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    Influencer oder Sinnfluencer? Wie der Tod die Menschen fesselt  

    FOTO: BESTATTUNGENBURGER

    Immer mehr Menschen holen sich Wissen und Meinungen von Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube. Welche Mode ist gerade angesagt? Wie repariere ich mein Smartphone? Und was esse ich, um mich gesund zu ernähren? Leuchtet ein, habe ich auch schon oft gemacht – wie sicherlich viele von uns. Doch dass Leute sich Videos eines jungen Bestatters zu Gemüte führen würden, diese tausendfach liken und teilen würden, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Was hat sich in der Gesellschaft diesbezüglich gewandelt? Ich erzähle nun ein wenig aus dem Nähkästchen, denn mein Sohn Luis – auch bekannt als „Der TikTok-Bestatter Luis Bauer“ nimmt in seinen TikTok-Videos kein Blatt vor den Mund. Genau dafür lieben ihn die Leute und feiern ihn. Über 1,3 Millionen Follower zählt der Kanal (@bestattungenburger) inzwischen auf TikTok und ist digitales Zeugnis dafür, dass das Interesse an diesem Thema nie verschwunden war.

    Luis ist von Kindesbeinen an als Sohn eines Bestattungsunternehmers mit den Themen Sterben und Bestatten vertraut. Schon bald war ihm klar, dass er in die Fußstapfen seines Vaters steigen würde. Warum Formeln in Mathematik und Chemie lösen, wenn er trauernden Familien durch seine Arbeit helfen konnte. Für seine Klassenkameraden nichts Neues. Im Gegenteil: Sie waren neugierig, als er vom Gymnasium ins väterliche Bestattungsinstitut wechselte. Genau das inspirierte ihn auch, für junge Menschen eine Plattform zu schaffen, auf der er zum einen zeigen konnte, was er als Bestatter den ganzen Tag so tat, und zum anderen die Möglichkeit für Austausch, Anteilnahme und Trost bieten konnte

    Seine Rechnung ging vom ersten Tag an auf. Unzählige Fragen wurden und werden unter den Videos gepostet. Unzählige persönliche Geschichten werden per Nachricht an ihn adressiert. Inzwischen ist die Zahl der Kommentare so groß, dass er sie nicht mal ansatzweise beantworten könnte. Und da sind manchmal auch sehr heftige Schicksale mit dabei. Deswegen stehen wir in engem Austausch, denn solche Schicksale muss man persönlich auch richtig einsortieren und verarbeiten. Da hilft Sprechen viel. Doch sehr schnell wurde mir klar, dass Luis eine tiefe Erfüllung darin gefunden hatte, anderen Menschen auf dieser Ebene helfen zu können. Eben nicht nur als Influencer, sondern bewusst als Sinnfluencer.

    Er hat inzwischen seine eigenen Mechanismen gefunden, um mit den Schicksalen anderer Menschen umzugehen und die Arbeit vom Privaten zu trennen. Diese Fähigkeit ist gerade in unserem Beruf extrem wichtig. Für Luis ist es sehr wichtig, authentisch und ehrlich in seinen Videos zu sein. Denn genau das schätzen und erwarten die Menschen auch. „Da kannst du wirklich über alles berichten: Was passiert mit Wasserleichen? Wie funktioniert eine Einbalsamierung? Die Leute wollen eben genau wissen, was danach geschieht oder was mit einem Verstorbenen aus ihrem Umfeld passiert ist.“ Das Interesse der Öff entlichkeit an Tod und Abschied und somit auch an Luis ist so groß wie noch nie. Doch er sieht sich dennoch nur als Plattform oder Kanal, den wir nutzen, um sich mit dem oftmals schweren Thema zu befassen und für das Leben gestärkt zu werden. Denn das ist seine und unsere Mission, in der wir unterwegs sind. Online, in den sozialen Medien und natürlich auch im „Real Life“. Das ist Luis – trotz all der Aufmerksamkeit und dem medialen Rummel – enorm wichtig. „Denn am Ende bin ich auch nur ein Mensch, der durch seine Arbeit anderen Menschen hilft. Und das ist ein zutiefst befriedigendes Gefühl.“

    Luis ist seit Kindesbeinen als Sohn eines Bestattungsunternehmers mit den Themen Sterben und Bestatten vertraut. Schon bald war ihm klar, dass er in die Fußstapfen seines Vaters steigen würde. Warum Formeln in Mathematik und Chemie lösen, wenn er trauernden Familien durch seine Arbeit helfen konnte. Für seine Klassenkammeraden nichts Neues. Im Gegenteil: Sie waren neugierig, als er vom Gymnasium ins väterliche Bestattungsinstitut wechselte. Genau das inspirierte ihn auch, für junge Menschen eine Plattform zu schaffen, auf der er zum einen zeigen konnte, was er als Bestatter den ganzen Tag so tat und zum anderen die Möglichkeit für Austausch, Anteilnahme und Trost bieten konnte.

