Home » TABU » Niemand soll sich schämen müssen. Nicht für eine HIV-Infektion
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Kristina stammt aus der Ukraine. In Kuschelevents bietet sie Menschen die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse nach Nähe kennenzulernen und auszuloten. Menschen mit HIV will sie ermutigen. Ihre Botschaft: Keine Scham, kein Stigma!

Wie mensch zu sowas kommt? Vor vielen Jahren stellte Kristina fest, dass sie sexsüchtig war. Gerade als sie eine Möglichkeit suchte, sich neu mit ihrer Sexualität auseinanderzusetzen, war ihr HIV-Test positiv. „Das war nicht, was ich gewollt hatte, aber letztlich war es gut für mich“, sagt Kristina heute. Denn sie lernte, dass sie oft einfach nur Berührung und Nähe suchte, wenn sie Sex hatte. Was nicht bedeutet, dass sie jetzt auf Sexualität verzichtet: „Sex macht mir einfach großen Spaß und ich schäme mich nicht dafür.“ Aus der ehemaligen Journalistin ist mittlerweile eine Sexualtherapeutin und professionelle Organisatorin von Kuschelevents geworden.

Kristina, 37, gibt Kuschelworkshops und ist Kampagnenteilnehmer*in aus der Ukraine, jetzt Berlin. Kampagne zum Welt-Aids-Tag 2023

Kristinas wichtige Botschaft:
Niemand soll sich schämen müssen. Nicht für Bedürfnisse. Nicht für Sexualität. Nicht für eine HIV-Infektion.

„Es vollkommen okay, mit HIV zu leben!“, betont sie. Kristina selbst hat in Deutschland gleich zu Beginn eine großartige Erfahrung von Akzeptanz gemacht: Die Familie, die Kristina und ihre Tochter aufnahm, war bezüglich ihrer HIV-Infektion völlig entspannt und unterstütze sie sehr. „Ich bin ihnen unendlich dankbar!“

Für Kristinas Tochter ist die HIV-Infektion ihrer Mutter und ihr Aktivismus übrigens völlig normal. Sie sorgte sich kürzlich sogar einmal, Kristina könnte geheilt werden – und wäre dann langweilig. „Da konnte ich sie beruhigen“, sagt Kristina und lacht. Heute unterstützt Kristina selbst HIV-Positive aus der Ukraine in Deutschland. Außerdem versucht sie, Menschen in der Ukraine zum Test zu motivieren – den viele aus Angst vor Ablehnung scheuen. In der Ukraine sind sehr viel mehr Frauen HIV-positiv als hierzulande, viele wissen nichts von ihrer Infektion.

Erzählst du uns von deinem positiven Testergebnis?

Ich arbeitete zu der Zeit als Journalistin an einem interaktiven Projekt zum Thema HIV. Alle im Team waren wie Medizinstudierende im ersten Semester: Jedes Mal, wenn du von einem neuen Symptom hörst, guckst du erstmal, ob du es selbst hast.

Ich hatte vier Wochen vorher ungeschützten Sex gehabt. Jetzt hatte ich Halsschmerzen, Ausschlag und fünf meiner Lymphknoten waren angeschwollen. Der Arzt, mit dem wir arbeiteten, sagte: „Lass das mal besser überprüfen. Schließlich habe ich dann einen Schnelltest gemacht – und der war positiv.

Das war dann sicher nicht einfach für dich.

Ich hatte großes Glück: Durch mein Projekt wusste ich schon, dass ich unter Therapie ein ganz normales Leben würde führen können und dass es mir sehr wahrscheinlich weiter gut gehen würde.

Hast du mit anderen Menschen über deine Infektion gesprochen?

Als ich das im privaten Rahmen begonnen habe, Menschen über HIV zu informieren, fragten viele, warum ihnen das alles niemand früher gesagt habe. Also habe ich mich auf Facebook und Instagram geoutet und dazu eingeladen, mir Fragen zu stellen. Das hat mein Leben massiv verändert.

Wie denn?

Im Dialog über HIV habe ich auch unglaublich viel über mich selbst gelernt. Begleitet durch Therapie und den ernsthaften Willen, wirklich an mir zu arbeiten, habe ich langsam verstanden, was guter Sex für mich ist. Ich habe verstanden, dass ich – wie viele andere Menschen – oft Sex hatte, obwohl ich eigentlich nur berührt, gesehen, wahrgenommen werden wollte. Ich wollte Nähe spüren.

Mehr zu Kristina und den anderen Gesichtern der Welt-Aids-Tags-Kampagne von BZgA, Deutscher Aids-Stiftung und Deutscher Aids-Hilfe unter: www.welt-aids-tag.de

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