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Magen und Darm

Warum moderne Therapien heute mehr Hoffnung denn je geben

Foto: Shutterstock, 2165926849

Darmkrebs gehört zu den häufigsten, aber auch am besten behandelbaren Krebsarten – wenn er früh erkannt wird. Prof. Sebastian Stintzing erklärt, warum Vorsorge so entscheidend ist, welche Fortschritte moderne Therapien ermöglichen und wie sie die Behandlung revolutionieren. Sein Appell: Wer zur Vorsorge geht, kann Darmkrebs oft verhindern, bevor er entsteht. Geht man erst zur Darmspiegelung, wenn bereits Beschwerden da sind, die durch Darmkrebs ausgelöst werden, dann ist der Krebs häufig schon in einem späteren Stadium. Die Behandlungsoptionen sind dann deutlich schlechter.

Prof. Dr. med. Sebastian Stintzing

Klinikdirektor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie (CCM) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin

Welche Fortschritte wurden in den letzten Jahren in der Therapie des Darmkrebses erzielt?

Ab einer bestimmten Ausbreitung der Krebserkrankung wird eine Chemotherapie notwendig. Viele Betroffene haben dann Angst vor Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Haarausfall.

Speziell beim Darmkrebs haben wir aber mittlerweile sehr moderne Medikamente zur Verfügung, sodass diese Nebenwirkungen eher selten auftreten und es Patienten nach der Behandlung vergleichsweise gut geht.

Zudem gibt es zwei große Bewegungen: Die erste ist die Immuntherapie, in der das Immunsystem des Patienten so geschärft wird, dass es den Krebs bekämpfen kann. Denn viele Krebszellen senden sogenannte „töte mich nicht“-Signale an das Immunsystem aus, sodass der Körper die Krebszellen nicht als fremd erkennt. Mittels immuntherapeutischer Ansätze können wir mit Hilfe von Antikörpern dieses Signal deaktivieren, sodass das Immunsystem die Krebszellen wieder als fremd erkennt und bekämpft.

Bei fünf bis acht Prozent der Darmkrebsbetroffenen können wir solche Medikamente einsetzen, ohne dass eine Chemotherapie notwendig ist.

Das ist eine hocheffektive Therapie, für die aber eine genetische Testung unbedingt notwendig ist. Die zweite Bewegung ist die Präzisionsonkologie. Die Grundlage hierfür sind Erkenntnisse über bestimmte Zielstrukturen im Tumor, die wir mit bestimmten Hemmstoffen angreifen können, um das Tumorwachstum zu hemmen bzw. den Tumor zu verkleinern. In diesem Bereich verzeichnen wir derzeit große Fortschritte, aber dieses Verfahren kombinieren wir oft noch mit einer Chemotherapie, um die maximale Effektivität zu erreichen. Das hat zum Beispiel auch schon dazu geführt, dass wir Patienten, deren Tumor bisher inoperabel war, so behandeln konnten, dass der Tumor kleiner und eine Operation möglich wurde:

Plötzlich sind in manchen Fällen also wieder Behandlungs- oder gar Heilungschancen da, die vorher nicht im Raum standen.

Wir haben also mittlerweile Medikamente, Therapieansätze und Kombinationstherapien, die sehr effektiv sind und die Prognose für Betroffene deutlich verbessern können. Daher ist es auch immer sinnvoll, einmal nachzufragen, ob derzeit klinische Studien laufen, für die man als Patient eventuell geeignet sein könnte. Bei metastasiertem Darmkrebs ist eine molekulargenetische Untersuchung bei allen Patienten unbedingt notwendig. Denn auf Grundlage der Ergebnisse können wir eine möglichst zielgerichtete Therapie durchführen, die die Prognose des Patienten deutlich verbessern kann.

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