörung kann dazu führen, dass Darmbakterien in die Darmschleimhaut eindringen und übermäßige Immunreaktionen auslösen. Bei vielen chronischen Darmerkrankungen gilt eine gestörte Darmbarriere heute als maßgeblicher Faktor, der zu Fehlfunktionen führt, die Entzündungen und Bewegungsstörungen im Darm bewirken. Beim weitverbreiteten Reizdarmsyndrom sprechen aktuelle Studien ebenfalls dafür, dass kleine Entzündungen, sogenannte „Mikroinflammationen“, eine wichtige Rolle als Auslöser oder Verstärker (Trigger) spielen.

    Welche pflanzlichen Mittel empfehlen Sie in diesen Fällen?  

    Zur Erreichung der daraus resultierenden Therapieziele wie Entzündungshemmung und Stabilisierung der Darmbarriere können, besonders bei Durchfallsymptomatik, pflanzliche Arzneimittel mit Myrrhe eingesetzt werden – denn deren Wirksamkeit bei diesen beiden zentralen Angriffspunkten ist wissenschaftlich gut belegt. Diese „Phytotherapeutika“ sind auch aufgrund ihrer Mehrfachwirkung (Multi-Target-Effekt) empfehlenswert, weil sie die komplexen Krankheitsmechanismen auf verschiedenen Ebenen beeinflussen – und so einen wichtigen Beitrag zur Genesung der Patienten leisten. 

    Bei welchen Darmerkrankungen und Symptomen werden Probiotika sinnvoll eingesetzt?

    Die kleinen „Helferlein“ werden vielfach bei Blähbauch sowie Durchfall und Verstopfung eingesetzt, wenn deren Ursache unklar ist. Auch bei chronischen Darmerkrankungen zur Linderung von Symptomen wie Stuhlunregelmäßigkeiten, Bauchkrämpfen oder Blähungen werden sie verwendet. Die Auswahl des Bakterienstammes erfolgt je nach stärkstem Symptom. Patienten mit Schmerzen und Blähungen scheinen nach bisherigen Erkenntnissen vor allem von Bifidobakterien und Laktobazillen zu profitieren. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die erfolgreiche Besiedlung durch die probiotischen Keime auch von der Funktion und Zusammensetzung der individuellen Mikrobiota abhängt.

    Wieso ist eine stabile Darmbarriere Voraussetzung für eine erfolgreiche Probiotika-Therapie? 

    Um eine bestmögliche Therapie mit Probiotika zu gewährleisten, sollte eine intakte, also stabile und dichte Darmbarriere vorliegen. Nur dann kann sich die wichtige schützende Schleimschicht ausreichend aufbauen – was dazu führt, dass sich sowohl die individuelle Mikrobiota als auch die zugeführten probiotischen Keime bestmöglich ansiedeln können. Darüber hinaus ist eine „starke“ Darmbarriere essenziell für eine gesunde Darmflora. Denn sowohl die Fehlbesiedlung als auch durchlässige Darmbarriere werden heute mit einer Vielzahl von Darmfunktionsstörungen und -erkrankungen assoziiert, beispielsweise Reizdarm, Glutenunverträglichkeit oder Colitis ulcerosa. 

    Und welchen Stellenwert haben in diesem Therapiespektrum pflanzliche Arzneimittel?

    Sowohl Untersuchungen an der Charité Berlin als auch der Universität Leipzig konnten belegen, dass beispielsweise die Arzneipflanze Myrrhe zur Stabilisierung der Darmbarriere beiträgt und so vor einer Destabilisierung durch entzündungsfördernde Stoffe im Darm schützt. Durch die Kombination von Probiotika mit einer wirksamen Myrrhe-Arznei kann die Effizienz der Probiotika-Gabe gesteigert werden, da sich die Mikroorganismen erst bei intakter Darmbarriere bestmöglich ansiedeln können. Durch zusätzliche antientzündliche und entkrampfende Wirkungen von Phytotherapeutika wird darüber hinaus die Symptomvielfalt gerade bei chronischen Darmstörungen, die mit Durchfällen sowie Krämpfen und Blähungen einhergehen, positiv beeinflusst. 

    Was empfehlen Sie Patienten, die Probiotika einnehmen wollen?

    Besonders bei chronischen Darmbeschwerden, die einfach nicht verschwinden wollen, sollte man am besten vor der Einnahme beim Arzt prüfen lassen, ob die Darmbarriere dicht und damit abwehrstark ist – sonst kann der „Schuss auch nach hinten losgehen“. Dieser Nachweis erfolgt recht schnell mit einigen spezifischen Laborparametern wie z. B. Zonulin. Erst wenn das Ergebnis vorliegt und klar ist, die Darmbarriere „steht“, erst dann sollten Probiotika eingenommen werden.

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