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    Gut geschlafen? Natürlich! 

    Schlafstörungen sind ein weitverbreitetes Problem, mittlerweile kann man fast von einem Volksleiden sprechen. Welche Wirkstoffe helfen können, um ein gesundes und erholsames Schlafverhalten zu unterstützen, erklärt der Fachapotheker Dr. Stefan Noé im Interview.

    Dr. Stefan Noé

    Fachapotheker für Pharmazeutische Analytik und Arzneimittelinformation

    Herr Dr. Noé, wie häufig lassen sich in Ihrer Apotheke Menschen zum Threma Schlafstörungen beraten?

    Es kommen täglich Kunden, die nach Einschlafhilfen fragen. Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen gesundheitliche Sorgen bereitet, auch fürchteten etliche um ihren Arbeitsplatz. Aktuell sind viele durch die Inflation von wirtschaftlichen Ängsten geplagt. Sie können nicht gut abschalten, die Gedanken kreisen und sie schlafen schlecht. Apotheken sind hier eine niederschwellige Anlaufstelle, die Kunden zu diesen Themen berät.

    Wie finden Sie als Apotheker heraus, was Ihren Kunden helfen kann?

    Wichtig ist, dass man das Beratungsgespräch in einer ruhigen Atmosphäre führt und offene Fragen stellt, um herauszufinden, was das Problem ist. Mit etwas Erfahrung lässt sich meist gut einschätzen, ob Unruhe oder Ängstlichkeit die Ursache sein könnten oder ob etwas anderes zugrunde liegt. Insbesondere ältere Patienten nehmen beispielsweise oft Arzneimittel ein, die für Unruhe verantwortlich sein können. Man sollte im Beratungsgespräch sehr aufmerksam sein, um Nebenwirkungen durch Medikamente oder auch organische Ursachen auszuschließen. Gegebenenfalls muss man an einen Arzt verweisen, aber in vielen Fällen können wir weiterhelfen.

    Welche natürlichen Wirkstoffe können bei Ein- und Durchschlaf- problemen helfen, und wo setzen diese Wirkstoffe an?

    Es gibt eine Reihe natürlicher Wirkstoffe mit unterschiedlichen Wirkprofilen, die gut helfen. Bei pflanzlichen Arzneimitteln kommt es auf die Zubereitung an; eine Teezubereitung ist nicht vergleichbar mit einem konzentrierten Extrakt. Wir unterscheiden im Wesentlichen drei Einsatz- bereiche: Bei Jetlag z. B. hilft Melatonin, es wird bei einem verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus nach einer Fernreise unterstützend eingenommen. Melatonin ist allerdings keine klassische Schlaf- oder Beruhigungshilfe, für diese Bereiche gibt es Wirkstoffe, die besser geeignet sind.
    Wenn z. B. Unruhe, Angst oder Stress die Schlafbeschwerden auslösen, empfehle ich meist ein Lavendelöl-Präparat. Vergleichsstudien zeigen, dass Lavendelöl-Präparate genauso wirksam sein können wie chemische Beruhigungsmittel, aber nicht deren Nebenwirkungen haben, sie haben auch kein Abhängigkeitspotenzial. Wichtig ist, dass das Lavendelöl eine besondere Qualität hat, der Wirkstoff muss konzentriert sein. Andere Kunden wiederum kommen mit Einschlafproblemen zu uns. Sie finden schwer in den Schlaf oder wachen nachts auf und können dann nicht mehr einschlafen. Hier kann eine Kombination aus Baldrian und Hopfen hilfreich sein. Baldrian wirkt beruhigend, der Hopfen eher schlafanstoßend, beide wirken im Zusammenspiel. Es gibt verschiedene Kombinationspräparate, die Baldrian und Hopfen enthalten, sich aber stark unterscheiden, je nachdem wie die Inhaltsstoffe aufbereitet sind.

    Können solche Arzneimittel mit natürlichen Wirkstoffen ohne Bedenken auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden?

    Grundsätzlich ja. Aber es ist wichtig, dass man die Ursache des Schlafproblems klärt. Wenn die Beschwerden länger anhalten, sollte man mit dem Hausarzt sprechen. In manchen Fällen kann auch eine Psychotherapie Linderung verschaffen.

    Wie steht es um die Verkehrstüchtigkeit nach Einnahme der natürlichen Präparate?

    Was das Lavendelöl betrifft – hier ist am nächsten Tag nicht mit einem Hangover zu rechnen. Auch die Hopfen-Baldrian-Kombination ist gut verträglich, man sollte sie aber nicht in der zweiten Nachthälfte nehmen, wenn man am nächsten Tag Auto fahren oder Maschinen bedienen muss. Wird das Hopfen-Baldrian-Präparat abends eingenommen, werden in der Regel am nächsten Tag keine Probleme auftreten. Wichtig zu wissen ist auch: Weder beim Lavendelöl noch bei der Baldrian-Hopfen-Kombination gibt es eine Wirkverstärkung durch Alkohol.

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