    Seine Rechnung ging vom ersten Tag an auf. Unzählige Fragen wurden und unter den Videos gepostet. Unzählige persönliche Geschichten werden per Nachricht am ihn adressiert. Inzwischen ist die Zahl der Kommentare so groß, dass er sie nicht mal ansatzweise beantworten könnte. Und da sind manchmal auch sehr heftige Schicksale mit dabei. Deswegen stehen wir in engem Austausch, denn solche Schicksale muss man persönlich auch richtig einsortieren und verarbeiten. Da hilft Sprechen viel. Doch sehr schnell wurde mir klar, dass Luis eine tiefe Erfüllung darin gefunden hatte, anderen Menschen auf dieser Ebene helfen zu können. Eben nicht nur als Influencer, sondern bewusst als Sinnfluencer.

    Er hat inzwischen seine eigenen Mechanismen gefunden, um mit den Schicksalen anderer Menschen umzugehen und die Arbeit vom Privaten zu trennen. Diese Fähigkeit ist gerade in unserem Beruf extrem wichtig. Für Luis ist es sehr wichtig, authentisch und ehrlich in seinen Videos zu sein. Denn genau das schätzen und erwarten die Menschen auch. „Da kannst Du wirklich über alles berichten: Was passiert mit Wasserleichen? Wie funktioniert eine Einbalsamierung? Die Leute wollen eben genau wissen, was danach geschieht, oder was mit einem Verstorbenen aus ihrem Umfeld passiert ist“.

    Ich finde das Klasse, denn zum einen bietet unsere Arbeit eine sehr große Sinnhaftigkeit und tiefe persönliche Erfüllung

    Genau diese Offenheit und die Weitergabe von Informationen verleiht den Betroffenen Sicherheit. „Man weiß Bescheid, dann kann es gar nicht mehr so schlimm sein.“ Das rät er den Trauernden auch auf TikTok und Co: „Beschäftigt euch mit dem Thema. Lasst die Gedanken und letztendlich auch den Schmerz zu. So kommt ihr Schritt für Schritt weiter in eurer Trauer.“ Dass diese Mechanismen funktionieren, bestätigen all die Nachrichten, die bei ihm eingehen, in denen sich Betroffene für seine Tipps bedanken und ihm Fragen stellen und Themen mitteilen, über die er doch mal ein Video machen solle.

    Als alten Hasen in der Bestatterbranche freut es mich natürlich, dass die Enttabuisierung weiter voran geht und die Offenheit in der Gesellschaft so groß ist wie nie. „Wie cool, wegen Dir habe ich nun meine Ausbildung gemacht und letzte Woche die Abschlussprüfung zur Bestattungsfachkraft bestanden“, teilte ein junger Mann Luis letzthin in der Nürnberger Fußgängerzone mit. Er wusste nicht, welcher Beruf für ihn der Richtige sei, und entschied sich auf Grund Luis TikTok-Videos die Laufbahn des Bestatters einzuschlagen. Und er war nicht der Einzige, der dieses Feedback gab, berichtete mir mein Sohn.

    Ich finde das Klasse, denn zum einen bietet unsere Arbeit eine sehr große Sinnhaftigkeit und tiefe persönliche Erfüllung. Die Möglichkeiten, anderen Menschen zu helfen sind enorm. Zum anderen bringen junge Menschen neue Ideen und frischen Wind in eine Branche, die seit Jahrzehnten erfolgreich tabuisiert wurde und es aus sich heraus nur schwer geschafft hat, aus dem Schatten von Traditionen und Konventionen herauszutreten. Ich als Senior sehe meine Aufgabe ganz klar hinter der Kamera und eher beratend mit meiner Erfahrung. Denn die junge Generation will natürlich Ihresgleichen sehen und auch ihre „eigene Sprache hören“.

    Wenn der Tod kommt, ist Sense: Unglaubliche Geschichten und skurriles Wissen aus dem Bestatteralltag

    Lesen Sie von unglaublichen Erlebnissen aus sechs Generationen Bestattergeschichte in dem Buch “Wenn der Tod kommt, ist Sense“ von Luis und seinem Vater Johannes Bauer.

    Und diese spricht Luis auch in unserem Buch „Wenn der Tod kommt, ist Sense – Unglaubliche Geschichten uns skurriles Wissen aus dem Bestatteralltag“. Hier plaudern wir aus dem Nähkästchen, und erzählen, was bei der Arbeit als Bestatter alles passieren kann und was man dabei so Verrücktes erlebt.

    Das Interesse der Öffentlichkeit an Tod und Abschied und somit auch an Luis ist so groß wie noch nie. Doch er sieht sich dennoch nur als Plattform oder Kanal, den wir nutzen, um sich mit dem oftmals schweren Thema zu befassen und für das Leben gestärkt zu werden. Denn das ist seine und unsere Mission, in der wir unterwegs sind. Online, in den Sozialen Medien und natürlich auch im „Real Life“. Das ist Luis – trotz all der Aufmerksamkeit und dem medialen Rummel – enorm wichtig. „Denn am Ende bin ich auch nur ein Mensch, der durch seine Arbeit anderen Menschen hilft. Und das ist ein zutiefst befriedigendes Gefühl.“

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