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    „Kinder haben sehr gute Heilungschancen“

    Foto: Mama Belle and the kids via Shutterstock.com

    Rund 600* Kinder sind jedes Jahr allein in Deutschland neu von Leukämie betroffen. Wir sprachen mit Prof. Dr. Julia Hauer, die seit November 2021 das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München leitet, über akute Leukämie im Kindesalter und Erkenntnisse ihrer Forschungsgruppe.

    Prof. Dr. Julia Hauer

    Chefärztin und Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Klinik München Schwabing und des Klinikums rechts der Isar der TUM

    Frau Professor Dr. Hauer, Sie sind Kinder-Hämatologin und -Onkologin und untersuchen die genetische Prädisposition von Kindern, an Krebs, insbesondere an Leukämie, zu erkranken – woran genau forschen Sie?

    Wir möchten herausfinden, welche Kinder ein höheres Risiko haben, an Krebs zu erkranken, mit einem Fokus auf akuter Leukämie. Dafür bestimmen wir den genetischen Fingerabdruck, um festzustellen, ob beim Kind oder vielleicht auch schon bei den Eltern genetische Veränderungen vorliegen, die ein Risiko für eine Krebserkrankung darstellen. Man kann dann Vorsorgeuntersuchungen und Programme definieren, damit ein erneutes Auftreten möglichst früh erkannt und Überlebens- und auch Heilungschancen verbessert werden können. 

    Was sind die Unterschiede zwischen akuter und chronischer Leukämie? Wer ist davon betroffen?

    Im Kindesalter sehen wir vorwiegend akute Leukämien, besonders die akute lymphatische Leukämie. Sie macht etwa 90 % der Fälle bei Kindern aus. Akut bedeutet, dass diese Leukämieerkrankung relativ schnell auftritt. Wenn Kinder mit der Neudiagnose Leukämie zu uns kommen, hatten sie meist noch vor drei bis vier Wochen ein normales Blutbild. Bei Erwachsenen sieht man hauptsächlich akute myeloische Leukämien und chronische Leukämien, die über einen langen Zeitraum hinweg entstehen. 

    Warum sind gerade Kinder und Jugendliche von der akuten lymphatischen Leukämie betroffen?

    Dafür gibt es bislang keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise, aber verschiedene Theorien. Bei der chronischen Form müssen die am Anfang gesunden Blutzellen über eine längere Zeit mehrere genetische Veränderungen durchlaufen, bis die Zelle entartet und zur Krebszelle wird. Dafür sind Kinder zu jung, die Zelle wäre noch nicht lange genug Faktoren ausgesetzt, die zur Entartung führen. Auch das Immunsystem könnte eine Rolle spielen. 

    Wie sieht die aktuelle Therapie bei Kindern aus? 

    Kinder mit akuter Leukämie werden in der Regel mit einer Chemotherapie behandelt. Diese dauert meist ein halbes bis Dreivierteljahr und ist in mehrere Blöcke unterteilt. Die Kinder werden zur Behandlung jeweils ein paar Tage stationär aufgenommen. Auch eine Stammzellentransplantation ist in seltenen, aggressiven Fällen möglich, aber nicht oft nötig. 

    Ist Leukämie vererbbar? 

    Anhand von Studien können wir sehen,  dass ungefähr  10 bis 12 % der Kinder eine sogenannte genetische Prädisposition für Tumoren haben. Hier sind alle Tumorentitäten umfasst; spezifisch für die Leukämien liegt der Wert bei ca. fünf Prozent.

    Was wünschen Sie sich von der Forschung?

    Kinder haben sehr gute Heilungschancen, ein sehr hoher Anteil wird wieder ganz gesund. Gerade im Kindesalter sollte ein großes Augenmerk auf Prävention liegen. Auch müssen wir weitere Therapien wie die Immuntherapie entwickeln, die weniger Nebenwirkungen verursacht, damit die Kinder möglichst keine Langzeitnebenwirkungen mit ins Erwachsenenalter nehmen. Im Gegensatz zu Erwachsenen haben Kinder nach der Heilung eine Lebenserwartung von 70, 80 Jahren. Das macht einen großen Unterschied.

    Helfen Sie mit und spenden Sie, damit wir die Entwicklung verbesserter Therapien und Heilungschancen fördern können.

    Online-Spenden: https://spenden.carreras-stiftung.de
    Spendenkonto: Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.
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    * Quelle: https://www.kompetenznetz-leukaemie.de/content/aerzte/epidemiologie/

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