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    Selbstwirksamkeit
    hilft enorm

    Foto: Lisa Doneff

    Die Ernährungswissenschaftlerin und Ernährungstherapeutin mit Vertiefung auf Ernährungspsychologie Dominika Králová ist selbst von Morbus Crohn betroffen. Sie braucht mittlerweile keine Medikamente mehr, die Krankheit ist bei ihr in Remission. Mit ihrer Methode konnte sie bereits mehr als 500 Patient*innen mit chronischen Erkrankungen helfen.

    Dominika, wie kamst du zu deinem Beruf?

    Ich war schon immer sehr an medizinischen Themen und Gesundheitsthemen interessiert. Letztlich gab ein Zeitungsartikel den Ausschlag, der über Ernährungswissenschaften berichtete, das passte genau. Ich habe studiert, mit MBA und Master, machte auch eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin, auch Achtsamkeitstraining und Ernährungspsychologie kamen hinzu. Heute bin ich ganzheitliche Ernährungsberaterin und unterstütze Menschen mit chronischen Erkrankungen, nicht nur mit Ernährung, sondern auch mit mentalem Coaching und Yogatherapie.

    Wie hast du die Behandlung deiner eigenen Erkrankung erlebt?

    Als ich die Diagnose bekam, war ich 17. Die Zeit davor war schlimm, weil sie voller Ungewissheit war. Ich hatte starke Magen-Darm-Beschwerden und viel Gewicht verloren, ich wog nur noch knappe 48kg bei 1,70m Körpergröße. Über eine Spiegelung kamen die Ärzte dann zur Diagnose. Damals hatte ich noch keine Ahnung, was es bedeutet, chronisch krank zu sein. Ich hatte auch keine Ahnung von Morbus Crohn. Gleichzeitig habe ich wenig hinterfragt, habe mir Broschüren und Medikamente geben lassen und bin nach Hause gegangen. Rückblickend sehe ich, dass ich damals von den Ärzten kaum aufgefangen oder ernst genommen wurde, ich musste selbst herausfinden, was es neben Medikamenten für Optionen gibt.

    Wie geht es dir heute und was hat dir geholfen?

    Es geht mir heute sehr, sehr gut. Seit mittlerweile zehn Jahren bin ich in Remission und nehme keine Medikamente, das ist alles andere als selbstverständlich. Mich aktiv mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und ein Verständnis dafür aufzubauen, was es bedeutet, chronisch krank zu sein und Morbus Crohn zu haben, hat mir sehr geholfen. Für mich hat die Gesundheit heute höchste Priorität. Es ist sehr wichtig, sich um sich selbst zu kümmern. Seinen Job auszuüben, Freundschaften pflegen, für seine Familie sorgen – das alles geht nur gut, wenn es einem selbst gut geht. Die Gesundheit hat Auswirkungen auf alle Bereiche.

    Aus deiner Erfahrung – welche Rolle spielt die Ernährung in der Behandlung von chronischen Erkrankungen?

    Über 90 Prozent meiner Patienten kommen erst nach vielen Jahren Krankheitsgeschichte in meine Ernährungstherapie, oft nachdem sie mehrere medikamentöse Therapien ausprobiert haben. Das an sich zeigt schon deutlich, dass Ernährungstherapie in der Behandlung leider noch immer eine viel zu kleine Rolle spielt. Es herrscht auch insgesamt wenig Bewusstsein dafür, wie stark man den Krankheitsverlauf über Ernährung beeinflussen kann. Über die Ernährung, und das ist ganz wichtig, legt man seine Erkrankung in die eigenen Hände. Auch Achtsamkeitstraining und Yoga haben diesen Effekt. Die Selbstwirksamkeit beeinflusst nicht nur die Symptomatik positiv, auch die Psyche und das Immunsystem profitieren.

    Was müsste sich verändern?

    Es ist wichtig, Patienten in der Behandlung auch in Bezug auf die Ernährung Bausteine an die Hand zu geben, nicht nur eine medikamentöse Therapie. Idealerweise sollten Ärzte mit Ernährungstherapeuten und Psychologen zusammenarbeiten, um Patienten optimal zu helfen. Es wäre wunderbar, wenn dies durch Krankenkassen unterstützt würde.

    Weiterführende Informationen

    Sie möchten mehr über Dominika Králová und ihre Arbeit erfahren? Weitere Informationen finden Sie unter bauchgeschichten.com und auf ihrem Instagram-Kanal.

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